Fit für den großen Sport

Der Reiningsattel

Wie in jeder Sportart, die es zu hoher Professionalität gebracht hat, bestimmt auch in der Reining das passende Equipment nicht unerheblich über Erfolg oder Misserfolg. Kernstück hierbei ist der geeignete Sattel, der die Beweglichkeit des Pferdes und die Hilfengebung des Reiters in hohem Maße unterstützt.

Ein passender Sattel sollte für jedes Pferd selbstverständlich sein, im Reiningsport sind die Anforderungen an den Sattel aufgrund des immensen Bewegungspotenzials besonders groß. Neben der ausreichenden Schulterfreiheit, um Manöver wie Spin und Rollback mühelos absolvieren zu können, sollte der Reiningsattel es dem vierbeinigen Sportler ermöglichen, den Rücken maximal aufwölben und die damit erforderliche Körperspannung auch in den rasanten Manövern halten zu können. Nur so bleibt die tragende Wirbelsäule langfristig gesund. Gerade bei Sportpferden arbeiten deshalb Sattler, Trainer und Physiotherapeut im Idealfall Hand in Hand, um das Optimum für Pferd und Reiter zu verwirklichen.

Komfort für den Pferderücken

Mehr noch als bei anderen Satteltypen wird beim Reiningsattel großer Wert auf die entsprechende Schulterfreiheit gelegt, um dem Vierbeiner Raum für kraftvolle Manöver wie Spin und Rollback zu bieten. Aber gerade der gute Wille, die Schulter mit möglichst großer Schulterfreiheit zu entlasten, kann dem Pferd auch Probleme einbringen: „Beim Stop wirken ähnliche Kräfte auf die Schulter wie beim Bergabreiten im Gelände“, erläutert Osteopathin Biggi Küpper vom Saddleshop Aachen. „Bei zu großer Bewegungsfreiheit im Bereich der Schulter nehmen die Bars im vorderen Bereich zu wenig Last auf. Diese Last wird in der Folge auf den Bereich hinter der Schulter verteilt, wo der Trapezmuskel liegt. Zudem schiebt in diesem Fall während des Stops der Bereich unterhalb der Sattel-Fork schmerzhaft gegen die hintere Region des Schulterblattes.“
Eine zu knappe Schulterfreiheit dagegen sorgt dafür, dass der Sattel schon nach wenigen Schritten nach hinten rutscht mit der Folge, dass die Bars im vorderen Bereich direkt hinter der Schulter des Pferdes liegen. „Zwangsweise führt das zu Schmerzen für das Pferd und ist meist mit Gangeinschränkungen verbunden“, so Küpper.
Der Einsatz von teilflexiblen Sattelbäumen und High-Tec-Material verspricht in dieser Hinsicht Verbesserungen und es wird sich mittelfristig in der Praxis zeigen, ob der Reiningsattel der Zukunft neue Wege in Sachen Sattelbaum geht und die Beweglichkeit des Pferdes ohne Wenn und Aber optimiert werden kann.
Auch die Länge des Reiningsattels über den Baum hinaus ist entscheidend für die Bewegungsfreiheit des Pferdes, erläutert Sattler Guido Netzer: „Ein Reiningsattel ist eher kurz, denn große, weit nach hinten und unten auslaufende Skirts können das Pferd in der Bewegung behindern.“ Unterm Strich ist der Reiningsattel damit ein eher schlichter Performancesattel, der vielseitig auch im Freizeitbereich einsetzbar ist.

Effektives Reiten durch perfekte Sitzanatomie

Neben der Passform, die dem Pferd maximale Bewegungsfreiheit bietet, sollte der Reiter einen guten Halt im Reiningsattel haben und seine feinen Hilfen mühelos ans Pferd bringen.
Gerade in der Reining ist es wichtig, dass der Reiter zum einen stabil sitzt, zu anderen aber ausreichend Bewegungsfreiheit hat, um in den Manövern mitgehen und seine Hilfen effektiv und minimalistisch zugleich geben zu können. Wie also von unten auf die optimale Passform fürs Pferd geachtet wird, sollte auch der zweibeinige Sportler obendrauf mit einem passenden Sitz ausgestattet werden. Besonders der richtige Schwerpunkt entscheidet darüber, ob die Hilfen beim Pferd ankommen und der Reiter optimal „im Pferd“ sitzt.

Optimaler Schwerpunkt

Sattler und Reiningreiter sind sich einig: Längst wird beim Reiningsattel nicht mehr darauf geachtet, dass der Reiter während des Stops besonders tief einsitzen kann und damit eher nach hinten gesetzt wird, während die Steigbügelaufhängung tendenziell vorne gelagert ist. Heute wünscht man sich für den Reiningsattel einen möglichst zentrierten Sitz, also im Schwerpunkt des Pferdes und damit eher in der Mitte der Sitzfläche. Die Aufhängung der Fender unter dem Schwerpunkt verhindert beim modernen Sportsattel, dass der Reiter in den Stuhlsitz gezogen wird und erlaubt damit exakte Hilfengebung in der Bewegung des Pferdes und nicht dahinter. Um eine möglichst vielseitige Einwirkung des Reiterbeins zu ermöglichen, sind die Fender frei schwingend verbaut, so dass die Beine auch im Stop da sein können, wo sie hingehören.

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Text: Friederike Fritz, Foto: Luxcompany