Feine Hand – feines Maul
Bodenschule Basics 3
Die Handarbeit kann im Rahmen der Grundausbildung als Vorbereitung für das Reit-Pferd sowie als Begleit-Programm für das schon regelmäßig gerittene Pferd zweckmäßig und nützlich sein. Die Zielsetzung ist, das Pferd schon an der Hand so zu gymnastizieren, dass es sich durch lösende Verständigungsübungen hin zu kraft- und versammlungsfördernden Aufgaben entwickeln kann.
Vor dem Reiten kann die Handarbeit auch als mentales Aufwärm-Training in fünf- bis zehnminütige Übungseinheiten die Aufmerksamkeit, Lockerheit und Impulsion fördern.
Remonte-Haltung zum Einstieg
Als Einstieg in die Handarbeit in der Bewegung hat sich die Remonte-Haltung bewährt. Sie unterscheidet sich von der Dressur-Haltung durch ihre andere Zügelführung und -haltung.
Bei der Remonte-Haltung geht der Mensch auf der Innenseite des Pferdes seitlich mitlaufend auf Höhe von Ganasche bis Halsmitte. Der Kontakt zum Mundstück wird mit einer Hand über beide Zügel unter dem Kinn des Pferdes hergestellt. In der anderen, der dem Rumpf des Pferdes zugewandten Hand, wird die Touchiergerte geführt. Sie kann als beruhigendes oder auch aktivierendes Element an der späteren Schenkellage eingesetzt werden. Erst in der fortgeschrittenen Dressurarbeit kann die Gertenposition deutlich variieren.
In der späteren Dressur-Haltung dagegen wird der äußere Zügel über den Hals geführt, um die äußere Schulter zu begrenzen. Diese Möglichkeit fehlt noch in der Remonte-Haltung, denn sie würde die ersten Schritte in der Kommunikationsentwicklung erschweren. Deshalb wird hier vorwiegend an der Bande gearbeitet.
Wie gut das Pferd diese Übungen annimmt, liegt auch am Ausbilder. Lassen Sie sich filmen und versuchen Sie, auf folgendes zu achten: Wie ist meine Körperhaltung und -position am Pferd? Wie sind meine Energie, meine Dosierung und mein Gefühl? Ist meine Technik mit Zügel und Gerte korrekt? Atme ich kurz und hektisch oder ruhig und gleichmäßig? All dies hat Einfluss auf das eigene Körpersystem und den Grad der eigenen „Weichheit“. Der Rumpfdrehung mit dem eigenen Körper und der Beweglichkeit der eigenen Schultermuskulatur kommt in dieser Übung eine besondere Bedeutung zu.
Übung 1:
Abstreifen mit der Gerte im Stand
Vertrauen schaffen – Antizipieren vorbeugen
Das Ziel dieser Übung ist nicht, dass das Pferd die Gerte in unserer Hand sieht und schon daraufhin reflexiv eine Bewegung ausführt. Ziel in dieser Übung ist es erst einmal, das Pferd am ganzen Körper mit der Gerte abstreifen zu können. Es soll dabei entspannt stehen bleiben und keine Erwartungshaltung in uns oder in die Bewegung der Gerte haben. Wir wollen nicht, dass es antizipiert.
Sollte es während der streifenden Gertenbewegungen auf dem Fell (begonnen an Schulter-Rücken-Rumpf) unruhig sein, dann fahren Sie ruhig, aber auch nicht zu verhalten fort.
Passen Sie Ihre eigene Energie an. Je nach Pferdetyp müssen Sie ruhiger, klarer, gefühlvoller oder auch bestimmter sein. In dem Moment, in dem das Pferd einen Moment ruhig bleibt, nehmen Sie die Gerte weg. Konditionieren Sie es so, dass es immer, wenn es mental und körperlich ruhig wird oder auf allen vier Hufen steht, die Bestätigung durch das Wegnehmen der Gerte erhält.
Denken Sie daran: Sie sind hier noch in der Basisausbildung der Handarbeit. Virtuoses Konditionieren oder anspruchsvolle Piaffe-Schritte sind nicht zielführend in der Basis-Ausbildung.
Das Abstreifen mit der Gerte sollte an der Bande, im Freiraum und natürlich auf beiden Körperseiten erarbeitet werden. Das Pferd sollte die Gertenberührung nicht als stets aktivierendes Signal verstehen.
Der Mensch sollte hier auch eine Körperausstrahlung aufbringen, die dem Thema gerecht wird. Wenn man
als Pferdebesitzer anstrebt, ein Pferd mit einem zufriedenen „mind-set“ als Partner zu haben, geht die eigene Körperenergie oft schon in die richtige Richtung. Souveränität, Ruhe oder Sicherheit kann Tieren auch auf diese Weise vermittelt werden.
Übung 2:
Antreten, Schritt und Halt an der Bande
Offene Ganaschen gestattet
Beginnen Sie im Stand an der Bande. Streichen Sie das Pferd weich mit der Gerte ab, es soll dabei ruhig stehen bleiben. Fassen Sie mit der Hand, die Richtung Pferdekopf weist, die Zügel wie folgt unter dem Kinn…
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Text und Foto: Rika Kreinberg