Es ist Fohlenschau-Saison

Plädoyer für die Fohlenschau von DQHA-Zuchtrichterin Kirsten Bär-Blackert

Jedes Jahr die gleiche Frage: Soll ich oder soll ich nicht? Diese Frage stellen sich die großen und kleinen Züchter oder auch AQH-Fans, die nur mal ein Fohlen aus ihrer Stute ziehen wollen.
„Fohlenschau“ ist ein sehr großes und nicht unumstrittenes Thema: Ein Züchter will wissen, wo er mit seiner Zucht steht, ein anderer denkt „Ich lasse mir doch mein Fohlen nicht schlecht reden!“ Die nächsten sagen „Da gewinnen doch sowieso immer die gleichen“ oder Reining-Fans behaupten „Eine richtige Chance haben eh nur Pleasure-Pferde“. Die Liste der Begründungen bzw. Ausreden, warum man nicht meldet, ließe sich endlos fortsetzen.

Die Statistik lügt nicht
Diese ganzen Vorurteile können aber statistisch wiederlegt werden. Natürlich gibt es Züchter, die jedes Jahr mehrere Fohlen vorstellen und so wächst natürlich die Wahrscheinlichkeit, ein am besten bewertetes Jungpferd zu stellen, es gibt aber auch den einen kleinen Züchter, der mit seinem Fohlen die beste Beschreibung nach Hause nimmt.
Es geht bei einer Fohlenschau auch nicht darum, zu „siegen“, den Züchterkollegen zu bevorzugen oder Fohlen schlecht zu richten. Es geht darum, die AQH-Zucht, UNSERE Zucht zu verbessern, die Pferde gesünder, haltbarer und leichter trainierbar zu züchten. So sollte jeder, der ein Fohlen zieht, die Verantwortung wahrnehmen, die Zucht zu verbessern und sich den Kriterien der Zuchtwertschätzung zu stellen, um zu hinterfragen, ob sein Zuchtziel mit der vorgestellten Nachzucht erreicht ist.
Auch geht es darum, im Laufe der Jahre zu protokollieren, wie sich Hengst und Stute vererben – ein wichtiges Kriterium in der Rassezucht.
Dass nicht jeder Fohlenschau-Champion auch gleich ein Futurity-Champion wird (und umgekehrt), hat auch mit vielen anderen Faktoren zu tun.
Aber nochmal zum Anfang: Jeder, der ein Fohlen hat, sollte es als Anreiz und Chance sehen, sein Fohlen den Richtern zu präsentieren.
Natürlich muss das Fohlen lernen, geführt und gehändelt zu werden für diesen Tag, aber das sollte auch jenseits der Fohlenschau für jeden Züchter selbstverständlich sein. Auf der Fohlenschau wird der Züchter/Besitzer sehen, wie sich sein Nachwuchs in so einer ungewohnten Situation verhält und Rückschlüsse auf seine Zucht, aber auch sein Handling machen können.

Einzigartiges Bewertungssystem
Das Fohlen wird an der Hand im Schritt und Trab auf der Dreiecksbahn vorgestellt. Danach wird es frei auch in der Galoppade besichtigt. So sehen die Richter das Fohlen von vorne, von hinten und von der Seite. In dieser Situation ist es völlig unerheblich, welche Abstammung es hat, hier zählen die Korrektheit und die Bewegungsqualität, hier werden für alle Fohlen die gleichen Maßstäbe angesetzt – gleichgültig, ob zukünftiger Reiner oder Allrounder.
Die Lineare Beschreibung, wie wir sie bei den Zuchtschauen der DQHA anwenden, ist einzigartig und auf die Westernpferde-Rassen abgestimmt.
Wir würden uns freuen, wenn sich viel mehr AQH-Züchter und -Besitzer mit dem Thema „Zuchtschauen“ beschäftigen würden und zum Beispiel auf einem der Kurse zur Linearen Beschreibung erkennen würden, was für ein tolles System das ist.

Text: Kirsten Bär-Blackert, DQHA-Zuchtrichterin, Foto: Nina Obermüller