DQHA-Zuchtrichterausbildung

Zuchtrichteranwärter gehen in die zweite Runde
Die DQHA-Zuchtrichterausbildung ist ein wichtiger Bestandteil der DQHA als anerkannter Zuchtverband für American Quarter Horses. Kompetente Zuchtrichter beschreiben nicht nur die vorgestellten Pferde, sondern sorgen damit auch dafür, dass eine längerfristige Zuchtwertschätzung und damit Verbesserung der Zucht überhaupt möglich ist. Zum zweiten Modul der umfangreichen Ausbildung trafen sich als Referentinnen die amtierende DQHA Zuchtleiterin Ronja Hagedorn und DQHA Zuchtrichterin Nina Obermüller sowie die teilnehmenden „Azubis“ am 22./23. Juni wieder auf Gestüt Taubenhof zum Ausbildungswochenende.
Am Samstag ab 9.00 Uhr ging es los. Zunächst übernahm DQHA Zuchtleiterin Ronja Hagedorn und vermittelte den Teilnehmern die allgemeinen Grundlagen der Vererbungslehre und – in Hinblick auch auf die Besonderheiten beim American Quarter Horse – die Themen Farbgenetik und Gendefekte.
Im Anschluss referierte DQHA Zuchtrichterin Nina Obermüller zum Thema Kommunikation. Dabei ging es nicht nur um Kommunikation im Allgemeinen, sondern auch um (Konflikt-)Gespräche und Kommentierung. Auch die nonverbale Kommunikation und spezielle Fragestellungen wurden ausführlich behandelt: Wie kommt der Zuchtrichter bei den Teilnehmern an? Wie gibt er sich? Wie können Kommunikationsengpässe sinnvoll bewältigt werden?
Nina zog dafür auch das bekannte Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun (Vier-Ohren-Modell) heran, was den Teilnehmern verdeutlichte, wie schnell es zu Missverständnissen in der Kommunikation kommen und wie man diese vermeiden kann. „Aus meiner Erfahrung als Zuchtrichterin weiß ich, dass ich für die Teilnehmer greifbar sein muss“, erläuterte sie. Sie plädierte dafür, dass die Zuchtrichter zwar nicht während der Beschreibung, jedoch hinterher bzw. nach der eigentlichen Zuchtschau den Teilnehmern und anderen Interessierten zum erklärenden Gespräch zur Verfügung stehen sollten.
Vertiefende Praxis in Linearer Beschreibung
Nachmittags ging es dann wieder zur Praxiseinheit in die Reithalle, wo erneut Lineare Beschreibung und Anatomie den Schwerpunkt bildeten. Fragen, die sich nach dem ersten Ausbildungswochenende bei den Teilnehmern ergeben hatten, wurden ausführlich erläutert und geklärt. Hierzu „durften“ die Teilnehmer einmal mehr Pferde anmalen, die Referenten korrigierten und erläuterten und auch das Tablet sowie die Beschreibungsbögen kamen wieder zum Einsatz.
Nach einem interessanten langen Ausbildungstag wurde beim gemeinsamen Abendessen nicht nur gefachsimpelt, sondern das Team aus Referenten und Teilnehmern kam sich auch auf persönlicher Ebene näher, was für eine gute zukünftige Zusammenarbeit unerlässlich ist – schließlich wird man auch in Zukunft viel Zeit miteinander im Vorführring verbringen.
Pferdezucht – kein leichtes Thema
Am Sonntagmorgen ging es dann weiter mit einem zugegeben trockenen, aber dennoch wichtigen Thema: der gesetzliche Rahmen der Pferdezucht. Dazu gehören auch das Tierzuchtgesetz, das Tierseuchengesetz und die Viehverkehrsordnung, allesamt wichtige Themen, die gesetzlich nicht nur auf Bundes-, sondern auf EU-Ebene geregelt sind. Sie sind vielen Züchtern und Pferdebesitzern oftmals nicht vollständig bekannt und sorgen damit manchmal für Diskussionen. „Häufig wird vieles immer wieder angezweifelt und es wird uns bzw. der DQHA unterstellt, unnötig Probleme zu machen, wo eigentlich gar keine sind“, so Nina Obermüller. „Fakt ist: Die DQHA muss nach den Vorgaben und Gesetzen handelt und tut dies auch. Und das müssen wir Zuchtrichter den Teilnehmern, aber auch allen anderen Pferdebesitzern klar und deutlich, aber auch plausibel rüberbringen.“
Ein umfangreiches und essenzielles Thema dabei ist auch der DQHA Equidenpass mit Zuchtbescheinigung. Vom rechtlichen Rahmen über die Beantragung und deren zeitlichen Rahmen bis zum Ausfüllen, aber auch Lesen der Pässe informierten die Referentinnen die Zuchtrichteranwärter ausführlich. „Es geht schließlich darum, die Pferde auf der Zuchtschau anhand ihres Equidenpasses identifizieren zu können und evtl. sogar Korrekturen zu veranlassen. Deshalb müssen unsere Zuchtrichteranwärter auch die Namen der Abzeichen genau bezeichnen können, aber auch wissen wie etwa Wirbel und Narben im Pass vermerkt werden, wenn beispielsweise keine Abzeichen vorliegen,“ erklärte Nina Obermüller.
Am Nachmittag folgte dann das Highlight und gleichzeitig eine Mammutaufgabe für jeden einzelnen Teilnehmer: Jeder hatte die Aufgabe, alleine ein Pferd zu beschreiben – eine völlig andere Situation als in einer Gruppe von Gleichgesinnten.
Das vorgestellte Pferd war bereits im Rahmen einer Zuchtschau beschrieben worden und wurde separat auch noch einmal von Nina Obermüller beschrieben. Verglichen wurde dann abschließend in der Runde mit den vorliegenden (alten) Ergebnissen – eine spannende Sache! „Schön war zu sehen, wer schon entscheidungsfreudig loslegte, aber auch, wo noch Probleme liegen“, resümierte Nina Obermüller. „Und natürlich sind sich alle einig, dass noch viel Erfahrung gesammelt werden muss, um dann später auch mit dem Zeitdruck auf der Zuchtschau klarzukommen.“ Denn dort, so die erfahrene Zuchtrichterin, habe man keine zwei Stunden Zeit pro Pferd.
Ein erster mutiger Versuch eines Teilnehmers, die Beschreibung im Anschluss zu kommentieren, rundete das lehrreiche Ausbildungswochenende ab.
„Wir sind sehr positiv gestimmt, dass unsere Zuchtrichteranwärter sich weiter super entwickeln und wir am Ende der Ausbildung tolle neue Zuchtrichter im Team begrüßen werden“, so das Fazit der Referentinnen.
Text: Friederike Fritz, Foto: Nina Obermüller