Magen-Darm-Gesundheit: Viele Faktoren beeinflussen die Verdauung

Weide knapp und schon arg abgegrast, Heu mies und Stress auf der Show? Die sommerliche Fütterung hält viele Stolpersteine in Sachen Verdauung und Magen-Darm-Gesundheit bereit.

Vielerorts sind die Weiden im August bereits weitgehend abgegrast und bei ungenügender Weidepflege müssen sich die Pferde mit schlechter Grasqualität, Verkrautung, zunehmenden Geilstellen und überständigem Gras, aber auch wurzelnahem Verbiss arrangieren. Dies kann sich negativ auf die Magen-Darm-Gesundheit auswirken und zum Teil schwerwiegende Folgen mit sich bringen.
Aber auch andere Faktoren wie Wetter(-wechsel), Trainings- oder Turnierstress, zu wenig Bewegung und Wassermangel können die Verdauungsfunktionen, die vom vegetativen Nervensystem gesteuert werden, negativ beeinflussen.

Langstängeliges Gras bietet zwar jede Menge Raufaser (was ja eigentlich erwünscht ist), enthält jedoch um diese Jahreszeit viel Lignin. Das „holzige“ Lignin bindet – im Gegensatz zu der für Pferde gut verdaulichen Cellulose, die im Weidegras aus Juni/Juli enthalten ist – weniger Wasser und ist gleichzeitig für die Darmbakterien nicht nutzbar. Nimmt der Faseranteil von verdaulicher Cellulose zugunsten von Lignin ab, steigt die Gefahr von Verdauungsproblemen. Vor allem ältere Pferde und Pferde mit Zahnproblemen können das überständige Gras zudem meist nicht mehr ausreichend zerkauen – hier fängt das Verdauungsproblem bereits in der Maulhöhle an!
Häufig reagieren Pferde bei zu hohem Ligningehalt mit Kotwasser, weil das aufgenommene Wasser nicht mehr ausreichend im Verdauungsbrei gebunden wird.

Stichwort Wasser
Damit wären wir schon beim nächsten Punkt, denn wenn das Pferd gerade bei großer Hitze zu wenig trinkt, dabei noch schwitzt UND dann noch aufgrund der Lignin-haltigen Grasqualität unverhältnismäßig viel Wasser als Kotwasser ausscheidet, kann dies erhebliche Probleme hervorrufen. Allein diese Parameter genügen bereits, um eine Verstopfung hervorzurufen. Damit steigt das Risiko einer Verstopfungskolik gerade an heißen Sommertagen enorm.
Insbesondere im Hinblick auf das sommerliche Trinkverhalten kann nicht oft genug erwähnt werden, dass jederzeit sauberes Wasser für jedes Pferd zur Verfügung stehen muss. Dabei muss dafür gesorgt werden, dass je nach Gruppengröße ausreichend Tränkplätze für die Pferde bereitstehen, damit auch die rangniedrigen Pferde sich satt trinken können. Tägliche Reinigung und Kontrolle der Becken und Zuläufe gehören zum Pflichtprogramm. Schwimmertränken sind den Druckventiltränken immer vorzuziehen, da Pferde als Saugtrinker damit viel besser klarkommen und vor allem mehr Wasser aufnehmen können. Viele Pferde trinken sich an Ventiltränken nicht satt, da die Wasseraufnahme nicht ihrem natürlichen Trinkverhalten entspricht.
Pferden, die dazu neigen, zu wenig zu trinken, kann Wasser durch Zusätze „schmackhaft“ gemacht werden. Dies kann man mit Apfelsaft oder Kräuter-/Früchtetee erreichen, der dem aus einem Eimer dargebotenen Tränkwasser beigefügt wird.

Sand im Getriebe?
Ein weiteres Problem, dass zur Verstopfung führen kann, ist die Aufnahme von Sand und Erde. Dies ist häufig der Fall, wenn die Pferde auf stark abgeweideten Koppeln stehen und – je nach Bodenbeschaffenheit – mit der Aufnahme des bis zur Wurzel abgenagten Grases auch Sand und Erde zu sich nehmen. Diese Stoffe können sich vornehmlich im Blinddarm des Pferdes ablagern und für massive Verdauungsprobleme sorgen. Unter anderem durch das Gewicht des Sandes wird die Verdauungstätigkeit eingeschränkt und kommt im schlimmsten Fall zum Erliegen. Der in der Folge eingedickte, ausgetrocknete Darminhalt sorgt für scherwiegende Verstopfungen, die zu schmerzhaften Koliken inklusive einer durch die scharfen Sandkörner verursachten Darmreizung führen können.
Um das Problem der Sandaufnahme abzupuffern, sollte vor dem Koppelgang ausreichend Heu gefüttert werden, damit die Pferde bereits gesättigt sind und somit die Grasnarbe weniger gierig abfressen.

Verstopfung erkennen und handeln
Bemerkt man, dass der Kot auffallend trocken ist oder das Pferd weniger Kot absetzt, wird auch im Sommer als erste Maßnahme Mash gereicht, um die Verdauungsfunktionen anzukurbeln. Vorbeugend gegen Verstopfungen aller Art können Leinsamen oder aufgequollene Flohsamenschalen verabreicht werden. Die sowohl in Leinsamen als auch in Flohsamenschalen enthaltenen Schleimstoffe können die Fließfähigkeit des Futterbreis im Darm fördern und wirken zudem beruhigend auf die Schleimhäute. Wichtig ist, dass beides im Vorfeld ausreichend mit Flüssigkeit zu einem Brei aufgequollen ist. Vor allem bei Flohsamen wird das Quellvermögen häufig unterschätzt…

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Text: Friederike Fritz, Foto: Heike Klar