Aus „angeritten“ wird „gut geritten“

Jungpferdetraining

Es ist soweit: Aus dem unerfahrenen Jungpferd ist ein Reitpferd geworden, das mit den Basics vertraut und bereit ist, sich zusammen mit seinem Besitzer nun im Alltag zu bewähren und seine Ausbildung schrittweise fortzuführen. Es geht aus dem Ausbildungsstall zurück in die Heimat, aus den Händen des Ausbilders in die seines Besitzers, seiner eigentlichen Bezugsperson. Wie lässt sich dieser Übergang sinnvoll gestalten? Volker Schmitt gibt uns zum Abschluss der Serie ein paar wertvolle Tipps und Hinweise, die in zwei Richtungen gehen: Schaffen Sie einen gleitenden Übergang und tauschen Sie sich intensiv mit dem Ausbilder aus!

Im besten Fall hat das junge Pferd während seiner Zeit im Ausbildungsstall regelmäßig Besuch bekommen. Sein Besitzer konnte es nicht nur während einzelner Trainingseinheiten mit seinem Ausbilder beobachten, sondern auch beim Handling. Es entsteht mit der Zeit so ein guter Eindruck davon, wie es sich verhält, wie seine Arbeitseinstellung, sein aktuelles Ausbildungsniveau ist und wie der Trainer damit umgeht.

Zwingend: Praktische Anleitung durch den Ausbilder
In der Übergangsphase kommen zwingend mehrere Reitstunden unter Anleitung des Ausbilders hinzu. Dabei wird nicht nur die individuelle „Gebrauchsanleitung“ für dieses Pferd vermittelt, Trainer und Besitzer können so viel besser etwaige Schwachstellen aufdecken und angehen. Was klappt gut, wo muss nachjustiert werden? Woran muss der Reiter an sich selbst vielleicht noch arbeiten? Jede Trainingseinheit sollte dann im Gespräch auch nachbereitet werden. Worauf legt Volker dabei den Fokus? „Das Hauptaugenmerk liegt darauf, als Ausbilder auch den (neuen) Besitzer besser einschätzen zu können und passend anzuleiten. Man muss am Ende des Anreitens zwingend beide mit ins Boot holen, einzeln und als Team. Es geht in dieser Phase um die individuelle Feinabstimmung.“
Wo immer möglich sollten Videoaufzeichnungen erstellt werden, sowohl von der Arbeit des Ausbilders als auch von allen Reitstunden. Sie veranschaulichen die Vorgehensweise des Trainers, erinnern an mündliche Hinweise, zeigen Stärken und Schwächen des Pferdes und seines Reiters auf und helfen so, auch daheim an kritischen Punkten konsequent weiter zu arbeiten und häufiger auftretende Fehler künftig besser zu vermeiden.

Jede Menge Info
Im Rahmen der Übergabe müssen Informationen ausgetauscht werden. Sie betreffen zum einen das bisherige Management, also etwa: Welches Futter hat das Pferd bekommen und wieviel? Ist es angeweidet, wie lange kam es täglich auf die Weide, alleine oder gemeinsam mit anderen? Zu welcher Art Beschlag rät der Schmied, der Ausbilder? Gab es Probleme beim Anbinden, beim Hufbeschlag, beim Verladen? Andere Informationen betreffen das Training und gehen in zwei Richtungen: Wie ist es bisher gelaufen und was steht für die unmittelbare Zukunft an? Wie lange wurde jeweils trainiert, wie oft pro Woche, woran wurde gerade gearbeitet? Aber auch: Was sollte als nächstes geübt oder vertieft werden? Was gilt es zu festigen, was neu anzugehen? Welche besonderen Talente haben sich gezeigt, für welchen Einsatzbereich ist das Pferd eher nicht geeignet? Welcher Sattel, welches Gebiss, welche Zäumung wurde genutzt? Gut, wenn man in einem intensiven Gespräch mit dem Ausbilder konkrete Tipps und Hinweise bekommt – noch besser, wenn man diese verschriftlicht und am besten gemeinsam einen Trainingsplan für die nächsten Wochen und Monate erarbeitet. Volker rät: „Der Ausbilder sollte dem Besitzer einen Roten Faden mitgeben, eine Richtschnur, die mindestens für die nächsten vier bis acht Wochen Richtung und Inhalt des Trainings vorgibt. Und, ganz wichtig: Es sollte vereinbart werden, dass der Reiter sich frühzeitig an den Ausbilder wenden darf und sollte, sobald Probleme auftauchen!“

Die Ausbildung endet nie
Unser Jungpferd ist nun angeritten und soll sich in den folgenden ein bis zwei Jahren zum gut gerittenen Pferd weiterentwickeln. Vielleicht ist eine Showkarriere geplant und es wird im Anschluss an diese Grundausbildung in Richtung einer Spezialisierung gehen – vielleicht aber auch nicht und es wird ein toller Allrounder, ein zuverlässiges Familienpferd, ein treuer Freizeitbegleiter aus dem Jungpferd. Immer und in jedem Fall gilt: Ein Pferd ist nie fertig ausgebildet, denn es lernt ständig dazu. Damit das möglichst in die richtige Richtung geht, ist eine weitere Begleitung durch versierte Ausbilder unerlässlich. Regelmäßige Reitstunden und/oder Kurse haben zwei Aufgaben: Sie fungieren als eine Art TÜV und prüfen, wie gut Reiter und Pferd bislang gearbeitet haben und sie wirken natürlich als Korrektiv, zeigen Fehler und deren Lösungen auf, weisen die Richtung. Gerade die weitere Ausbildung junger Pferde sollte von kompetenten Trainern weiter begleitet werden. Dann liegen wunderbare Zeiten vor Reiter und Pferd…
Was möchte Volker dem jungen Pferd und seinem Besitzer mit auf den Weg geben? Er fasst zusammen: „In der Ruhe liegt die Kraft – das ist und bleibt das A und O der Pferdeausbildung.“
Und dem ist an dieser Stelle nichts mehr hinzuzufügen! Ein dickes und von Herzen kommendes „Danke!“ geht an Volker, seine Helfer und natürlich seine vierbeinigen Trainees für die Unterstützung und den unermüdlichen Einsatz im Rahmen dieser Serie!

Text & Foto: Angelika Schmelzer