Steif, schief & krumm

Training für mehr Beweglichkeit

Man traut sich kaum, es laut auszusprechen – oder gar niederzuschreiben – aber es ist wahr: Selbst unsere American Quarter Horses, Sinnbilder für Kraft und Geschmeidigkeit, können teils massive Bewegungseinschränkungen aufweisen, die schlicht durch Steifheit verursacht werden. Was dagegen getan werden kann, erläutert dieser Trainingsartikel.

Oft schleichen sich diese Störungen so langsam ein, dass sie dem Reiter nicht auffallen. Manchmal bringt es ein Lehrgang oder ein Fremdreiter dann auf den Punkt: Du, Dein Pferd ist aber ganz schön steif! Und das wirft Fragen auf: Was bedeutet das eigentlich genau? Wie kommt es dazu? Wie wird der Quarter wieder geschmeidig? Und wie lässt sich für die Zukunft verhindern, dass dieses Problem erneut auftaucht?

Ganzheitlicher Blick
„Steifigkeit“ ist zunächst als rein physikalische Größe aufzufassen. Ist ein Pferd steif, dann weist es einen mechanischen Widerstand gegen Einflüsse auf, die bei einem nicht steifen – nachgiebigen – Pferd zu einer Formänderung führen würden. Als Synonym für „steif“ wird häufig auch „verspannt“ benutzt, doch bezieht sich eine Verspannung nur auf die Muskulatur. Es hilft beim Verständnis wie bei der Therapie, wenn der Blick über die verspannte Muskulatur hinaus auf die gesamte funktionelle Einheit gerichtet wird: auf die Gesamtheit von Muskeln und Faszien, Gelenke mit ihren anatomischen Elementen, auf Blutversorgung und Innervation.
Eine solch ganzheitliche Betrachtung macht deutlich, wie vielseitig die Auswirkungen einer muskulären Verspannung auf das gesamte Umfeld sind und berücksichtigt zudem, dass nicht immer die Muskulatur am Ursprung eines solchen Problems steht. Allerdings ist es manchmal schwer, Henne und Ei – Auslöser und Folge(n) – streng voneinander zu trennen.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht der Muskel oder die Muskelgruppe, deren angelegter Bewegungsumfang – maximale Dehnung auf der einen, maximale Anspannung auf der anderen Seite – eingeschränkt ist. Der Muskeltonus ist erhöht, der Muskel verharrt in einem Zustand von Verspannung und kann sich nur noch in geringem Umfang bewegen, also lockern, dehnen und verkürzen. Das führt zu einer Erhöhung des Drucks oder vielmehr, zu einem Fehlen der physiologischen Druckveränderungen innerhalb des Muskels, wodurch die Blutversorgung beeinträchtigt wird. Nerven im Umfeld können ebenfalls durch die Druckerhöhung beeinflusst werden, worauf sie im doppelten Wortsinne gereizt reagieren. Es entsteht Schmerz, der wiederum zu einer schützenden Verstärkung der Spannung führt. Eine weitere Folge: Der physiologische Bewegungsumfang der vom Muskel bewegten Gelenke verringert sich, Beugen, Strecken und/oder Rotieren funktionieren nicht wie gewohnt. Kann das Gelenk nicht angemessen arbeiten, hat das Auswirkungen sowohl auf die Blutversorgung mancher seiner Elemente als auch auf die Bildung und Funktionsfähigkeit der Gelenkflüssigkeit, die wiederum für die Ernährung des Knorpels zuständig ist und diesen fit erhält. Doch der Blick muss sogar noch weiter gehen, da der Schmerz zu Ausweichbewegungen führt: Es wird automatisch eine Schonhaltung eingenommen, eine unphysiologische Haltung, die das betroffene, schmerzhafte Gebiet (vermeintlich) schont, dafür aber weitere Regionen überlastet. Und wie reagieren die wohl darauf? Na klar: mit einer Verspannung, mit weiterer Steifheit…

Mein Pferd ist steif – und nun?
Wie kommt man der Steifheit auf die Spur? Es gibt deutliche Unterschiede zwischen Pferden mit regional begrenzten Problemen in der Beweglichkeit und Pferden, die insgesamt unter Steifigkeit leiden. Zudem muss anerkannt werden, dass es individuelle Unterschiede gibt und zunehmende Versteifung auch ein Teil des normalen Alterungsprozesses sein kann – auch dies wiederum mit individuellen Unterschieden. Nicht alterungsbedingte Formen von Steife und Verspannung sind oft so auf eine Körperregion begrenzt, dass eine
Asymmetrie zu beobachten ist, die bei der Aufdeckung hilft….

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Text & Fotos: Angelika Schmelzer