Wasser – viel mehr als nur Flüssigkeit

Besonders in den Sommermonaten liegt unser Augenmerk auf einer ausreichenden Tränkwasserversorgung unserer Pferde. Aber die bloße Bereitstellung von Wasser genügt nicht, um die Tiere mit dem wichtigsten Lebensmittel zu versorgen: Eine gleichbleibend gute Wasserqualität, die ausreichende Quantität sowie eine aus dem Wissen des Trinkverhaltens der Pferde heraus ausgewählte Tränktechnik sorgen dafür, dass der Durst gelöscht werden kann.

Das natürliche Trinkverhalten von Pferden ist nicht darauf ausgelegt, sich einige wenige Male am Tag „satt“ zu trinken, sondern – je nach Temperatur – zehn bis zwanzig Mal in der Gruppe die Tränke aufzusuchen. Beobachtungen zeigen, dass die Wasseraufnahme bei Pferden am Nachmittag am größten ist. Gerade in den Sommermonaten kommt der Bereitstellung von Trinkwasser größte Bedeutung zu, da der Flüssigkeitsverlust trotz Aufnahme von Grünfutter enorm ist und mangelnde Zufuhr von Flüssigkeit bei hohen Temperaturen sehr schnell zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen kann.

Was ist ein„Saugtrinker“?
Pferde trinken saugend, sie tauchen ihr Maul beim Trinken ins Wasser ein und saugen durch die gespitzten Lippen große Schlucke ein. Bei vielen herkömmlichen Viehtränken, die mit Druckzungen ausgerüstet sind, sind die Becken hierfür zu klein und der Wasserdurchlauf zu gering. An solchen Tränken trinken sich viele Pferde nicht wirklich satt, da sie ungern die Druckzungen betätigen und das lange Abschlürfen des langsam nachfließenden Wassers nicht ihren natürlichen Bedürfnissen entspricht.

Schwimmertränken sind optimal
Wesentlich besser sind deshalb Selbsttränken mit leichtgängigen Rohrventilen, bei denen das Wasser schnell nachfließt. Optimal sind sowohl in Boxen als auch draußen Schwimmertränken, die es mittlerweile in vielen verschiedenen Größen gibt. Vom 5-Liter-Becken für die Box bis hin zur Gruppentränke für die Weide sind Schwimmertränken erhältlich. Hier können Pferde in aller Ruhe und in großen Schlucken trinken, während das Wasser von selbst nachläuft.
In der Gruppenhaltung sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass ein großes Tränkbecken zur Verfügung steht, an dem im Idealfall mehrere Pferde gleichzeitig saufen können, so dass auch rangniedrige Pferde sich in aller Ruhe satt trinken können. Bei mechanischen Tränken, an denen jeweils nur ein Pferd trinken kann, besteht die Gefahr, dass sich lediglich die Herdenchefs ausreichend bedienen, während die letzten in der Rangordnung nur kurz am Wasser verweilen und sich schnell wieder der Herde anschließen.

Wasserbedarf
Pro 100 Kilo Lebendmasse benötigt ein Pferd zirka 5 bis 6 Liter Wasser.
Bei großer Hitze, Trockenheit oder massiver Heufütterung können es bis zu 10 Liter sein! Hochleistungspferde und laktierende Stuten haben einen noch höheren Bedarf, bei ihnen können über den Tag verteilt in Extremsituationen bis zu 80 Liter insgesamt zusammenkommen.

Die gute alte Badewanne
Vielerorts sieht man nach wie vor alte Badewannen und andere Bottiche, die zum Tränken auf den Weiden und Paddocks eingesetzt werden. Im Grunde kein Problem, allerdings sollte man darauf achten, nicht irgendeinen Kübel zu benutzen, sondern ein Gefäß, dass als lebensmittelecht deklariert ist. Anderenfalls können sich im Wasser eventuell schädliche Stoffe aus dem Kunststoff lösen, vor allem Phthalate (Weichmacher). Recyclingprodukte aus dem Baumarkt (erkennbar an der schwarzen Farbe), die z. T. hochgiftige
zinnorganische und phosphororganische Verbindungen, Kontaktallergene und Schwermetalle enthalten, sollten als Tränkwasserbehälter nicht verwendet werden.
Zum Tränken verwendete Bottiche müssen zudem gerade und vor allem kippsicher aufgestellt werden, damit die Pferde auch tatsächlich rund um die Uhr mit Wasser versorgt sind – regelmäßige Kontrolle am besten mehrmals täglich ist Pflicht! Befüllt werden die Bottiche wahlweise per Hand aus einem Weidefass oder auch hier wird ein Schwimmermechanismus installiert, der für kontinuierlichen Zulauf aus dem Fass sorgt.

Hygiene ist das A & O
Bei der Bereitstellung von Trinkwasser spielt – wie beim Menschen auch – Hygiene die entscheidende Rolle. Futterreste, Insekten, Vogelkot, Staub und Pflanzenteile verunreinigen die Tränke und sorgen für vermehrtes Bakterienaufkommen. Deshalb werden die Tränkebecken regelmäßig bei jeder Gelegenheit gereinigt, bei schwer zugänglichen Stellen helfen sogar Zahnbürsten, um in die letzte Ecke zu kommen. Auch auf den Weide verwendete Wasserfässer müssen regelmäßig gereinigt und gespült werden, da auch sie in den Sommermonaten schnell verkeimen.
Übrigens: Thermotanks, die isoliert sind, verhindern nicht nur, dass sich das Wasser zu stark aufheizt, sondern schützen es auch vor Licht und Sonneneinstrahlung und sind vom hygienischen Gesichtspunkt her besser als unisolierte Fässer. Zudem sollten vor allem unisolierte Fässer möglichst an einem schattigen Ort aufgestellt werden, um Algenbildung zu verhindern.

Extratipp
Für kleinere Schwimmerbecken, die in der Box oder im Paddock installiert sind, eignen sich
herkömmliche Zahnreinigungstabletten hervorragend, um Ablagerungen und Dreck zu lösen.
Einfach ein paar Tabletten im stehenden Tränkwasser lösen, während das Pferd nicht in der Box steht und nach einiger Zeit das Wasser ablassen und gründlich nachspülen!

Wasser aus der Leitung ist optimal
Im Idealfall wird die Weidetränke direkt aus der Wasserleitung oder einem Brunnen gespeist. Daran angeschlossen werden wahlweise große Bottiche mit Schwimmerbetrieb oder spezielle Weidetränken, an denen die Pferde einzeln trinken. Hier sollten je nach Pferdeanzahl mehrere Tränken installiert werden, damit sich jedes Pferd satt trinken kann (siehe oben).

Wasserqualität nicht aus den Augen verlieren
Viele Pferdebetriebe verfügen über eigene Brunnen, aus denen sie ihr Tränkwasser beziehen. Um einwandfreie Qualität zu gewährleisten, ist eine regelmäßige Kontrolle des Wassers notwendig, um eventuelle Belastungen rechtzeitig zu erkennen und entsprechend zu handeln. Weist Brunnenwasser zu hohe Werte bestimmter Inhaltsstoffe auf oder ist anderweitig z. B. durch Pestizide belastet, kann dies zu Gesundheitsproblemen bei den Pferden führen.
Bei einer Verunreinigung, die sich auf den Geruch des Wassers auswirkt, verweigern Pferde häufig die Aufnahme, während bei überhöhter Belastung des Wassers eine schleichende Vergiftung stattfindet, die sich zum Teil erst Jahre später in den unterschiedlichsten Auswirkungen bemerkbar macht.

Analyse kann Aufschluss geben
Vor allem bei der Nutzung von Brunnen- oder Quellwasser sollte in regelmäßigen Abständen (jährlich) eine Laboruntersuchung durchgeführt werden. Werden bestimmte Werte überschritten, muss überlegt werden, wie Abhilfe geschaffen werden kann. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Wasser entsprechend aufzubereiten.

Text: Friederike Fritz, Foto: AQHA