Vom Jungpferd zum Reitpferd I

Jeder Jungpferdebesitzer kommt früher oder später an den Punkt, an dem er sich die Frage stellt, welchen Ausbildungsweg er für sein Pferd einschlagen möchte. Das Quarter Horse Journal begleitet in den kommenden Ausgaben den AQH-Wallach Banditsbylittlesteps, aka Blaze, durch seine Grundausbildung. Seine Eigentümerin Corrie Fuhr berichtet. 

Das schier unendliche Angebot an Trainern und Trainingsmethoden macht die Entscheidung, welchen Ausbildungsweg man gehen möchte, nicht gerade leichter und bereits während der Aufzucht gehen die Meinungen zur Ausbildung meilenweit auseinander. Während die einen es bevorzugen, dass ihre Pferde mindestens drei Jahre völlig „wild“ leben, schicken andere ihre Absetzer schon in die ersten geführten Turnierklassen. 

Hat man die für sich richtige Aufzucht- und Ausbildungsmethode gefunden, sollte man sich frühzeitig Gedanken darüber machen, ob man sein Pferd selbst starten möchte oder es in Beritt gibt. Mit der Ausbildung beim Profi sind Kosten verbunden, die sich mancher lieber sparen möchte. Solange man über ausreichend Erfahrung verfügt spricht auch nichts dagegen, dass man sein Pferd selbst ausbildet. Hat man hingegen noch nie ein Jungpferd ausgebildet und auch keinen Profi an der Hand, der zumindest phasenweise unterstützt, spart man eher am falschen Ende. Eine fundierte Grundausbildung zahlt sich nämlich ein ganzes Pferdeleben lang aus. 

Übernimmt man das Anreiten selbst, hat es zwar den Vorteil, dass man seinen Schützling nicht in fremde Hände geben muss, während der Ausbildung sollte man sich jedoch bewusst sein, dass sich schnell Fehler einschleichen können, die sich nur schwer wieder ausbügeln lassen.  

Profi-Beritt: den richtigen Trainer finden

Aus diesem Grund geben viele Besitzer ihre Jungpferde lieber in die Obhut eines erfahrenen Trainers. Hier bietet sich in den ersten Monaten ein Vollberitt an.  

So kann sich der Youngster voll und ganz auf einen Reiter einstellen und wird nicht durch unterschiedliche Hilfengebung verwirrt. Wenn das Pferd soweit in der Ausbildung fortgeschritten ist, dass es sich sicher in den Grundgangarten reiten und lenken lässt, kann der Besitzer anfangen, unter Anleitung des Trainers mitzureiten.  

Die Auswahl des richtigen Trainers ist enorm wichtig, denn bereits beim Anreiten werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Erfolge bei Turnieren sollten bei der Wahl nicht ausschlaggebend sein, sondern eher die Frage, ob die Art der Ausbildung des bevorzugten Ausbilders zum Pferd und den eigenen Wünschen passt. Ein Trainer, der auf Turnierpferde spezialisiert ist, fokussiert sich bei der Ausbildung auf andere Dinge als jemand, für den das ruhige Geländepferd im Vordergrund steht. Wer seinen Trainer also zu seinen Wünschen und Bedürfnissen passend wählt, wird am Ende ein Reitpferd mit einer soliden Grundausbildung im gewünschten Bereich bekommen.  

Der Ernst des Lebens beginnt…

Die Würfel sind gefallen und der richtige Ausbilder ist gefunden. Nun heißt es unter Umständen das erste Mal umziehen für das junge Pferd. So auch für Blaze. Raus aus der gewohnten Aufzucht-Herde, rein in einen Trainingsstall.  

Die meisten Pferde stecken diese Veränderung gut weg, gerade dann, wenn sie bereits in der Aufzucht schon einiges kennenlernen durften und auch ein wenig gearbeitet wurden. Trotzdem ist es wichtig, das junge Pferd nicht zu überfordern. Gerade beim American Quarter Horse mit seinem „will to please” ist man – und damit gemeint sind Trainer wie Eigentümer gleichermaßen – geneigt, schneller im Training voranzugehen, da es ja so brav mitmacht. Man darf hierbei allerdings nicht vergessen, dass auch ein dreijähriges AQH noch ein Jungpferd ist, das sich erst langsam an seine Arbeit gewöhnen muss. Und dass nicht jedes Pferd schnelles Lernen gut wegsteckt! 

Grundschule für das junge AQH

Im Idealfall hat das junge Pferd bereits in der Aufzucht ein altersgerechtes Training erfahren, was es auf seine Karriere als Reitpferd optimal vorbereitet. Neben dem Fohlen-ABC können dies einfache Alltagsaufgaben sein wie Spazierengehen und Bodenarbeit im Round Pen, manche Pferde sind auch bereits an das Gewicht des Sattels gewöhnt. Kommt ein Pferd so vorbereitet ins Training, dann dauert es in der Regel nicht lange, bis der Trainer das erste Mal aufsteigen kann. 

So vorbereitet zog Blaze dann im zeitigen Frühjahr auf dem Behrhof ein. Lena Felder ist Pferdewirtschaftsmeisterin und seit 2010 selbstständige Trainerin.  

Sie hat schon vielen Jungpferde zu einem erfolgreichen Start verholfen. Am Behrhof in Moosthenning gewöhnt sie ihre jungen Pferde zunächst im Round Pen behutsam an den Sattel und das Reitergewicht. Dabei lehnt sie sich über den Rücken und klopft das Pferd vorsichtig ab. Bleibt es gelassen stehen, ist die Übung beendet.  

Ist das Pferd einigermaßen sicher und zeigt keine Angst, ist der große Moment gekommen, an dem sie sich das erste Mal komplett in den Sattel setzen kann. Als Zäumung verwendet Lena in dieser Phase lediglich Knotenhalfter und Strick. Dadurch werden die Pferde nicht im Maul gestört. Nun lernt das junge Pferd, unter dem Reiter dem Strick am Halfter nach links und rechts zu folgen und dreht so seine ersten Runden im Round Pen. Auch den Einsatz des treibenden Schenkels lernt der Youngster hierbei kennen.  

Lässt sich das Pferd in allen drei Grundgangarten im Round Pen reiten, wird das Knotenhalfter gegen ein Sidepull getauscht. Bei unkomplizierten Pferden – hier war Blaze vorne mit dabei – erfolgt der Wechsel schon nach wenigen Tagen. Mit der gebisslosen Zäumung hat der Reiter nun einen besseren Kontakt zum Pferdekopf und kann dem Pferd die Richtung gezielter vorgeben. Die ersten Runden im Trab und später im Galopp sind natürlich noch etwas holprig. Schließlich muss das Pferd nicht nur seine eigenen Füße sortieren, sondern auch noch das Gewicht auf seinem Rücken ausbalancieren. Darum werden die Youngsters unterm Sattel zu Beginn nicht länger als zehn bis fünfzehn Minuten gearbeitet. Das reicht am Anfang völlig aus, um das junge Pferd nicht zu überfordern. In den kommenden Trainingseinheiten wird das bis dahin Gelernte vertieft. Je nach Vorausbildung und Charakter dauert es in der Regel zwei bis vier Wochen, bis sich das Pferd sicher unter dem Reiter auf beiden Händen und in allen Gangarten im Round Pen reiten und lenken lässt. 

Text und Foto: Corrie Fuhr