Gut vorbereitet in die Arena

Abreiten vor dem Turnierstart

Die Faszination Turnier hält ungebrochen an. Bei vielen Reitern entsteht früher oder später der Wunsch,irgendwann auf einem Turnier zu starten. Oft fährt man als Zuschauer auf eine Show und kommt infiziert zurück. Der Gedanke, selbst auf dem Turnier zu starten, ist entstanden und Vorfreude kommt auf.  

Neben dem eigentlichen Training für eine oder mehrere Disziplinen bildet die gute Vorbereitung – vor allem das Abreiten – fruchtbaren Nährboden für eine erfolgreiche Saison.  

Für einen erfolgreichen Turnierbesuch kann es von Vorteil sein, bereits vor dem Turnierstart öfters auf einer fremden Reitanlage zu trainieren und z. B. das Abreiten zu üben. Anfangs empfiehlt es sich, für alles viel Zeit einzuplanen. Schon beim Verladen sollte man auf keinen Fall unter Zeitdruck kommen, sondern mit viel Ruhe, Geduld und Konsequenz arbeiten. Steht das Pferd am Ende freiwillig im Hänger, ist die Voraussetzung geschaffen, dass es immer wieder einsteigen wird. Außerdem wird der Ablauf – Hänger packen, Verladen, Fahren, Satteln am Hänger oder in einer fremden Umgebung, Reiten in einer ungewohnten Halle oder auf einem Außenplatz – nach einigen Wiederholungen routinierter für Pferd und Reiter. 

Abreiten nach Programm

Es empfiehlt sich, bereits beim Training zuhause einen genauen Ablauf für die ersten zehn bis fünfzehn Minuten im Sattel zu erarbeiten. Dazu können auch ein paar Runden führen gehören. Gerade in fremder Umgebung ist dieses Procedere dann dem Vierbeiner schon bekannt. Je nach Ausbildungsstand können hier auch schon Stellung oder Seitengänge eingebaut werden. Dann wähle ich mir Übungen aus, die ich jedes Mal, wenn ich trainiere, in der gleichen Reihenfolge reite/abfrage. Bin ich auf einer fremden Reitanlage oder auf dem Turnier, ist mein Pferd eventuell etwas aufgeregter als sonst, kann ich durch diese Abreite-Routine meinem Pferd Sicherheit vermitteln. Es kennt den Ablauf, die Übungen und wird sich dadurch schneller auf mich konzentrieren. Auch dem Reiter hilft diese Anfangsroutine, sich auf den bekannten Ablauf der Übungen zu konzentrieren. Ein Leitfaden, bei dem man bleibt, bis sich die Lage entspannt. 

Stress runter, Konzentration rauf

Generell sollten einfache Bahnfiguren oder Übungen gewählt werden wie z. B. eine große Volten-Acht, Innen- und Außenstellung je eine halbe lange Seite oder auf dem Zirkel geritten, viele Handwechsel über einfache Bahnfiguren wie aus dem Zirkel oder durch den Zirkel wechseln, Kehrtvolten und Schlangenlinien. Je nach Ausbildungsstand können auch Seitengänge abgefragt werden. Das lockert, fördert die Durchlässigkeit und beschäftigt das Pferd, ohne dass es überfordert ist. Ich beginne im Schritt und bleibe immer so lange in einer Übung, bis mein Pferd sie ruhig und routiniert ausführt. Dann erst wechsele ich zur nächsten. Ganz klar: Eventuell kann das in fremder Umgebung etwas länger dauern als daheim.  

Motivation und positive Grundstimmung fördern

Hat sich alles etwas entspannt, dann hilft es, erst einmal vorwärts zu traben oder zu galoppieren, damit das Pferd etwas Energie ablassen kann. Immer alles mit viel Ruhe und ggf. den gleichen Übungen wie oben beschrieben.  

Ziel vor dem Turnierstart ist es, das Pferd locker und aufmerksam zu bekommen. 

Frage ich Manöver oder Übergänge ab, die es beherrscht, so kann ich viel loben, was zu einer positiven Grundstimmung führt. Ich versuche stets, meinem Pferd Spaß an der Sache zu vermitteln und es zu motivieren. Die Motivation erhalte ich mir, indem ich auch auf dem Turniergelände häufiger kurze Einheiten reite, ins Round Pen gehe oder einen Spaziergang mache. Anschließend darf mein Vierbeiner wieder in den Stall und bekommt seine Ruhe. Darf es mehrmals am Tag aus seiner Box, ahnt es nicht gleich, dass ein Start folgt. Es freut sich über die Abwechslung und stellt sich auf ein ganz normales Training ein.  

Volle Aufmerksamkeit vor dem Start

Kurz vor dem Start empfiehlt es sich, das Pferd aufmerksam zu halten. Das kann wieder eine routinierte Aufgabe wie z. B. eine Volten-Acht im Schritt sein. Ich beschäftige mein Pferd, frage noch einmal einige Hilfen ab und stehe – natürlich! – rechtzeitig am Startpunkt bereit.  

Für Einsteiger gilt: Geben Sie sich ein paar Turniere Zeit, die richtige Taktik herauszufinden. Das ist ein längerer Prozess und von Pferd zu Pferd verschieden. Langfristig möchte ich ein Pferd, das gerne mit mir aufs Turnier fährt. Das erreiche ich nur, wenn ich nicht beim allerersten Turnier erwarte, dass alles funktioniert wie im täglichen Training oder sogar noch besser.  

Nicht ablenken lassen

Beim Abreiten wäre es schön, bei sich zu bleiben. Beim Yoga sagt man: „Jeder bleibt auf seiner Matte“. Es passiert sehr schnell, dass man durch die Turnieratmosphäre vom falschen Ehrgeiz übermannt wird: Man wird kritischer mit seinem Pferd, findet, die anderen Pferde laufen besser. Es kann passieren, dass man sich in Kleinigkeiten verbeißt, die vielleicht momentan nicht klappen und – wenn man objektiv ist – auch zuhause nicht funktionieren. Warum also soll auf dem Turnier plötzlich alles gehen wie von selbst?  

Zielführender ist aus Sicht des Mentaltrainings, sich selbst zu beobachten und z.B. einen mentalen Körperscan durchzuführen. Fragen wie „Sitze ich beim Leichttraben weich ein?“, „Atme ich entspannt?“, „Sind meine Finger/ Hände/Arme locker?“, „Kann ich meine Zehen bewegen?“, „Wo ist mein Fokus?“, „Wo reite ich hin?“ usw. helfen, ein wenig von der Spannung loszulassen und das überträgt sich natürlich auf unser Pferd. Übrigens: Das alles im täglichen Training zu üben hilft auf dem Turnier, sich schnell auf sich zu fokussieren.  

Nicht alles so wichtig nehmen!

Hilfreich für den erfolgreichen Einstieg, aber auch für alte Hasen empfehlenswert: Jedes einzelne Turnier sollte nicht ganz so wichtig genommen werden. Geben Sie sich eine Saison, notieren Sie nach jedem Turnier die Dinge, die besonders gut geklappt haben und auch die nicht so perfekten. Nehmen Sie sich daraus für das nächste Turnier nur eine Sache vor, die Sie verbessern wollen. Z. B. möchte ich daran denken, beim Reiten auf meine Atmung zu achten, meinen Fokus mehr auf meine Linie legen oder ähnliches. Bei jedem Turnierstart wird sich etwas verbessern. Die Routine kommt mit der Zeit. 

Turnierreiten soll vor allem Spaß machen. Das macht es, wenn man gut vorbereitet ist. Ich hoffe, meine Anregungen können einige Turnierreiter in dieser Saison unterstützen. Viel Spaß beim Umsetzen und allen Startern viel Erfolg!

Text: Gabi Kelch, Foto: C. Fuhr/Art & Light