Yeehaw! Endlich raus in den Frühling!

Es geht wieder los – rundum vorbereitet in die Saison

Danach sehnen wir uns seit Wochen so sehr: endlich wieder frische Luft, lauer Wind und American Quarter Horses, die statt Deckenmief und Hallenkoller angesichts der Jahreszeit nun wieder Glanz und Lebensfreude vermitteln. 

Damit der Start ins Frühjahr und bald auch in die Weidezeit so richtig Schwung bekommt, widmen wir die Aprilausgabe ganz und gar diesem Thema. Was gehört dazu, um den Vierbeiner fit zu bekommen für die Saison, welche Maßnahmen verhelfen der noch brach liegenden Koppel zu saftigem Grün und – ganz wichtig – wie wird aus dem vielerorts noch pelzbehangenem Quarti eine glänzende Schönheit?  

Für viele Jungpferde geht’s jetzt richtig los mit der Ausbildung, während zahlreiche Pferd-Reiter-Paare auf den ersten Turnierstart hin fiebern. Für beide haben wir zwei tolle Trainingsartikel! 

Also zum Striegel gegriffen und mit Elan ran an den alten Filz, damit die kommenden Wochen und Monate vor allem eines werden: eine grandioses Zeit mit unseren American Quarter Horses! 

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Für Pferd und Reiter brechen endlich wieder aktive(re) Zeiten an! In den kommenden Monaten warten wieder mehr Spaß, größere Herausforderungen, viel Abwechslung und jede Menge spannende Begegnungen und Erlebnisse auf uns und unsere American Quarter Horses.  

Die biologischen Uhren von Reitern und Pferden ticken anders: Unsere American Quarter Horses teilen das Jahr ganz klar in zwei Jahreszeiten auf – die Weidesaison und die Stallsaison. Und für uns Reiter besteht das Jahr aus einer Zeit voller toller Ritte draußen – im Gelände, auf dem Reitplatz – und spannender Veranstaltungen und einem halben Jahr, in dem das Leben im Sattel ruhiger und gleichförmiger dahinplätschert, weil Witterung und Geläuf mehr eben nicht zulassen. Also heißt es zweimal im Jahr für Reiter und Pferd: Umschalten! Und jetzt ist es wieder soweit…. 

Von drinnen nach draußen, von daheim in die Ferne, vom Stall auf die Weide, vom Erhaltungstraining in die Leistung – diese Umstellung zweimal im Jahr vollzieht sich auf vielen Ebenen.  

Da muss an einige Punkte gedacht werden… 

Trainingsbeginn mit System

Es schadet nichts, an solchen „Wendepunkten“ einmal kurz innezuhalten, zu reflektieren und bewusst zu planen. Gute Vorsätze sind besser als ihr Ruf – und das Hinarbeiten auf ein definiertes Ziel, wie auch immer es aussehen mag, hat einen entscheidenden Vorteil: Der Erfolg ist nahezu programmiert. Setzt der Reiter sich und seinem Pferd realistische Ziele, werden beide durch Erfolgserlebnisse belohnt und das wiederum fördert die Motivation.  

Die Reflektion sollte Pferd UND Reiter berücksichtigen und auflisten, was gut läuft und wo sich Handlungsbedarf auftut. Dabei leistet der Helikopterblick bessere Dienste als die Sicht durch die Lupe: Kreisen Sie von oben, mit Übersicht, über dem gemeinsamen Tun und beurteilen Sie, wie es um Fitness und Kondition bestellt ist, was sich über den Ernährungszustand sagen ließe, welche Baustellen berücksichtigt werden sollten und was Ihnen persönlich wichtig ist – und was Ihrem Pferd. Gelebte Horsemanship kann sich auch in einem gemeinsamen Programm zeigen, also darin, dass man den Fokus nicht einseitig auf das Pferd legt und dessen Ausbildung vorantreibt, sondern ein gemeinsames Wachsen und Werden anstrebt: Dieses Jahr wollen WIR fitter werden, in den nächsten Monaten werden WIR die erste Show unter die Hufe nehmen, bis zum Ende der Saison kriegen WIR das Manöver, an dem wir uns letztes Jahr noch die Zähne ausgebissen haben, mit einem neuen Trainingsansatz garantiert hin!  

Daraus ergibt sich ein gleichermaßen detaillierter wie flexibler Trainingsplan, der grob Richtung und Zwischenziele auflistet, und dazu ein Trainingstagebuch. Und schon kann es losgehen! 

Ohne Huf kein Pferd

Ein kritischer Blick auf die Hufe unserer American Quarter Horses zeigt auf, ob sie den Anforderungen der kommenden Saison gewachsen sein werden oder jetzt erst einmal Unterstützung benötigen.  

Über den Winter beobachten viele Reiter ein geringeres Hufwachstum aufgrund der Kälte und daraus resultierenden verminderten Durchblutung in diesem Bereich. Gleichzeitig können durch Stallhaltung und ungünstige Witterung Probleme wie Strahlfäule oder White Line Disease eher auftreten. Mitunter steht nach einer Barhufphase über den Winter nun wieder der erste Beschlag an.  

Also: Der ideale Zeitpunkt für eine Bestandsaufnahme und eventuell eine Neuorientierung in Sachen Hufschutz ist jetzt. Da es gerade bei der Versorgung von Barhufpferden mit Hufschuhen ständig neue Entwicklungen gibt und auch Alternativbeschläge stetig weiterentwickelt werden, kommen immer mehr Pferde in den Genuss eines Hufschutzes, der weitgehend alle arttypischen Mechanismen berücksichtigt und dabei trotzdem eine sportliche Nutzung zulässt. Und auch die Aus- und Weiterbildung breit aufgestellter Spezialisten schreitet voran, sodass der Reiter heute nicht nur aus einer breiten Palette von Produkten und Hufschutzarten wählen kann, sondern dank eines flächendeckenden Netzwerkes von ausgewiesenen Fachleuten auch den passenden Hufkundigen findet. 

Korrigierende oder therapeutische Maßnahmen sind aktuell besonders effektiv, da das Hufwachstum durch vermehrte Bewegung, wärmere Umgebungstemperaturen, besseres Geläuf und die Futterumstellung von Heu auf Weidegras nun oft wieder richtig Fahrt aufnimmt. Wer jetzt die Hufe seines American Quarter Horses gezielt unterstützt, kann die Ernte seiner Bemühungen im nächsten Winter einfahren, wenn der Huf gesund nachgewachsen ist. 

Futter für die Fitness

Mit der zweiten Jahreszeit stehen regelmäßig auch Umbrüche in der Fütterung unserer American Quarter Horses an: Die Weidesaison beginnt – endlich! – und das Training nimmt Fahrt auf.  

Bei einer Rationsoptimierung bereitet es im Sommer große Probleme, das Weidegras korrekt mit einzukalkulieren: Zwar lässt sich über eine Analyse viel über die „inneren Werte“ des Aufwuchses erfahren, doch genau diese unterliegen teils gravierenden saisonalen Schwankungen und zudem ist es kaum möglich, die Menge des täglich aufgenommenen Weidefutters mehr als nur grob abzuschätzen. Der Pferdefreund ist also gefordert, in den kommenden Monaten genauer hinzusehen und die Gewichtsentwicklung im Auge zu behalten. Gute Dienste leisten da Bewertungsmaßstäbe wie der BCS, der Body Condition Score, der anhand bestimmter Merkmale den Futterzustand eines Pferdes in eine Skala einordnet. Auch ein einfaches Maßband, einmal wöchentlich hinter dem Widerrist um den Pferderumpf gelegt, kann Trends abbilden. 

Nicht jedes Pferd ist mit einer Pi-mal-Daumen Bemessung der Futterration gut versorgt. Ob Hochleistungssportler oder Zuchtpferd, Jungspund zum Trainingsbeginn oder stoffwechselkranker Senior – wer solche Pferde optimal unterstützen will, findet im Internet entsprechende Dienstleister. Gegen kleines Geld kann eine Rationsoptimierung dabei helfen, insbesondere anspruchsvolle Pferde wirklich auf den Punkt zu füttern, dabei etwaige Überversorgungen oder Defizite zu vermeiden und oft auf lange Sicht sogar zu sparen. 

Wer sein Pferd ab jetzt wieder regelmäßig auf die Weide schickt, kann auf ein speziell für die Weidebeifütterung konzipiertes Mineral-/Vitamingemisch umstellen, das vor allem die über das frische Grün bereits gesicherte Versorgung mit fettlöslichen Vitaminen berücksichtigt und auch die Mineralversorgung sichert. Für alle neu ins Training kommende Jungpferde wie auch für Leistungspferde gilt zudem: Achten Sie darauf, dass Ihr Pferd zwar mit Eiweißen keinesfalls überversorgt wird (das mag vor allem die Leber gar nicht gerne), es trotzdem aber alle essentiellen Aminosäuren enthält. Wer ganz sicher gehen will, greift zu Zeiten des Muskelaufbaus auf ein entsprechend zusammengesetztes Zusatzfuttermittel zurück. 

Weidebeginn

Und, haben sie noch alle Latten am Zaun? Gemeint ist natürlich der Zaun rund um die Pferdeweide(n), der spätestens jetzt überprüft werden muss. Zaun, stromführende Elemente, Zaungerät, Wasserquelle, Tore, überall ein Haken dran? 

Bevor es so richtig losgehen kann, muss aber auch die Weide vorbereitet werden, durch 

• die Entnahme von Bodenproben mit anschließender Analyse und Düngeempfehlung, 

• Düngung(en), um einen Nährstoffrücklauf zu gewährleisten, da es sonst infolge der Nutzung durch Beweidung oder Schnitt zu Defiziten kommt, 

• Reinigungsschnitt(e), meist durch Mulchen, sofern dies nicht nach dem Ende der Weidesaison bereits geschehen ist, 

• Walzen und Abschleppen wegen Maulwurfshügeln und Frostaufbrüchen sowie nicht selten eine  

• Nachsaat. 

Immer mehr Pferdefreunden ist daran gelegen, ihren American Quarter Horses eine möglichst gesunde Weide anzubieten, und gesund heißt dabei vor allem: vielseitig zusammengesetzt und fruktanarm. Der Handel hält inzwischen geeignetes Saatgut bereit, das bei Neuansaaten wie auch bei eventuellen Übersaaten oder Nachsaaten dafür sorgt, dass die Vielfalt wieder Einzug auf unsere Pferdeweiden hält. Eine wichtige Grundlage zum Schutz vor allerlei Stoffwechselproblemen wie auch der gefürchteten Hufrehe und ebenso einfach aus Umweltschutzgründen anzuraten. Wer dann noch pro Weide einen kleinen, möglichst mittig gelegenen Teil auszäunt und jedes Jahr zur Samenbildung kommen lässt, sorgt auch für die Zukunft vor. Durch dieses kleine „Schutzgebiet“ kann sich die Weide ein Stück weit immer wieder selbst erneuern. 

Fallweise müssen weitere Maßnahmen wie eine Grundsanierung von Zaun, Stromleitern, Wasserversorgung und sonstiger Infrastruktur oder andere Tätigkeiten eingeplant werden. Am besten jetzt schon… 

Kleine Biester in den Startlöchern

Früher oder später geht sie los, die Hoch-Zeit der nervenden Insekten.  

Kriebelmücken und Gnitzen, Bremsen und allerlei undefinierbares Fliegengetier umschwärmt nun uns und unsere Pferde. Das ist nicht nur lästig, sondern manchmal sogar gesundheitsschädlich. Bedenklich sind die kleinen Biester auch dann, wenn sie unsere Pferde etwa beim Weidegang so stören, dass sie kaum noch zum Fressen kommen, oder sie beim Ritt derart nerven, dass es gefährlich wird. Schon das laute Brummen einer einzigen Bremse im Tiefflug kann so manches Pferd bis zur Weißglut reizen und aus dem gemütlichen Geländeritt, dem lange geplanten Showstart einen Totalausfall machen.  

Also, lassen Sie sich nicht kalt erwischen – und sorgen Sie insektenfreundlich vor. Auf Insektizide sollte jeder Pferdefreund komplett verzichten und auf Repellents nur dann zurückgreifen, wenn es unbedingt nötig ist. Meist leisten allerlei wenig figurfreundliche, aber unschlagbar effektive Umhüllungen die besten Dienste. Kopfhauben mit Ohrenschutz und Fransenvorhang vor den Nüstern, den ganzen Rumpf und Hals fliegensicher einhüllende, elastische Spezialdecken für die Weide, fast ebenso gut schützende Fliegen-Reitdecken, damit halten Sie und Ihr Pferd jedem Ansturm der Plagegeister stand, ohne jedoch Schadstoffe in die Umwelt einzubringen. Die beste Zeit, sich entsprechend einzu“decken“, ist genau jetzt! 

Gesund in die schönste Zeit des Jahres

Wurmkuren und Impfungen gehören wie auch die zweimal jährlich vorgenommene Zahnkontrolle zu den Routinen, die fest in den Jahresablauf von Pferd und Reiter eingeplant sind.  

Während zumindest bei allen Showpferden der Impfstatus den offiziellen Regularien unterliegt, kann beim Verzicht auf Veranstaltungen individueller vorgegangen werden. Günstig sind dabei eine Absprache und ein gemeinsames Handeln zumindest innerhalb jeder Stallgemeinschaft.  

Zu den verbreiteten Impfungen gehören 

• der Tetanusschutz, der für jedes Pferd im Grunde eine Pflicht ist. Jede noch so banale Verletzung kann selbst bei sorgfältiger Wundversorgung zum Ausgangspunkt einer Tetanusinfektion werden – und ist das Pferd einmal erkrankt, kommt oft jede Hilfe zu spät. 

• ebenso uneingeschränkt die Impfungen gegen die Pferdegrippe, ausgelöst durch ein Influenzavirus, und der Impfschutz gegen die Equinen Herpesvirusinfektionen (EHV1-EHV4). Beide schützen zuverlässig vor Infektionen, die ohne die deutschlandweit gute Impfpraxis wohl immer noch verheerende Auswirkungen hätten. Zwar ist vor allem die Pferdeinfluenza heute seltener zu beobachten, das liegt aber vor allem daran, dass inzwischen sehr viele Pferde – auch durch entsprechende Regelungen für Turnierpferde – geschützt sind und somit nicht nur selbst nicht erkranken, sondern den Erreger auch nicht weitergeben können. 

Die Impfungen gegen Tetanus-, Influenza- und Herpesinfektionen rechnet man zu den Core-Impfungen, das ist quasi die „Pflicht“ aus Sicht der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet), andere Schmutzmaßnahmen sind als Non-Core-Komponenten dann die „Kür“, empfohlen nicht für alle, sondern beispielsweise nur für besonders gefährdete Pferde. Zu den Non-Core Impfungen gehört 

• der Schutz gegen Druse, die regelmäßig regional oder auf einzelne  

Bestände beschränkt ausbricht und dann nur mit erheblichem Aufwand eingedämmt werden kann. 

• nicht selten auch der Impfschutz gegen Pilzinfektionen, die zwar vergleichsweise harmlos verlaufen, aber ausgesprochen lästig und unschön sind und sich gerne mal dauerhaft in einem Bestand ausbreiten. 

• für viele Pferdefreunde immer noch die Tollwutimpfung, obwohl diese tödliche Virusinfektion in Deutschland seit 2008 als ausgerottet gilt. Hierzulande kommt die Tollwut nur noch bei Fledermäusen vor, wobei der Erreger sich von dem der klassischen Tollwut unterscheidet. Deshalb ist die Tollwutimpfung bei Pferden zumindest aktuell stark in den Hintergrund gerückt.  

• und weniger häufig auch Impfungen gegen Equine Rotavirus-Infektionen, Equine Virale Arteritis, West-Nil-Virus-Infektionen und die Lyme-Borreliose. 

Was die Entwurmung angeht, las man noch vor wenigen Jahren regelmäßig eine einfach umzusetzende Empfehlung: Viermal jährlich seien erwachsene Reitpferde mit Wurmkuren wechselnder Wirkstoffgruppen zu behandeln, Fohlen und Jungpferde sowie Zuchtpferde auch öfter.  

Damit glaubte man sich lange Zeit auf der sicheren Seite, doch wie sich nun mehr und mehr herausstellt, hat genau diese Praxis die Entwicklung von Resistenzen innerhalb der Wurmpopulationen befeuert. Heute wird ein differenziertes Vorgehen empfohlen, das vor allem regelmäßige Kotproben einplant: Zum einen als Routinekontrolle, um sich einen Überblick über die Wurmbürde des einzelnen Pferdes wie auch im Bestand zu verschaffen, zum anderen nach jeder Wurmkur, um deren Erfolg zu überprüfen. Entwurmt wird nur noch unter bestimmten Umständen, wenn entweder die Wurmbürde einen Grenzwert überschreitet oder im Bestand bestimmte Würmer festgestellt werden. Die Entwurmungspraxis folgt also heute nicht mehr einem immer gleichen Rhythmus, sondern wird individuell und in ständiger Abstimmung mit dem Tierarzt den aktuellen Erfordernissen angepasst. 

Gesund und fit dürfen Sie und Ihr American Quarter Horse die Saison genießen und frisch und erholt dann in einigen Monaten in den Winter starten. Mit jeder Menge wunderbarer Stunden im Sattel noch ganz präsent in Erinnerung…  

Text: Angelika Schmelzer, Foto: K.-J. Guni