Westernreiten leicht gemacht
So gelingt der Einstieg auch für die Kleinsten
Ich will ein Pony! Mit diesen Worten wird in vielen Familien eine völlig neue Ära eingeläutet: Der Nachwuchs möchte aufs Pferd. Am liebsten aufs eigene, natürlich. Bevor es soweit ist, stehen erste Reitstunden und viele Tage im Stall auf dem Programm. Der Einstieg – auch und gerade ins Westernreiten – ist gar nicht so schwer. Vor allem, weil wir die besten „Ponys” dafür haben: American Quarter Horses!
Sehr zum Erstaunen vieler erfahrener Pferdemenschen stellt sich bei den meisten Einsteigern – und damit sind durchaus auch die Eltern gemeint – nicht die Frage, wo das Kind den besten Unterricht erhält, wie und wo Reiten pädagogisch wertvoll vermittelt wird, sondern: Was braucht mein Kind alles, um reiten zu können? Gar nicht viel, wie die Praxis zeigt.
Überschaubares Equipment
Sicherheit steht hier an erster Stelle! „Das wichtigste Ausrüstungsteil ist ein passender, guter Reithelm“, erklärt DQHA Jugendobfrau Stefanie Becker, die schon vielen kleinen Cowboys und -girls aufs AQH geholfen hat. Annika Luhmann, Mitglied im DQHA Jugendausschuss und federführend bei den DQHA Little Horseman Days, ergänzt: „Auch eine Sicherheitsweste macht Sinn.“ Und wenn Kinder von Anfang an lernen, dass diese Ausrüstungsgegenstände schlichtweg Standard sind, gibt es auch keine Diskussionen. Schließlich hinterfragt heute auch keiner mehr den Sinn eines Sicherheitsgurtes oder Airbags beim Autofahren. Der Fachhandel bietet optisch ansprechende Helme bereits für die kleinsten Reiter an und bei diesem Ausrüstungsgegenstand sollte auch nicht gespart werden! Ebenfalls eine Frage der Sicherheit ist das Schuhwerk: Hier raten Stefanie und Annika zu Stiefeln, die einen kleinen Absatz haben, damit das Kind nicht mit den Füßen durch die Steigbügel rutschen kann. Übrigens: Ebenso schöne wie zweckmäßige Cowboy-Boots gibt es auch in kleinen Größen schon bei den entsprechenden Fachhändlern. Sie sorgen für glänzende Kinderaugen auf dem Geburtstagstisch. Und wenn die Kleinen rausgewachsen sind, finden sich für die „Used Boots“ meist dankende Abnehmer. Jetzt ist das Einsteiger-Outfit fast komplett: Was fehlt, sind noch eine gut sitzende Reitjeans (da tut’s bei kleineren Kindern auch eine normale Jeans mit Stretchanteil) und warme, wetterfeste Kleidung für den Stall und aufs Pferd.
Guter Unterricht gesucht
Wesentlich komplizierter kann sich die Suche nach gutem Reitunterricht gestalten. Gerade im Westernbereich sind die Angebote mit Schulpferden noch dünn gesät. „Der DQHA Jugendausschuss führt eine Liste mit Westernreitställen“, erzählt Annika Luhmann, „und natürlich stehen die DQHA Regionalgruppen in gutem Kontakt mit Reitanlagen und Trainingsställen und sind gerne bereit, interessierten Einsteigern weiterzuhelfen.“ Auch verschiedene Social Media Plattformen können weiterhelfen bei der Frage, wo das Kid geeigneten Unterricht erhalten kann, weiß auch Steffi Becker zu berichten. Ist man in der näheren – oder manchmal auch weiteren Umgebung – fündig geworden, sollte man sich Anlage, Schulpferde und Trainer/Reitlehrer in aller Ruhe anschauen und auch mal bei einer Kinderreitstunde zuschauen. In vielen Ställen besteht die Möglichkeit, eine Schnupperstunde zu nehmen, bevor man sich entscheidet. Wichtig ist auch der Blick hinter die Kulissen: Wie sind die Schulpferde untergebracht, ist die Anlage sauber und ordentlich, sind die Boxen groß genug, haben die Pferde Auslauf und sind sie gut genährt? Ist die Ausrüstung gepflegt? Herrschen eine angenehme Atmosphäre und ein freundlicher Umgangston den Zwei- und Vierbeinern gegenüber?
Auch wenn man keine Pferde-Erfahrung hat: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl!
Kein western weit und breit?
Wenn Reitunterricht im Westernsattel für das Kind vorerst nicht realisierbar ist – kann dann konventioneller Reitunterricht den Einstieg bieten? Ganz klares Ja. Wichtig ist, dass dem Kind die Freude am Reiten und im Umgang mit den Pferden vermittelt wird und der Leistungsgedanke zunächst im Hintergrund steht.
Wesentlich in allen Reitweisen ist, dass zu Beginn des Reiterlebens eine gute Basis gelegt wird in Sachen Balance, Körpergefühl, Sitz und natürlich auch im Umgang mit dem Partner Pferd. Wenn diese Basis gut angelegt ist, kann das Kind später alles Weitere darauf aufbauen – auch das Westernreiten.
Das bekräftigt auch Annika Luhmann: „Eine gute Basis sollte in jeder Reitweise vermittelt werden, ich selber habe auch im klassischen Sattel angefangen und bin dann umgestiegen.“ Steffi Becker hat in diesem Fall noch einen Extratipp: „Ferien im Westernsattel sorgen für weiteren Input!“ So fällt dann die Umstellung von klassisch auf western final nicht mehr allzu schwer. Und irgendwann, wenn das Kind größer ist, gelingt der Umstieg aufs heiß ersehnte Quarter Horse dann doch, zum Beispiel über eine Reitbeteiligung an einem western gerittenen Pferd im Stall. Wer da schon erste Kenntnisse vorweisen kann, zum Beispiel nach Aufenthalten auf entsprechenden Ferienhöfen, hat hier schnell die Nase vorn, wenn es darum geht, im konventionellen Reitstall eine zuverlässige Reitbeteiligung für den einzigen Quarter, Paint oder Appi im Stall zu finden.
Der Weg zum eigenen American Quarter Horse
Besonders Einsteiger, die keine Möglichkeit hatten, auf Westernpferden zu lernen und ihre Basis im klassischen Reiten gelegt haben, spielen häufig sehr schnell mit dem Gedanken, einfach ein passendes Quarter Horse zu kaufen und dann aufs Westernreiten umzusteigen. An sich ein gute Idee, wenn ein paar Gesichtspunkte beachtet werden, denn das Angebot ist groß. Wichtig ist jedoch gerade für Kinder und Jugendliche, dass das Pferd bereits entsprechend ausgebildet und sicher ist. „Ein guter Trainer kann bei der Suche nach einem passenden Pferd helfen und damit bereits gute Grundlagen für die Zukunft legen“, weiß Annika Luhmann. Zu diesen Grundlagen gehört zum Beispiel auch, dass der oder die Jugendliche sich im Idealfall vor oder während des Auswahlprozesses bereits Gedanken macht, wie seine reiterliche Reise auch im Westernsattel weitergeht. „Sicherlich ist das Quarter Horse die vielseitigste Rasse der Welt, “ sagt auch Steffi Becker, „allerdings haben sich die Rasse wie auch die Reiterei in den letzten Jahren stark spezialisiert.“ Wer also eine Reining reiten möchte oder für die Ranch Riding schwärmt, sollte Abstand nehmen vom 1,70 m großen Hunter. Andererseits kann ein solide ausgebildeter Allrounder, der vielleicht nicht ganz vorne auf der Show mitläuft, aber eine vierbeinige Lebensversicherung im Gelände ist, genau das richtige für eine pferdebegeisterte Familie sein, in der plötzlich alle vom AQH-Virus befallen sind. In den meisten Fällen macht es Sinn, sich von vertrauenswürdigen Trainern oder auch dem Team vom DQHA Jugendausschuss beraten zu lassen, welches Pferd für welchen Zweck passt. Und, ganz wichtig: Gerade Kinder und Jugendliche sollten die AQHs, die für sie in Frage kommen, gründlich unter Anleitung eines Trainers probereiten, schließlich soll das American Quarter Horse sein Freund fürs Leben werden. Hier wird schnell deutlich, ob die Chemie stimmt und ob die Sparte, für das das Pferd ausgebildet wurde, dem Wunsch des Kindes entspricht.
Und wie geht’s weiter?
Gerade für Kinder und Jugendliche gilt: Der Kauf eines AQHs allein – und ist es noch so gut ausgebildet – macht noch keinen echten Westernreiter aus. Reiten ist ein lebenslanger Lernprozess und insbesondere in den ersten Jahren ist regelmäßiges Training bei erfahrenen Lehrmeistern unabdingbar. Um mit seinem heiß ersehnten American Quarter Horse auf Dauer Spaß zu haben und sich reiterlich weiter zu entwickeln empfiehlt sich der Besuch von Reitstunden, Kursen, Clinics. Wie regelmäßig und in welchen Abständen, hängt vom individuellen Fall ab. Übrigens: Auch hier hilft die DQHA, die Deutsche Quarter Horse Association, gerne weiter. Sowohl im Terminkalender des Quarter Horse Journals als auch auf der Homepage werden tolle Angebote veröffentlicht. Zudem gibt es Trainerlisten – warum nicht mal für eine Gruppe Kids oder Jugendliche einen Kurs im heimischen Stall organisieren? Vieles ist möglich und machbar! Und wer in den Ferien noch nichts vorhat, dem sei eines der AQHA/DQHA Horsemanship Camps empfohlen, wo sich jedes Jahr begeisterte Western- und Freizeitreiter über mehrere Tage zum gemeinsamen Lernen treffen und eine tolle Zeit haben.
Und wer weiß: Mit dem richtigen Trainer, fleißigem Üben und vor allem dem richtigen Pony, pardon American Quarter Horse findet sich der kleine Cowboy beim Rinder treiben, auf schnellen Zirkeln oder in der eleganten Pleasure-Prüfung vor großem Publikum wieder. Und wenn nicht? Dann streift er mit seinem allerbesten vierbeinigen Freund durch Wald und Feld und fühlt sich wie in den endlosen Weiten der Prärie…
Text: Friederike Fritz, Foto: Luxcompany