Warm-up für Pferd & Reiter

Aufwärmen geht schon vor dem Aufsteigen los! DQHA Professional Horsewoman Gabi Kelch zeigt praxisnah, wie’s geht. 

Keine Frage: Pferdebesitzer tragen die volle Verantwortung für das Wohlergehen ihres American Quarter Horse’. Ziel jedes Reiters ist, sein Pferd körperlich und geistig gesund halten. Das macht den Menschen nicht nur zum Fitness-, sondern auch zum Mentalcoach für den Vierbeiner. Das Vorgehen – die Strategie fürs Training – muss für jedes Pferd individuell gefunden werden. Allen gemein ist jedoch, dass ein ebenso abwechslungsreiches wie effektives Aufwärmen dem Training vorausgehen muss, damit unser muskulöses AQH und sein Reiter sowohl körperlich als auch mental bestens für die nächste Lerneinheit vorbereitet sind. DQHA Professional Horsewoman Gabi Kelch zeigt praxisnah, wie’s geht. 

Und los geht’s

Die grobe Planung des heutigen Trainings steht und es kann losgehen. Mit einer positiven inneren Einstellung ohne Erwartungen an seinen Vierbeiner zu starten, ist eine gute Voraussetzung. Erwartungen erzeugen oft psychischen Druck auf die Reiterin/Reiter, der sich auf das Pferd überträgt. Daher empfiehlt es sich, mit einer positiven Grundeinstellung zu beginnen, ganz egal wie die letzte Trainingseinheit verlief. 

Am Boden beginnen

Führtraining gehört zur Basisausbildung eines Pferdes und sollte bei entsprechender Haltung und genügend Auslauf in jeder Phase möglich sein. Ein kurzes Führtraining, bei dem ich mir die Aufmerksamkeit meines Pferdes erarbeiten kann, schult das Pferd darin, zuzuhören und auf mich zu achten. Hier spiele ich erst in der Gangart Schritt, später im Trab zwischen Verstärkungen und normalem Schritt oder Trab bis zum Stopp und Rückwärts hin und her. Dabei achte ich besonders auf meine Körperposition und Energie, bevor ich eine Reaktion vom Pferd erwarte. Das heißt, auch ich muss mich konzentrieren, bei mir sein. Meine Linien sind großzügig und oft gerade, das schont die noch kalten Gelenke. Aus der Führposition kann eine Leitseilposition entwickelt werden, d.h. ich leite mein Pferd am Seil von mir weg und lasse es gerade oder gebogene Linien gehen, frage Elemente wie weichen lassen von Schulter oder Hinterhand ab und baue ein paar Stangen ein. Immer nur alles kurz anfragen und positive Reaktionen sofort belohnen.  

Ziel ist, die Aufmerksamkeit des Pferdes zu erreichen und es durch viel Lob zu motivieren. Es soll nach dem Aufsteigen gerne mit uns zusammenarbeiten. Alternativen wie Doppellonge, Arbeit an der Hand oder Langzügelarbeit können je nach Leistungsstand von Pferd und Reiter jederzeit ebenso für ein kurzes Warm-up vor dem Aufsteigen genutzt werden. Bevor ich die Aufmerksamkeit meines Pferdes nicht habe, steige ich nicht auf. 

Routine hilft auch hier

Empfehlenswert ist es, sich eine Art Aufwärmroutine zu erarbeiten. Routinierte Abläufe führen schneller zur Entspannung, da jeder den genauen Ablauf kennt. Individuell sollte diese Routine allerdings immer wieder überdacht und evtl. leicht verändert werden. Bei unseren aufgeweckten AQHs kann es auch zu Langeweile und Abstumpfen führen, wenn immer das Gleiche gemacht wird. 

Resümee

Mit einer positiven Grundeinstellung starten. Führen wärmt Pferd und Reiter gleichermaßen auf. Die Aufmerksamkeit des Pferdes sollte schon vor dem Aufsteigen erarbeitet werden. Kurze Sequenzen mit viel Lob stellen das Pferd positiv aufs Training ein. Die Bewegungsbereitschaft des Reiters kann durch Dehnung vor dem Aufsteigen und Übungen auf dem Pferd positiv verstärkt werden. Je umfangreicher der gesamte Körper durchbewegt wird, desto besser – das gilt für Pferd und Reiter gleichermaßen.  

Danach ist eine Bestandsaufnahme möglich: Was bietet mein Pferd heute an? Das Pferd soll sein Gleichgewicht finden, loslassen und sich wohlfühlen. Dafür schafft der Reiter die Voraussetzungen. Mit Gefühl, Energie und evtl. Hilfsmitteln wie Stangen kann mehr Aktivität gefordert werden. Und damit es nicht langweilig wird: individuelles Aufwärmprogramm zusammenstellen und immer mal wieder verändern. 

Viel Spaß beim Experimentieren mit den Aufwärmübungen und viiiiiel Erfolg!  

Text: Gaby Kelch, Foto: Tierfotografie Mauser