Rhodos im Westernsattel erleben

Reisetipp

Gutes Wetter garantiert, mildes Klima und mediterranes Essen, dazu gut ausgebildete Westernpferde – das alles versprechen die Kleeblatt-Ritte auf Rhodos. Franziska Wild hat für das QHJ teilgenommen und schildert ihre Erlebnisse.

Vorab: Gute Reitkenntnisse sollte man mitbringen, denn es geht täglich zwischen zweieinhalb und sechs Stunden über die schönsten Pfade der griechischen Insel. Herrliche Panoramaaussichten und sogar Schwimmen mit Pferden versprechen, dass der Urlaub ein tolles Reitabenteuer wird, und die Tatsache, dass ich nur sechs Mitreiter habe, garantiert Reiten jenseits des Massentourismus. Wir lernten Rhodos fernab der Zivilisation kennen und entdeckten die Sonneninsel auf malerischen Pfaden abseits der Touristengebiete, Natur pur quasi.
Übernachtet haben wir in einfachen, aber gemütlichen Doppelzimmern in einer kleinen Pension, die zirka 900 Meter von der Ranch entfernt liegt. Hier wurden wir vom Mann unserer Rittführerin mit Vollpension (mittags kleiner Snack) mit vielen traditionellen Speisen, Kaffee und Saft zum Frühstück, einem Getränk zum Abendessen sowie Wasser zu den Mahlzeiten und auf den Ritten verpflegt. Viele Produkte stammen übrigens aus dem eigenen Bioanbau!

Ankommen am Stall
Wir fuhren in die Berge. Von Laerma aus folgten wir dem beschriebenen Schotterweg, bis wir an einen Bach kamen. Weiter hinten sahen wir einen Zaun und Pferde, wir waren also richtig. Jetzt nur noch das Auto parken und durch einen Back waten und dann standen sie vor uns, „unsere“ Pferde auf einem riesigen, sauberen Paddock. Drumherum Wiesen, ein paar kleine Häuschen, die sich später als Sattelkammer, Schmiedeunterstand, WC und „Chill-Haus“ herausstellten.
Nach der Begrüßung und Vorstellung der anderen Gäste bekamen wir das allabendliche Schauspiel „wie bringt man eine große Pferdeherde zu ihrer Koppel“ zu sehen. Unsere Gastgeberin Elpida nahm die kleine Leitstute an den Strick, setzte sich auf ihr Quad und die ganze bunte Pferdeherde folgte je nach Temperament. Schöner, entspannter und freier habe ich das noch nie gesehen. Ein guter Anfang!
Danach fuhren wir die drei Kilometer zurück ins Dorf und durften Elpidas Ehemann Taki kennenlernen. In seiner Taverne gab es jeden Abend das beste griechische Essen, das ich bisher gegessen habe – abwechslungsreich und mit Herzblut gekocht.

Und los geht’s
Am nächsten Morgen stellte Elpida ihre Pferde vor. Die Pferde sind in Größe und Charakter so verschieden, dass für jeden ein passendes dabei ist. Ich entschied mich für Orionas. Der erste Ausritt zum Kloster Thari ging durch hügeliges Gelände und wir querten einige kleine Bäche. Ich war sehr erstaunt über das viele Wasser und Grün. Elpida schaute, ob auch jeder gut zurechtkam und ob Pferd und Reiter zusammenpassen. Am Ende des Tages waren wir gut gerüstet für die kommenden längeren Touren.

Anspruchsvolle Trails
Am nächsten Tag hatte Orionas eine Zecke in der Gurtlage und die Haut war sehr angeschwollen, so dass er zuhause bleiben durfte und ich mit Thaki, einem wunderschönen Schimmel, den Tag verbrachte. Ein Zeichen dafür, dass das Wohl der Pferde hier wirklich im Vordergrund steht! Unsere Route war diesmal sehr spannend: Der Weg in eine Schlucht war beim letzten Unwetter weggespült worden. Elpida erkundete zunächst das Gelände zu Fuß, danach bahnte sie uns einen Weg den Steilhang hinunter über Geröll und umgestürzte Bäume. Thaki bewegte sich wie eine Gämse sicher den spektakulären Weg hinab und auf der Gegenseite wieder hinauf. Wer glaubt, wir seien nur auf steinigem Gelände unterwegs gewesen, irrt sich: Urige Wälder und weite Täler wechselten sich ab und zwischendrin gab es lange Galoppstrecken. Herrlich!

Inseltour am vierten Tag
Der vierte Tag war reitfrei und gab uns Gelegenheit, mehr von der wunderschönen Insel zu erkunden. Wir nahmen einen Mietwagen und los ging’s zur Erkundungstour!

Horsemanship und TTouch
Der fünfte Tag stand im Zeichen der Horsemanship und passte super zur Philosophie der Elpida-Ranch. Wir übten uns in Freiarbeit im Round Pen, im Reiten ohne Sattel und TTouch. Eine willkommene Abwechslung und vor allem auch für jene interessant, die diese Techniken gerne mal ausprobieren wollten.

Chillout-Zone am Stausee
Am sechsten Tag ging es im Sattel zum Stausee von Laerma. Das Wetter war leider sehr windig und Paddelbootfahren wäre zu gefährlich gewesen. Auch die Pferde hatten an diesem Tag keine Ambitionen, ins Wasser zu gehen. An einem heißen Tag stelle ich es mir aber herrlich vor, mit den Pferden zu schwimmen. Wir hatten trotzdem Spaß bei unserem liebevoll zusammengestellten Picknick und anschließendem Chillen in den Hängematten. Picknick und Hängematten wurden übrigens von fleißigen und engagierten Volunteers vorbereitet.
Am Abend gab es in Takis Taverne Livemusik. Eigentlich bin ich ja gar kein Freund vom Tanzen, aber die Stimmung war so gut, dass niemand auf seinem Stuhl sitzen blieb und alle Sirtaki auf der Straße tanzten. Am nächsten Tag hatte ich Muskelkater vor lauter Lachen.

Eine Woche geht viel zu schnell vorbei
Am letzten Reittag war ich noch ein wenig vom Abend zuvor angeschlagen und auch etwas wehmütig, da sich dieser tolle Urlaub dem Ende zuneigte. Wir ritten noch einmal auf zirka 400 Metern Höhe und schauten auf das Dorf Laerma und den Staudamm. Eine schöne Abschiedstour, die ihren Höhepunkt in einem Grillabend mit leckerem Barbecue fand und unseren Urlaub jetzt schon unvergesslich machte. Die herzliche Gastfreundschaft, wunderschöne Ritte auf tollen, gut ausgebildeten und gepflegten Pferden – das ist ein Komplettpaket, das man gerne bucht.

Text: Franziska Wild für Pferd & Reiter, Foto: Pferd & Reiter