Trauer um „Mr. Americana“ Horst Geier

Europäische Westernreitszene verliert einen ihrer größten Impulsgeber

Horst Geier war einer der großen Visionäre des europäischen Westernreitsports und der Westernpferdezucht, der zahllose
Impulse setzte und unter anderem die Americana zu dem machte, was sie heute ist. Mitte September starb Horst Geier im Alter von 79 Jahren.
Mit tiefer Bestürzung hat das DQHA-Präsidium auf den Tod von „Mr. Americana“, Horst Geier, reagiert. „Er war nicht nur Gründungsmitglied der DQHA und Visionär für den Sport, sondern für uns alle auch ein großes Vorbild“, so DQHA Präsident Stephan Göb. „Wir trauern um einen der Pioniere im deutschen Westernreitsport, einen Mann, der so viele von uns mit seiner Begeisterung für den Westernreitsport sowie für die American Quarter Horses und Paint Horses angesteckt hat. Für sein Engagement für uns in der DQHA können wir ihm nur von Herzen„Danke“ sagen. In diesen schwierigen Zeiten sind wir in Gedanken bei seiner Familie und seinen Freunden.“
Die gesamte internationale Westernreitszene trauert um Horst Geier, dessen Leidenschaft und Engagement dem Westernreiten zu einem so großen Erfolg verholfen hat. Dabei stand am Anfang wohl eher ein Zufall: 1958 lernte der begeisterte Pferdefreund das Reiten – allerdings galt seine Leidenschaft damals noch den Fuchsjagden, an denen er mit seinem Hannoveraner teilnahm. Erst seine spätere Ehefrau Anneliese brachte ihn zum Westernreiten, weil er glaubte, dass Westernpferde leichter im Handling seien. So traf Horst Geier erst Kurt Lissner und dann dessen Paint Wallach. Der Rest ist nahezu Westernsport-Geschichte: 1974 kaufte Horst Geier die erste Quarter Horse Stute für seine Ehefrau. „Masy“ kam aus Nebraska und sollte 25 Jahre lang treue Freundin von Anneliese bleiben. Begeistert von der agilen Stute, die selbst beim Umzug des Bremer Freimarkts gelassen blieb, bauten Horst und Anneliese Geier 1978 die Flachsberg Ranch in Schwanewede auf. Benannt nach der Straße, an der sie lag, sollte die Ranch zu einer der ersten professionellen Ranches in Deutschland werden, die sich der Zucht, Ausbildung und dem Verkauf von American Quarter Horses und Paint Horses verschrieben hatte.
Das wohl berühmteste Pferd der Flachsberg Ranch wurde der AQH-Hengst Doc Chex, der zweijährig aus Kalifornien importiert und von Kay Wienrich in Reining, Cutting und Cow Horse ausgebildet wurde. Gemeinsam dominierte das Team ein Jahrzehnt die deutsche Reining- und Cowhorse-Szene. 1986 gründete Horst Geier in den USA die Flachsberg Ranch Oklahoma. Von dort kamen unzählige American Quarter Horses und Paint Horses nach Europa, unter anderem Hengste wie The Hollywood Man, Doc Smoky Note, Dox Cashn Hand und Peppy San Can.
Doch nicht nur für die Zucht bewies Horst Geier ein gutes Gespür, sondern vor allem auch dafür, die Leidenschaft für den Westernreitsport und die Westernpferde in Deutschland zu wecken und stetig wachsen zu lassen. Nicht umsonst wurde Horst Geier bereits am 22. November 1975 in Erftstadt von damals 36 anwesenden American Quarter Horse-Fans in den ersten Vorstand der gerade gegründeten DQHA gewählt, um fortan immer mehr Menschen mit seiner Begeisterung für die Westernszene anzustecken.
Hatte er 1976 noch klein gestartet mit dem ersten Westernturnier auf seiner Ranch, konnte er 1986 ein Event auf die Beine stellen, dass ihm nicht nur seinen Beinamen„Mr. Americana“ gab, sondern ihm auch ein ewiges Denkmal setzte: Auf dem Olympiareitgelände in München-Riem richtete er 1986 die erste Americana aus, die schon damals 26.000 Besucher anlockte und dem Westernreitsport sowie allen Verbänden einen Boom und einen rasanten Anstieg der Mitgliederzahlen bescherte. 1990 fand die Americana ihr neues Zuhause in Augsburg, wo die bunte Mischung aus Messe, Spitzensport und Entertainment bis heute alle zwei Jahre unzählige Besucher anlockt. Längst ist die Americana von einer Idee von Horst Geier zu einer nicht mehr wegzudenkenden Veranstaltung für alle Westernreitsportbegeisterten geworden. Bis 2015 leiteten Horst und Anneliese Geier die Americana, 2017 übergab er die Leitung an Sandra Quade, die heute über ihn sagt: „Für das, was er alles umgesetzt hat, brauchen andere Menschen drei Leben lang. Er hat mich in die Profi-Westernpferdewelt eingeführt und ist mit mir in die USA geflogen, um mir dort Horsemen, Profitrainer und Veranstaltungen im Westernreit-sport vorzustellen. Seitdem ich seine Position dann komplett übernommen habe, stand er mir immer mit Rat und Tat zur Seite. Er war mein Mentor! Auf seine sowie Annelieses Loyalität konnte ich immer bauen. Seine Meinung war ehrlich und seine Ratschläge oftmals sehr weise.“ Als „innovativen Mann, der immer schon ein Gespür für Trends und Entwicklungen hatte, besonders für das, was Westernreiten einmal werden sollte“, bezeichnet ihn sein langer Weggefährte Kay Wienrich.
Horst Geier war Gründungs- und Vorstandsmitglied der DQHA, EWU und NRHA und hat sich mit großem Engagement und Enthusiasmus der Weiterentwicklung der Vereine gewidmet. 2010 wurde er in die Hall of Fame der DQHA aufgenommen.
„Mit Horst Geier haben wir einen der größten Pioniere und Visionäre des Westernreitsports in Deutschland verloren“, sagt DQHA-Präsident Stephan Göb. „Er hat die Geschicke der DQHA in ihren Anfangstagen bestimmt und bis heute geprägt. Sein Vermächtnis für uns alle wird nicht nur die Americana sein, sondern die Begeisterung und das Engagement für die Pferde und den Sport. Wir sagen alle von Herzen „Danke“ für das, was er geleistet und was er uns allen durch sein Wirken gegeben hat: die Leidenschaft für den Westernreitsport.“

Text: DQHA/Ramona Billing, Foto: Art & Light Photography