Anhänger fahren

Gar nicht so einfach fürs Pferd

Welch ein Komfort: Unsere Pferde steigen in luxuriöse Anhänger, knabbern ein wenig aus dem extra angebrachten Heunetz und steigen nach oft mehreren hundert Kilometern am Zielort entspannt und leistungsbereit aus. So die Theorie. Die Praxis sieht – zumindest aus Pferdesicht – ganz anders aus.

Werden Pferde im Anhänger von A nach B bewegt, bewegen sie sich quasi mit, denn sie spannen ihre gesamte Muskulatur dauerhaft an, um sich auszubalancieren. So kann eine Stunde ruhige Anhängerfahrt mit 20 Minuten Trabarbeit verglichen werden – Erschütterungen, Bodenunebenheiten, häufiges Anfahren und Bremsen sowie kurvenreiche Strecken zählen sogar noch mehr! Deshalb wird die Fahrt zum Turnier schnell anstrengender als ein saftiges Training auf dem heimischen Reitplatz.
Und obendrauf kommt für viele Pferde, die nicht regelmäßig gefahren werden, die Belastung durch Stress.
Wer sein Pferd sinnvoll bei und nach der Hängerfahrt entlasten und unterstützen möchte, achtet auf folgendes:

  • den Anhänger vor der Fahrt dick mit rutschfester Einstreu (Sägespäne) einstreuen. Erschütterungen werden dadurch gedämpft
  • bei unerfahrenen Pferden, die zu erhöhtem Stress neigen, vor der Abfahrt eine Portion aufgeweichte Heucobs füttern, um die Magensäure abzupuffern. Das beugt einer stressbedingt gereizten Magenschleimhaut vor
  • vor der Abfahrt das Pferd im Schritt führen. Das lockert vor allem bei Boxenpferden die Muskulatur und das Pferd kann sich gleich zu Beginn der Fahrt besser ausbalancieren
  • immer Heu während der Fahrt anbieten, um die Pferde zu beschäftigen
  • an kühleren Tagen die Pferde eindecken (meist reicht eine Abschwitzdecke), um die Rückenmuskulatur warm zu halten. Das beugt Verspannungen vor und schützt zudem vor eventueller Zugluft, die den Rücken auskühlen könnte
  • die Lüftungsklappen im Anhänger öffnen und für viel frische Luft sorgen, damit die Atemluft nicht durch Schadgase aus der Einstreu (Urin- und Kotabsatz) belastet wird
  • am Zielort das Pferd nach dem Entladen mindestens 20 bis 30 Minuten im Schritt führen oder reiten, um die von der Fahrt beanspruchte Muskulatur zu lösen

Text: Friederike Fritz