Wie lang „darf“ der Westernsattel sein?
Das Thema mit der 18. Rippe …
Immer wieder ist zu hören und zu lesen, dass ein Sattel, der über die 18. Rippe des Pferdes hinausreicht, dem Pferderücken über kurz oder lang wahrscheinlich Schaden zufügt. Passen demnach die meisten Westernsättel den Pferden nicht? Diese Frage kursiert zurzeit in der Westernreiter-Szene. Aber was ist dran an dem Argument, kein Sattel dürfte über die 18. Rippe hinausragen? Biggi Küpper vom Institut für medizinische Satteltechnik hat sich diesem Thema gewidmet und beschreibt den Weg einer These zum scheinbaren Fakt.
Auf der Suche nach einer Antwort auf die obige Frage machen wir uns auf den Weg, die Ursprünge dieser Aussage zu finden. Wann und wer genau diese Überlegung aufgestellt hat, konnte nicht herausgefunden werden. Jedoch wird immer wieder auf eine Studie verwiesen, die belegen soll, dass Pferde, die über den 18. Brustwirbel hinaus besattelt werden, langfristig Probleme bekommen.
Schaut man sich jedoch die Studie einmal an, welche aus dem Jahr 2005 stammt und von der Universität Zürich herausgegeben wurde, so ist die dort behandelte Fragestellung, ob man mit einer Druck-Messmatte Passformprobleme von Sätteln aufzeigen kann. Zitat: „In der vorliegenden Arbeit sollte die Verwendbarkeit dieses Systems zur Überprüfung der Sattelpassform von 25 Pferden getestet werden.“
Hierzu sei gesagt, dass die Druck-Messmatte in der heutigen Zeit und schon seit Jahren ein bewährtes Tool ist, dies im Jahr 2005 jedoch noch nicht war. Um überhaupt schlussfolgern zu können, dass ein Sattel, welcher über den 18. Brustwirbel hinausragt, einen schädigenden Einfluss auf die Lende des Pferdes hat, müsste der Versuchsaufbau auch in diese Richtung erfolgen. Vor allem wäre es sinnvoll, wenn die Pferde nicht schon von Beginn an Rückenprobleme hätten. Dies war jedoch in der Studie der Fall. Zitat: „Der überwiegende Anteil der beteiligten Pferde war uns zum Zeitpunkt der ersten Vermessung mit Rückenbeschwerden vorgestellt worden oder wies eine die Sattelanpassung erschwerende Rückenanatomie auf.“ In der Studie wurden die Pferd-Reiter-Paare vermessen und mit den Ergebnissen sowie Empfehlungen entlassen. Die Pferdebesitzer ließen dann in Eigenregie die Sättel ändern oder schafften neue Sättel an. Dann erfolgte eine weitere Messung nach drei, spätestens sechs Monaten. Die Daten wurden verglichen und Erkenntnisse daraus geschlossen, jedoch immer mit der Fragestellung, ob die Druck-Messmatte hilfreich bei der Besattelung ist. Natürlich gab es nach der Änderung oder Neuanschaffung der Sättel Verbesserungen, unter anderem auch in der Lende.
Keine Studie zur „18. Rippe“
Was aus der Studie jedoch nicht hervorgeht, weil dies nicht relevant war, ist die Frage, warum und wie lange die Pferde schon Rückenbeschwerden hatten und ob diese ursächlich von den vor der ersten Messung verwendeten Sätteln kamen oder eine andere Ursache hatten. Für die Studie, wie gesagt, irrelevant. Um daraus Rückschlüsse auf die pauschale Länge eines Sattels für Pferde allgemein zu ziehen, schon. Denn es stellt einen Unterschied dar, ob ich die Aussage treffe, dass ich mit einem kurzen Sattel die Rückengesundheit eines beschädigten Pferdes verbessere oder ob ich davon ausgehe, dass ich ein gesundes Pferd mit einem „zu langen“ Sattel schädige. Zu letzter Fragestellung lassen sich im Übrigen keine wissenschaftlichen Studien finden.
Text Biggi Küpper, Foto: Adrian Bozai
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