Brahman-Rinder auf der Southend Ranch

Königsklasse für Cutter und Cow Horse Reiter

Es ist idyllisch, die Vogel singen, alles ist grün und auf den umliegenden Weiden grasen American Quarter
Horses und … Rinder. Die lange Lindenallee führt mitten auf das Farmhaus zu und fokussiert den Blick auf das Gebäude. Diese Kulisse könnte genauso in Montana oder Wyoming zu sehen sein – ist sie aber nicht. Denn wir befinden uns in Norddeutschland, fünf Kilometer von der Nordsee und dem Urlaubsort Otterndorf entfernt.

Genau diese Kulisse hatte es Stefanie Steidle und Olaf Bockstaller vor fünf Jahren angetan, als sie hier zu Besuch waren. Der Hof war zu verkaufen und sie schlugen zu. In harter Arbeit haben sich die beiden ihren Traum erfüllt und leben und arbeiten auf der von ihnen geschaffenen Southend Ranch.
Das war ihr Lebenstraum seit jeher. Beide sind in Pferdebetrieben aufgewachsen, wollten aber ihre eigenen Ideen rund um die Haltung und Zucht ihrer Tiere umsetzen, weshalb sie sich für den Kauf der Southend Ranch entschieden. Beide haben zuvor solide Ausbildungen absolviert. Olaf ist staatlich geprüfter Hufschmied und Pferdewirtschaftsmeister, Stefanie ist Trainerin, Physiotherapeutin für Mensch und Tier sowie Hippotherapeutin DKThR (Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten). Beide sind begeisterte Westernreiter und sind im europäischen Raum erfolgreich auf Turnieren unterwegs.

Kompetenz in Sachen Cow Horse

Durch den Aufbau der Southend Ranch profitieren nun alle Interessierten von der geballten Kompetenz der beiden. Der Schwerpunkt der Southend Ranch liegt in der Zucht und Ausbildung von Cow und Ranch Horses. Nicht nur die eigens gezüchteten Pferde werden dort ausgebildet, Stefanie bietet auch Kurse und Beritt an. Da ihr Spezialgebiet die Disziplinen Cowhorse, Cutting und Ranch Riding sind, werden auch Rinder für das tägliche Training benötigt.
An der anfänglich reinen Hereford-Zucht schätzten sie sehr die ruhige, leicht dem Druck weichende Art ihrer Rinder. Diese sind perfekt für junge Pferde und Einsteiger. Zudem kam später noch eine Zebu-Herde hinzu. Zebus sind trickreich bei der Arbeit und daher eher für fortgeschrittene und geübte Reiter und Pferde geeignet.

Ein Brahman muss her

Und genau hier kommen die Brahmans ins Spiel. Olaf schwärmte nach seinem mehrmonatigen Farmaufenthalt in Namibia immer von den dort gehaltenen Brahman-Rindern. Zurück in Europa mit all den Brahman-Erfahrungen im Gepäck war ihm klar, dass er seine Hereford mit Brahman kreuzen wollte. Leider stellte er fest, dass diese Rasse in Deutschland praktisch nicht verfügbar ist. Daher konnte er seine Augen kaum glauben, als er auf dem Rückweg von Beschlagskunden in nur 18 km Entfernung von ihrer neuen Heimat eine Brahman-Herde beim Grasen auf einer Wiese entdeckte.
Der Wunsch nach einem Brahmanbullen konkretisierte sich, als Christiane Schröder zufällig zeitgleich eine Verkaufsanzeige schaltete. So kam der Kontakt zustande. Nur wenige Tage später zog der erste Brahmanbulle auf der neu gegründeten Southend Ranch ein.
Nicht nur, dass sie mit ihrer imposanten Optik und den herausragenden Rasseeigenschaften punkten (siehe QHJ 7/2020), sie sind zudem für den Westernreiter eine Herausforderung auf höchsten Niveau. Kein anderes Rind ist bei dieser Größe so agil und schnell. Da treibt das Cutting-Training so manchem Profi den Schweiß auf die Stirn.

Königsklasse für Cutter

Aber das sei die Königsklasse, erklärt Olaf Bockstaller. „Für den durchschnittlichen oder fortgeschrittenen Reiter nehmen wir unsere Brahman-Hereford Kreuzungen.“ Diese sind bei der Arbeit schneller und ausdauernder als Hereford oder Angus, aber lange nicht so trickreich wie Zebus. In ihrem Verhalten sind sie immer freundlich und überlegt.
„So können wir jedem Reiter ein Trainingsprogramm zusammenstellen, das ihn genau an der Stelle abholt, wo er steht. Die nächste Leistungsstufe erreichen wir dann gemeinsam sehr schnell und nachhaltig“, ergänzt Stefanie Steidle.
„Die beiden haben alles richtig gemacht“, pflichtet Christiane Schröder bei. „Wer es schafft, sein Hobby so ausgeglichen zum Beruf zu machen, der kann sich glücklich schätzen.“ Und dass die Ranch in der Familie bleibt, kann man heute schon am Nachwuchscowboy Lane T. Bockstaller erkennen. „Der Kleine hat das Cowboy-Blut schon mit der Muttermilch aufgesogen und lebt hier in einem traumhaften Umfeld“, meint Christiane Schröder abschließend.
So wird die Erfolgsgeschichte der Southend Ranch in schönen Cuxland weitergehen. Cow-Horse-Reiter und solche, die es werden wollen, sind herzlich willkommen!

Text: Micha Schröder, Foto: privat