Real Cattle for Real Cowboys

American Brahman

American Brahman Cattle ist eine Rinderrasse, die jedem Cowboy, Gaucho oder Stockman in der Welt ein Begriff ist. Den Siegeszug in den Kontinenten der Neuen Welt haben sie abgeschlossen. Inzwischen sind reine Brahmans oder Kreuzungen mit dieser Rasse die zahlenmäßig am stärksten vertretene Rinderrasse in nicht nur in Nord- und Südamerika, sondern auch in Australien und Südafrika. Traditionelle Rassen wie Hereford oder Angus wurden von ihnen vielerorts verdrängt oder durch Einkreuzung verbessert. Nun kommen sie auch nach Europa – nicht nur für uns Westernreiter!

Mit dem Brahman Rind hat man Anfang des 19. Jahrhunderts eine Fleischrinderrasse gezüchtet, die auf wärmere klimatische Verhältnisse und Weidehaltung ausgelegt ist. Die höheren Temperaturen und die damit verbundene höhere Anzahl von Insekten machte den traditionellen Angus und Hereford immer wieder zu schaffen. Deswegen wurden um 1900 die ersten Zebus aus Indien in die USA eingeführt. Man importierte Tiere der Zeburassen Gir, Guzerat, Krishna Valley und Nellore. Jede Rasse für sich brachte spezielle Eigenschaften mit sich. Um sie zu kombinieren, wurden die vier Ausgangsrassen zu den heutigen Brahmanrindern verschmolzen.

Auffällig anders

Das Brahmanrind von heute hat eine graue oder rote Farbe, es gibt es aber auch schwarze und gescheckte Tiere. Die Brahmans haben einen langen Kopf, lange, herabhängende Ohren, eine ausgeprägte Wamme (das herunterhängende Fell an Hals und Brust), starke Knochen und sehr gut bemuskelte Rücken- und Keulenpartien. 

Es ist ein großes Rind mit etwa 150 cm Stockmaß bei den Bullen und 137 cm bei den Kühen. Das Gewicht kann bei den Bullen bis zu 1.200 kg, bei den Kühen bis zu 750 kg betragen. 

Anpassungskünstler

Diese neuen „Südstaatler“ trotzten den höheren Temperaturen in z. B. Texas, New Mexiko oder Louisiana. Moskitos und andere Quälgeister ignorierten sie. Durch die extrem dicke Haut der Brahmans kamen die Blutsauger gar nicht zum Zug. Sie entlockten den Tieren höchstens ein lässiges Schütteln des massigen Kopfes. Das überall in Falten hängende Fell der Brahmans ergibt eine große Oberfläche und somit eine perfekte „Bio-Klimaanlage“. Während die Angus in der Mittagshitze den Schatten suchten, fraßen die Brahmans einfach weiter. Und sie fraßen auch das, was andere Rinder verschmähten. Auch weniger reichhaltiges Futter „verarbeiten“ sie zu saftigen Steaks.

Wie gemacht für die Prärie

Extrem hilfreich für die Rancher war bzw. ist auch der stark ausgeprägte Mutterinstinkt und Verteidigungswille dieser neuen Amerikaner. So mancher Puma oder Kojote musste schmerzhaft erfahren, dass das neu geborene Kalb einer Brahmankuh eine nicht zu erreichende Beute ist. Die Kälber kommen alle von allein auf die Welt und sind extrem vital. Sie folgen den Müttern schon nach kürzester Zeit auch über lange Strecken. Und dass der Weg frei und gefahrlos ist, dafür sorgt schon die Mama.

Zutraulich und wehrhaft gleichermaßen

Brahmans sind Menschen gegenüber ruhig und ausgeglichen, vorausgesetzt, man behandelt sie gut und pflegt einen ruhigen Umgang. Eine Person, die sie mal verärgert hat, prägen sie sich ein, und dann können sie auch schon mal zickig sein. Für ihre Bezugspersonen ist es gefahrlos möglich, die Kälber anzufassen und sie z. B. zu markieren. Ein Fremder dagegen kommt in den ersten Tagen nicht einmal in die Nähe der Neugeborenen. Hunde und Katzen mögen sie in der Anfangszeit aber noch weniger, diese sollte man in den ersten Lebenstagen der Kälber besser fernhalten. 

Alle diese positiven Eigenschaften haben dazu beigetragen, dass die Schlappohren, wie sie von Liebhabern dieser Rasse gerne genannt werden, die Welt erobert haben. Aber der eigentliche, unübertroffene Vorteil der Brahmans liegt im sogenannten „Heterosis-Effekt“. Doch was ist das? 

Die Zebus stammen alle vom Bos 

Indicus (indisches Hausrind) ab. Dem gegenüber steht der zweite Herkunftszweig von Hausrindern, das Bos Taurus (europäisches Hausrind). Vom Bos Taurus stammen alle uns bekannten Rinderrassen in Europa und Übersee ab. Durch die zwei unterschiedlichen Herkunftszweige fällt bei der Kreuzung dieser beiden der Nachkomme immer leistungsfähiger aus als das jeweilige Elterntier. Das Kalb trägt die Erbanlagen von beiden Eltern. Bei den Brahmankreuzungen zeigt sich der Heterosis-Effekt so extrem, weil es keine Verwandtschaft zwischen den indischen und europäischen Rindern gibt. So haben Brahmankreuzungen immer höhere Zunahmen als die Elternrassen. Das macht bis zu 20 Prozent höhere Schlachtgewichte bei gleichem Futteraufwand aus. Diese Tatsache machen sich die Farmer weltweit zunutze, mittlerweile auch in Europa, so dass man auch bei uns zukünftig mehr Buckel und Schlappohren auf Weiden und in Ställen sehen wird.

Der Heterosis-Effekt bezeichnet in der Genetik, der Pflanzenzucht und Tierzucht die besonders ausgeprägte Leistungsfähigkeit von Hybriden (Mischlingen), beispielsweise von Nachkommen zweier verschiedener Pflanzensorten oder Tierrassen. Von einem Heterosis-Effekt wird gesprochen, wenn die beobachtete Leistung der ersten Filialgeneration (F1) höher ist als die durchschnittliche Leistung bei den Ausgangssorten oder -rassen (Parentalgeneration, Elterngeneration).

Dass diese Rasse in Übersee seit Jahrzehnten traditionell mit dem Pferd gearbeitet wird, macht das Brahman zum perfekten Partner für Westernreiter, ganz zu schweigen von der imposanten Optik. 

In einer der nächsten Ausgabe berichten wir über die Southend Ranch im Cuxland, die seit einiger Zeit Brahmans auf ihrem Reitbetrieb einsetzt.

Text und Foto: Christiane Schröder