Idealfigur für fitte Pferde

American Quarter Horses sind Athleten par excellence: Nicht nur ihr Interieur mit der unverwechselbaren Kombination von Leistungsbereitschaft und Coolness befähigt sie zu sportlichen Höchstleistungen, auch ihr muskulöser, beweglicher Körperbau ermöglicht ihren erfolgreichen Einsatz in einer Vielzahl von Disziplinen. Wer als Pferdehalter und Reiter diese körperliche Fitness bestmöglich unterstützen möchte, sorgt für einen individuell optimalen Trainingsplan, aber auch ein passendes Ernährungsprogramm. Dabei spielt das Gewicht des Pferdes eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Oft wird fast ausschließlich auf die Fettauflage geachtet oder das Körpergewicht alleine als Anhaltspunkt genommen: Hat das Pferd Idealgewicht, wiegt es zu viel oder zu wenig? Bewegt sich die Fettauflage im Normalmaß, ist sie zu üppig, zu gering?

Körpergewicht – fett oder fit?
Hilfreicher ist eine ganzheitliche Betrachtung, die auch das Verhältnis Fett zu Muskulatur oder Gewicht zu Fundament berücksichtigt und Faktoren wie Alter oder Einsatzgebiet mit in Betracht zieht. Zudem sollten natürliche Schwankungen berücksichtigt werden, die beispielsweise jahreszeitlich bedingt sein können. Im Ergebnis kommt man zu einer Einschätzung des Gewichts, die sich nicht alleine an Daten festmacht, sondern das Pferd als Ganzes in seinen individuellen Lebensumständen sieht. Trotz der aus dieser Herangehensweise entstehenden Spielräume muss ganz klar festgestellt werden, dass erhebliche und andauernde Abweichungen vom Ideal gesundheitsschädlich sein sind.
Wohin führt uns eine ganzheitliche Betrachtung? Sie ist eher geeignet, wirkliche Gewichtsprobleme aufzudecken und einzuschätzen. Ein Beispiel: Zwei gleich große, gleich alte und vergleichbar eingesetzte Quarter Horses mit exakt dem gleichen Gewicht können völlig unterschiedlich bewertet werden. Während ein Quarter möglicherweise kräftig bemuskelt und nur mit einer dünnen, gleichmäßigen Fettauflage bedacht ist, kann der Kollege kaum bemuskelt, dafür aber mit reichlich Speicherfett bedacht sein – im Ergebnis können beide gleich viel wiegen, wobei einer in einem hervorragenden, der andere in einem bedenklichen Fütterungszustand ist. Das Gewicht alleine sagt also nicht viel aus.
Die Beurteilung der Fettauflage eignet sich wesentlich besser zur Einschätzung des Fütterungszustandes, sollte aber ebenfalls im Zusammenhang betrachtet werden. Zudem gilt es zu bedenken: Fett ist nicht gleich Fett, Fettpolster können im Körper unterschiedliche Aufgaben erfüllen.

Fett ist nicht „böse“
Fettzellen übernehmen zahlreiche Funktionen, Fett ist deshalb zunächst ein Gewebe wie alle anderen auch und wird nur unter bestimmten Umständen zum Problem. Was kann Fett?
Fettzellen (Adipozyten) haben die Aufgabe, je nach Angebot und Bedarf Fett (und damit Energie) sowie Wasser zu lagern und freizugeben. Zunächst lassen sich zwei wichtige Einsatzgebiete unterscheiden: Zum einen dient Fett dem Aufbau von Körperstrukturen. Dieses Baufett sorgt etwa für stabile Mähnenkämme, gut abgesicherte Nieren, korrekt in der knöchernen Orbita gelagerte Augäpfel. Speicher- oder Depotfett dagegen wird als Vorrat für schlechte Zeiten an vielen Stellen des Körpers abgelegt, wenn die aktuelle Energieversorgung den tatsächlichen Verbrauch übersteigt. Zur Energiebevorratung wird Fettgewebe vor allem im Bereich der Unterhaut gespeichert und lässt sich dort auch gut ertasten und beurteilen.
Fettzellen sind eng in das Stoffwechselgeschehen eingebunden und wirken durch in den Zellen produzierte hormonähnliche Stoffe, Adipokine genannt. Zudem ist Fett ein hervorragendes Isolationsmaterial und dient deshalb der Wärmedämmung des Körpers. Jede kalorische Über- wie Unterversorgung hat deshalb Folgen auf mehreren Ebenen, für unterschiedliche Körperfunktionen.

Folgen von Hunger oder Überversorgung
Wird der Organismus unterversorgt, wird zunächst das Depotfett abgebaut, um die Energieversorgung sicherzustellen. Dauert der Hungerzustand länger an, wird auch das Baufett angegriffen. Bei betroffenen Pferden kann deshalb der Mähnenkamm kippen, die Augen liegen tiefer in ihren Höhlen. Die abnehmende Wärmedämmung kann das Abschmelzen von Körpermasse beschleunigen, da immer mehr Fett aus den Depots freigesetzt werden muss, um die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten – und dieses Fett fehlt dann bei der Isolierung. Erste Anzeichen einer kalorischen Unterversorgung sind oft „Hungerhaare“, einzelne überlange Haare, die als – unwirksamer – Versuch des Organismus gewertet werden können, die Isolierung durch verstärkten Fellwuchs aufrecht zu erhalten. Die Aktivität der Adipokine ändert sich im Hunger und verlagert sich in Richtung Entzündungshemmung. Anhaltender Hunger führt dazu, dass nach Abbau der Fettvorräte auch Protein zur Energieerzeugung herangezogen werden muss und folglich die Muskelmasse immer mehr abnimmt. Das Immunsystem ist bei Hunger zunehmend weniger effektiv, es steigt die Gefahr von Infektionen, die aufgrund des schlechten Ernährungszustandes auch weniger gut bekämpft werden können.
Bei Überversorgung nimmt das Speicherfett zu….

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Text: Angelika Schmelzer, Foto: Adrian Bozai