So kommen Senioren gesund durch den Winter

Ältere Pferde haben spezielle Bedürfnisse

Wenn Pferde alt werden, brauchen sie mehr als nur Liebe – sie brauchen Aufmerksamkeit, Geduld und vor allem gezielte Betreuung. Mit den Jahren verändern sich nicht nur ihr Körper, sondern auch ihre Bedürfnisse. Elena Zeise, Tierärztin der Pferdeklappe in Reutte, verrät, worauf Sie besonders achten müssen.

„Auch Pferde kommen in die Jahre“, weiß die passionierte Pferdeexpertin. „Sie werden empfindlicher, anfälliger und haben neue Anforderungen an Haltung und Pflege. Wer rechtzeitig erkennt, was sie wirklich brauchen, kann viel für ihre Lebensqualität tun – und ihnen ein würdevolles, möglichst schmerzfreies Leben an der Seite ihrer Menschen schenken. Doch aus meiner Erfahrung erkennen viele Halter die altersbedingten Veränderungen erst spät – oft zu spät.“

Futter ist Medizin – wenn es richtig gewählt wird
Mit den Jahren verändert sich der Stoffwechsel. Ältere Pferde verdauen schlechter und verwerten Nährstoffe nicht mehr wie in jungen Jahren. „Viele Senioren nehmen trotz vollem Trog ab“, erklärt Elena Zeise. Die Lösung: leicht verdauliches, staubfreies Heu, eingeweichtes Futter (Heucobs) und spezielles Futter für Senioren. Auch Mash kann helfen. Wichtig ist, Futterumstellungen behutsam und nur in Absprache mit dem Tierarzt vorzunehmen – sonst drohen Verdauungsstörungen. Und: Trinken nicht vergessen! Gerade alte Pferde trinken oft zu wenig.

Regelmäßige Checks statt böser Überraschungen
Was man nicht sieht, kann trotzdem schaden. Leber- und Nierenwerte, Stoffwechsel und Herz-Kreislauf-System verändern sich mit dem Alter. „Gesundheitschecks mit Blutkontrollen sollten immer jährlich durchgeführt werden – selbst wenn das Pferd fit wirkt und auch bei jüngeren Pferden“, empfiehlt Zeise. „Für die älteren, so ab 17 Jahren, gibt es spezielle geriatrische Profile.“ Auch Medikamente müssen regelmäßig überprüft und angepasst werden.

Seniorengerechte Haltung schafft Sicherheit
Alte Pferde brauchen ein stabiles Umfeld. Rutschfeste Böden, weiche Liegeflächen, in manchen Fällen evtl. kombiniert mit einer Einzel-Nacht-Box, um einfach zur Ruhe zu kommen, und Schutz vor Zugluft, Nässe und Kälte gehören zur Grundausstattung. „Ein geregelter Tagesablauf senkt den Stresspegel deutlich“, betont die passionierte Tierärztin. Ruhe und Sicherheit machen einen großen Unterschied – körperlich wie mental.

Zahnprobleme ernst nehmen
Schmerzhafte Haken, Zahnlücken oder scharfe Kanten sind bei alten Pferden häufig. Eine regelmäßige Zahnkontrolle – idealerweise halbjährlich – hilft, solche Probleme früh zu erkennen. Tierexpertin Zeise: „Wer schlecht kaut, frisst weniger, verliert an Gewicht und riskiert Folgeschäden.“

Schmerzen erkennen – Leiden vermeiden
Lahmt das Pferd leicht? Bleibt es öfter stehen oder legt es sich seltener hin? „Das sind oft keine Alterserscheinungen, sondern Schmerzsymptome“, so die Pferdeexpertin. Arthrose, Rückenschmerzen oder steife Gelenke lassen sich gut behandeln – mit Medikamenten, gezielter Bewegungstherapie und Wärmebehandlungen. Ziel ist immer: Bewegung ohne Schmerzen.

Zuwendung wirkt wie Medizin
Alte Pferde spüren, ob sie noch dazugehören. „Soziale Kontakte, Streicheleinheiten und kleine Rituale stärken das emotionale Gleichgewicht“, weiß die Pferdeärztin. Wer Zeit schenkt, stärkt das Immunsystem des Tieres – und oft auch die eigene Verbindung zum Pferd.

Bewegung hält Körper und Geist in Schwung
Auch alte Pferde wollen sich bewegen – aber in angepasstem Maß. Wenn leichtes Training oder gemütliche Ausritte nicht mehr möglich sind, können Spaziergänge, ruhige Bodenarbeit oder freie Bewegung auf der Weide helfen, Gelenke geschmeidig zu halten und Muskulatur zu erhalten. Wichtig: Keine Überforderung, sondern Routine, Vertrautheit und liebevolle Begleitung stehen im Vordergrund.

Ein erfahrener Freund verdient Respekt
„Ein altes Pferd ist kein Pflegefall, sondern ein Partner mit Geschichte“, sagt die Tierärztin der Pferdeklappe in Reutte. So sind alle Pferdehalter aufgerufen, ihren Senioren mit Achtsamkeit, Geduld und regelmäßiger tierärztlicher Betreuung zur Seite zu stehen.

Text: Alexios Wiklund, tierschutzverein.at, Foto: ÖTV