Heu 24/7?

Raufutterfütterung im Winter

Gerade in den kalten Monaten benötigt der Organismus unserer Pferde ausreichend Brennstoff, um sich warm zu halten. Deshalb ist die Gesundheit der Pferde auch maßgeblich abhängig von der Raufutterversorgung. Aber wie viel sollte gefüttert werden und warum und wie?

Häufig ist die Rede davon, dass Pferden im Idealfall gutes Heu bzw. gutes Raufutter rund um die Uhr zur Verfügung stehen soll, damit die natürlichen Bedürfnisse des Pferdes, das ursprünglich 16 bis 18 Stunden täglich grasend über die Steppe zog, befriedigt werden können. Im Ergebnis knubbeln sich dann meist mehr oder weniger gut genährte, aber häufig wenig bewegte Vierbeiner um große Heuraufen und mampfen mit vollen Backen das wertvolle Gut.

Was viele vergessen: Ja, Steppenpferde, die Vorfahren unserer Hauspferde, haben lange Fresszeiten gehabt, aber zum einen haben sie immer mal hier, mal dort ein paar Gräser gezupft (saftige Weiden und Heu? Fehlanzeige!), zum anderen haben sie sich ununterbrochen dabei bewegt und echt Strecke gemacht – Alltag und Haltung unserer modernen Pferde gestalten sich dagegen völlig anders.

Stichwort Rohfaser

Der hohe Rohfasergehalt im Heu ist essenziell für eine gesunde Verdauung. Heu fördert durch seine grobe Struktur das gründliche Kauen und damit das Sättigungsgefühl, das über die so genannten Kauschläge und nicht unbedingt über die gefütterte Menge erzielt wird. Der dabei reichlich gebildete Speichel puffert nach dem Abschlucken die Säure im Magen und schützt so die Magenschleimhaut. Der Rohfasergehalt dient zudem den Darmbakterien des Dickdarms als Nahrungsquelle und fördert damit eine intakte Darmflora. 

Das Verdauungssystem unserer modernen Sportpferde funktioniert noch genauso wie das seiner Vorfahren: Kleine Mengen Futter in regelmäßigen, kürzeren Abständen werden benötigt, damit vom Kauen bis zum Kacken, pardon Ausscheiden, alles reibungslos funktioniert. 

Heu rund um die Uhr?

Um überhaupt einschätzen zu können, wie viel ein Pferd bei 24/7-Heufütterung zu sich nimmt, muss man erst einmal wissen, wie lange es z. B. an einem Kilo Heu kaut. Bei freier Vorlage benötigt ein gesundes Pferd zirka 40 Minuten, um ein Kilo davon mit vollen Backen zu verputzen. Gehen wir nun von den geschätzten 16 Stunden freier Futteraufnahme pro Tag aus, kommen wir summa summarum auf 24 kg Heu pro Tag!!!!!!! Viel zu viel, etwa dreimal so viel wie die für die Deckung des Erhaltungsbedarfs erforderliche Menge. Und – machen wir uns nichts vor – auch Heu macht dick, wenn zu viel davon gefressen wird. Vor allem, wenn es sich um gehaltvolles Futterheu handelt.

Zuviel Raufutter – gibt’s das?

Da unsere Pferde im Idealfall viele kleine Malzeiten zu sich nehmen, ist ihr Magen relativ klein: 15 bis 20 Liter umfasst er bei einem Pferd mit AQH-Größe. Es passt also gar nicht so viel gekautes und entsprechend eingespeicheltes Raufutter hinein, so das sich der Gedanke aufdrängt, dass im besten Fall Heu 24/7 zur Verfügung steht und der Vierbeiner sich pferdegerecht bedienen kann, wann immer er möchte. 

Aber: Was bei manchen Pferden funktioniert, klappt bei vielen anderen eben nicht. Die fressen und fressen und fressen… und am Ende ist die Energieaufnahme dann durch die reine Raufutteraufnahme ohne eventuelle zusätzliche Kraftfuttergaben bereits höher als der Energiebedarf. Die Folge? Das Pferd nimmt zu und setzt unnötiges Fett an. Und egal, ob dieses Fett durch zu hohe Kraftfuttergabe oder zu viel Raufutter entsteht, es stellt irgendwann ein Gesundheitsrisiko dar und belastet den Trageapparat unnötig.

Wie viel Heu bzw. Energie braucht mein Pferd?

Ein zirka 500 kg schweres Pferd…

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Text und Foto: Friederike Fritz