Schmuddelwetter? Kampf den Infekten!
Kurze Tage, dazu häufige Niederschläge, Kälte und Wind, das ist eine echte Herausforderung, auch für unsere American Quarter Horses.
Das Ergebnis: Im Stall wird gehustet, Dauerpatienten und Oldies bauen zusehends ab, Nasen tropfen, Lungen röcheln, allerlei Infekte machen ganz offensichtlich die Runde. Woher kommt’s? Was tun? Wie vorbeugen? Womit dem Pferd ganz praktisch helfen, wie das Immunsystem fit halten? Wie aus den Wintermonaten eben keine „schlechte“ Jahreszeit fürs Pferd werden lassen?
Faktor Wetter
Wie kommt es, dass über das Winterhalbjahr vor allem Atemwegsinfekte so häufig auftreten und auch manche Hauterkrankung die Runde macht? Kälte und Nässe haben damit nicht immer direkt etwas zu tun, oft kommen gleich mehrere Faktoren zusammen.
Unter dem Einfluss nasskalter Witterung kann die lokale Abwehr herabgesetzt werden. Bei Kälte verengen sich automatisch die Blutgefäße, um so den Wärmeverlust gering zu halten. Bei schlechter Durchblutung aber ist auch die gesamte regionale Ver- und Entsorgung heruntergesetzt, was alle Abwehrmaßnahmen mit beeinträchtigt. Zudem kann die gewünschte Besiedlung mit harmlosen Keimen, die krank machenden (pathogenen) Keimen das Anhaften und die Vermehrung vor allem auf der Haut deutlich erschweren, durch die Witterungsverhältnisse negativ beeinflusst werden.
Faktor Sonnenlicht
Der UV-Anteil des Sonnenlichts hat eine hemmende Wirkung auf die Vermehrung von Keimen. Bei nachlassender Exposition fehlt dieser begrenzende Einfluss und es kommt vor allem häufiger zu Hauterkrankungen. Zu diesem Trend trägt nicht nur die natürliche Änderung von Sonnenscheindauer und -intensität bei, es kommen andere Aspekte hinzu, die mit der Pflege (häufiges Eindecken), der Haltung (Aufstallung) und unseren Trainingsgewohnheiten (eher in der Halle als draußen arbeiten) im Winterhalbjahr zusammenhängen. All dies sorgt dafür, dass die Hautoberfläche unserer Pferde deutlich weniger Sonne abbekommt als im Sommerhalbjahr. Sonnenlicht kann aber noch mehr, denn es regt die Bildung von wirksamem Vitamin D an, und das wiederum hat positive Einflüsse auf das Immunsystem.
Faktor Haltung
Runter von der Weide, rein in den Stall. Fenster zu, Türen geschlossen halten. Zum Bestand an Reitpferden die neu in Arbeit genommenen Jungpferde und die Zuchtstuten hinzufügen, sodass die Anlage nun komplett besetzt ist. So kommt’s, dass unsere American Quarter Horses über das Winterhalbjahr bei geringerem Luftaustausch enger zusammenleben, was die direkte und indirekte Übertragung von Keimen stark erleichtert.
Faktor Training
Es ist nicht nur das fiese Wetter, es sind auch frühe Dunkelheit und ungünstiges Geläuf – wir trainieren im Winterhalbjahr deutlich häufiger in der Halle als auf dem Außenreitplatz oder im Gelände. Das verstärkt die erwähnten Einflüsse weiter und wirkt zudem negativ auf das Thermoregulationssystem unserer American Quarter Horses.
Faktor Fütterung
Die Aufstallung bringt es mit sich, dass statt Weidegras nun Heu auf dem Speiseplan steht – nur eine von vielen „Konserven“, die in der Winterfütterung frische Produkte ersetzen. Während manche Bestandteile vom Zahn der Zeit kaum angenagt werden – etwa die Mengen- und Spurenelemente – leiden andere unter längeren Lagerzeiten. Wichtig bei der Fütterung ist aber immer die GESAMTversorgung – fehlen benötigte Nähr- oder Wirkstoffe, kann die Ration nicht ihre Wirkung entfalten, auch wenn sie sonst im Gleichgewicht ist oder gar an manchen Stellen mehr gefüttert wird als nötig. Umso wichtiger ist auch die Gestaltung der Versorgung – Aspekte wie Staubarmut, Freiheit von Schimmel, keine langen Futterpausen beim Raufutter usw.
Ganzheitlich auf das Immunsystem blicken
Wer das Immunsystem in den Fokus nimmt, muss ganzheitlich darauf schauen, also möglichst viele Aspekte beachten und optimieren, die Einfluss nehmen. Es ist beispielsweise weder möglich noch sinnvoll, durch Einzelmaßnahmen etwa über die Fütterung geeigneter Zusatzfuttermittel die Abwehr eines Pferdes zu optimieren, das unter ungünstigen Bedingungen gehalten und trainiert wird – zunächst ist genau dort zu optimieren, damit diese Produkte überhaupt wirken können. Woran können Sie ansetzen, gerade im Hinblick auf die Gesundheit der Atemwege, aber auch der Haut?
Schadgase und Stäube belasten die innere Auskleidung der Atemwege und leisten Infektionen wie auch den oft folgenden Allergien Vorschub. Verbessern Sie deshalb die Luftqualität und achten Sie darauf, dass Ihr Pferd so oft und so lange wie möglich Frischluft atmet. Das erreichen Sie vor allem, indem Sie in allen Stallungen für einen beständigen Luftaustausch sorgen und Ihr Pferd häufig draußen bewegen. Offene Türen und Fenster, dazu dauerhaft geöffnete Firstlüftung, Einbau großer Öffnungen mit gleichzeitigem Schutz vor Wind und Regen durch Verwendung entsprechender Netze oder Lochbleche, ein Heizsystem für die automatische Tränkeeinrichtung – so werden Schadgase, Feuchtigkeit und Staub Tag und Nacht nach draußen geleitet und Ihr Pferd atmet immer frische, saubere Luft. Ein weiterer, wichtiger Punkt besteht in der Vermeidung von Luftbelastung, zum einen durch die Nutzung hochwertiger und damit staubarmer Raufuttermittel und Einstreu, zum anderen durch eine gute Hygiene mit häufiger, sorgfältiger Entmistung. So kann die Luftqualität ganz entscheidend verbessert werden. Es hilft zudem, wenn Futtermittel und Einstreu außerhalb der eigentlichen Stallung gelagert und ggf. vorbereitet (z. B. durch Aufschütteln) werden und bei Arbeiten innerhalb des Gebäudes kein Staub aufgewirbelt wird (z. B. durch Befeuchten der Stallgasse vor dem Fegen). Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Stallgassen zur Reithalle hin geöffnet sind – hier ist es notwendig, gering staubende Hallenböden zu wählen und diese in einem günstigen Feuchtegehalt zu bewahren.
Fütterung optimieren
Optimieren Sie die Gesamtration und stellen Sie so sicher, dass…
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Text: Angelika Schmelzer, Foto: Isabell Marr