Nachhaltigkeit

Trend oder Notwendigkeit für die Pferdehaltung der Zukunft?

Ressourcen nutzen und Ressourcen erhalten – erst spät wurde uns Menschen klar, dass dies miteinander im Konflikt steht. Heute hat sich diese Erkenntnis längst durchgesetzt und man ist dabei, Lösungen zu finden. Bis in den Reitsport hinein schreibt man sich mehr Nachhaltigkeit auf die Fahnen, und das ist gut und richtig so.

Oft ist allerdings nicht so ganz klar, was man unter „Nachhaltigkeit“ zu verstehen hat. Zum einen wird der Begriff häufig nicht trennscharf verwendet und nicht selten im Sprachgebrauch schlicht mit „umweltfreundlich“, „bio“ oder „unter Verwendung grüner Energie produziert“ gleichgesetzt. Zum anderen lässt sich auch nicht so ganz genau definieren, wann und wie ein Produkt – eine schicke neue Reitjacke oder eine Veranstaltung, etwa eine Show – als nachhaltig gelten kann und wann eben nicht. Wie kommt’s?

In ihrer ursprünglichen Bedeutung standen sich „Nachhaltigkeit“ und „Raubbau“ als Extreme gegenüber. Der Begriff wurde zunächst auf die Forstwirtschaft angewendet; man war sich bewusst geworden, dass langfristig (mindestens) ebenso viel Holz nachwachsen muss wie entnommen wird, damit das System eine Zukunft hat. Bei Holz ist eine nachhaltige Nutzung zumindest denkbar und möglich, bei Kunststoffen dagegen, die aus Erdöl, Erdgas oder Kohle hergestellt werden, sind die Ressourcen endlich, nicht nachwachsend. Hier kann allenfalls etwa durch Recycling oder besondere Haltbarkeit der Endprodukte der Effekt abgemildert werden. Nachhaltigkeit ist also kein absoluter Begriff – es gibt nicht nur „nachhaltig“ oder „nicht nachhaltig“, sondern auch alles dazwischen. So ist die überwiegend aus recyceltem Kunststoff hergestellte Plastikflasche, in der das Pferdeshampoo abgefüllt ist, nachhaltiger als das Konkurrenzprodukt ohne wiederverwendeten Kunststoff.
Heute sieht man das Thema „Nachhaltigkeit“ nicht nur auf Ressourcen angewendet, sondern berücksichtigt auch den gesellschaftlichen Bezug – Stichworte sind hier etwa „nachhaltige Entwicklung“, „Enkelgerechtigkeit“ oder „Zukunftsfähigkeit“. Und man sieht drei Aspekte dahinter: ökologische, aber auch soziale und wirtschaftliche. Hinter dem so einfach klingenden Begriff steckt also ein sehr komplexes Thema. Für die Umsetzung von Nachhaltigkeit im Pferdesport reicht es demnach nicht, hier ein wenig Wasser zu sparen und dort eine besonders langlebige Jacke zu kaufen – Einzelpersonen, Vereine, Institutionen und Pferdebetriebe denken und handeln nur dann wirklich nachhaltig, wenn ihre Maßnahmen auch ökonomisch sinnvoll und sozial gerecht umgesetzt werden.

Nachhaltigkeit auf dem Prüfstand
Umweltbewusst, ökonomisch sinnvoll, sozial verantwortlich – klingt gut! Verbraucher achten immer mehr darauf, ihren Konsum in Einklang mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit zu bringen und Produzenten wie Anbieter von Dienstleistungen sind längst auf diesen Zug aufgesprungen. Das macht es dem Verbraucher aber nicht unbedingt leichter, sich für ein nachhaltiges Angebot zu entscheiden, denn nicht alles, was mit diesem Anspruch vermarktet wird, ist tatsächlich nachhaltig – Stichwort „Greenwashing“. Und: Oft lässt sich kaum erkennen oder rückverfolgen, ob ein Produkt nachhaltig ist. Alles, was komplexer ist als das Heu vom Bauern nebenan, lässt sich durch Laien kaum beurteilen oder gar vergleichen. Und selbst regional angebautes und vermarktetes Futter ist nicht ohne weiteres als nachhaltig oder eben nicht zu erkennen: Düngung, Einsatz von Pestiziden, Herbiziden usw., Saatgut, Maschinennutzung – wer weiß schon, was es alles zu berücksichtigen gilt?
Bei der Beurteilung von Produkten und Dienstleistungen ist der gesunde (Pferde-)Menschenverstand sicherlich ein wichtiger Helfer, allerdings können auch Zertifizierungen, Tests und Erfahrungswerte gerade bei schwer zu durchschauenden Angeboten helfen…

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Text und Foto: Angelika Schmelzer