Pferdetransport: Einfach losfahren?

Die Turniersaison steht vor der Tür, Stuten werden zum Hengst gefahren, Trainings besucht: Zeit, sich wieder um den Transport seines Pferdes zu kümmern. Ein sicherer, komfortabler Anhänger oder Transporter, der Pferd und Mensch entspannt am Zielort ankommen lässt, ist dafür unabdingbar. Hier einige Tipps für die kommende „Reisesaison“.
An erster Stelle steht natürlich die Sicherheit von Mensch und Pferd. Ein modernes Fahrwerk mit entsprechender Federung sorgt für Sicherheit und Komfort. Alle moderneren Anhänger besitzen ein sehr gutes Fahrverhalten durch Gummifederachsen mit Einzelradaufhängung oder gar Schraubfederachsen und Radstoßdämpfer.
Moderne Technik sorgt für Sicherheit
Selbst nachstellende Bremsen – wie bei vielen Herstellern üblich – erhöhen die Sicherheit zusätzlich. Was früher ein Knackpunkt in Sachen Sicherheit war, der Anhängerboden, stellt heute kein Risiko mehr dar: Heute werden dort maßgeblich Aluminium oder Alu-Kunststoff-Sandwichplatten verbaut, die an Langlebigkeit und damit Sicherheit nicht zu überbieten sind.
Auch wenn es hoffentlich nie zum Einsatz kommt: Eine leicht zu bedienende und vor allem funktionierende Panikentriegelung, also von außen lösbare Boxenstangen, ist unabdingbar. Neben den Bruststangen sind mittlerweile auch viele Anhänger mit einer entsprechenden Entriegelung für die Heckstangen ausgerüstet. Wichtig, gerade bei eigenen Anhängern: Die Funktionstüchtigkeit der Panikentriegelung sollte regelmäßig überprüft werden, denn im Ernstfall können schwergängige Mechanismen wertvolle Minuten kosten!
Ob der Vierbeiner über eine – natürlich rutschfeste und nicht zu steile Rampe – einsteigt oder, wie bei vielen Modellen mittlerweile möglich, über eine Stufe (die Flügeltüren werden dabei zur Seite weggeklappt), ist reine Gewöhnungs- bzw. Trainingssache. Viele Pferde steigen aber tatsächlich über die Stufe besser ein als über eine Rampe.
Size does matter
Ja, viele unserer Westernpferde sind eher kleinformatig, so dass die Frage aufkommt, wozu man einen riesigen Anhänger benötigt. Man sollte jedoch stets vor Augen haben, dass sich das Pferd als Fluchttier in einem geräumigeren Anhänger oder Transporter wesentlich wohler fühlt als in einem kleinen, dunklen Oldtimer. Deswegen kommen helle Innenräume und gute Beleuchtung bei den Vierbeinern auch sehr gut an – es wirkt auf sie einfach wesentlich weniger bedrohlich, was sie entspannter fahren und ankommen lässt. Zudem können sich die Pferde auf einer etwas größeren Stehfläche besser ausbalancieren, was ihnen ebenfalls mehr Sicherheit vermittelt und weniger anstrengend ist.
Hier kommen auch die modernen (kleineren) Transporter für zwei Pferde ins Spiel – eine durchaus überlegenswerte Alternative für Vielfahrer, zumal in den wendigen Transportern auch mehr Platz für das Equipment bleibt.
Auch ans Equipment denken
Bei der Wahl des Anhängers sollte man stets auch berücksichtigen, welches Equipment mitreist. Gerade Westernsättel sind wesentlich größer und schwerer zu verstauen als normale Sättel – hier haben die meisten Hersteller bereits reagiert und bieten etwa auch spezielle Halter für Westernsättel an, wenn das Modell über eine geräumige Sattelkammer verfügt.
Um nicht nur die Reise, sondern auch den Aufenthalt auf dem Turnier oder sonst wo so angenehm wie möglich zu machen, sollte man sich im Zweifelsfall immer für mehr Platz entscheiden. So haben nicht nur die Sättel, sondern alles weitere Equipment einschließlich Besen, Schaufel und Mistboy genügend Platz und können im Idealfall bequem erreicht werden, ohne groß umschichten zu müssen. Trensenhaken und weitere Fächer und Befestigungsmöglichkeiten sorgen für bessere Übersicht und sicheres Verstauen.
Transportmittel mieten
Wer wenig mit dem Pferd unterwegs ist und keinen eigenen Anhänger besitzt, kann mittlerweile einige Angebote in Anspruch nehmen und für bestimmte Zeiträume einen Anhänger mieten. Namhafte Hersteller, aber auch Händler bieten bereits seit einiger Zeit die Möglichkeit, verschiedene Anhänger und/oder Horsetrucks zu mieten – teilweise sogar kontaktlos über einen Smartphone Key. Eine feine Sache, wenn nur für einen kurzen Zeitraum ein Anhänger benötigt wird. Übrigens: Auch für eine spätere Kaufentscheidung kann Mieten eine prima Idee sein: Man kann das Modell seiner Wahl quasi in voller Montur Probe fahren und danach entscheiden, ob es das richtige ist (oder eben nochmal ein oder mehrere andere testen) und dann kaufen.
Vorsicht mit Freundschaftsdiensten
Es kann nicht oft genug erwähnt werden, dass das Ausleihen eines Anhängers von Stallkollegen/Freunden seine Tücken hat. Wenn ein Anhänger geliehen oder gemietet wird und die Fahrzeuge folglich verschiedenen Haltern gehören, tritt im Falle eines Unfalls die Versicherung des Zugfahrzeugs nicht ein, so RA Lars Jessen. „Wegen der enorm hohen Haftungsrisiken und der Tatsache, dass jeder in die Situation kommen kann, den Anhänger kurz herauszugeben (Pferd der Freundin hat Kolik und muss in die Klinik), sollte man grundsätzlich eine Versicherung abschließen. Dies gilt umso mehr, als sie deutlich unter 50 Euro im Jahr kostet“, rät er aus Erfahrung.
Tückisch wird es auch, wenn das Pferd beispielsweise im geliehenen Anhänger randaliert und Schäden verursacht. Dann gilt nämlich: Als Pferdehalter haftet man für diese Schäden und muss dafür aufkommen, die Tierhalter- bzw. Privathaftpflichtversicherung kommt jedoch für Schäden wie diese (an geliehenen oder gemieteten Hänger) nicht auf! Abgedeckt werden kann dieses Risiko nur mit einer gesonderten Transportversicherung.
Bevor es losgeht
Um dem Pferd den Stress zu nehmen und die Reise so angenehm wie möglich zu machen, steht während der Fahrt selbstredend Heu zur Verfügung, an dem die Vierbeiner knabbernd können. Und auch das Füttern vor dem Transport ist empfehlenswert – so eine Studie aus dem Jahr 2022 (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S073708062300059X). Der gefüllte Magen sorgt dafür, dass die empfindliche Magenschleimhaut während der Fahrt nicht übersäuert, was dem Pferd Schmerzen und damit zusätzlichen Stress bereiten würde (Hungerstress).
Einstreu ist Pflicht
Eine rutschfeste und saugstarke Einstreu (nicht nur im hinteren Bereich des Anhängers) ist nicht nur empfehlenswert, sondern tatsächlich laut Viehverkehrsverordnung (VVVO) § 1 Abs. 1, Satz 1 Nr. 1 Pflicht. Wer sich nicht dran hält, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Also vor der Fahrt gut einstreuen, am besten mit saugstarken, entstaubten Spänen. So stehen die Pferde sicher und trocken, auch wenn sie während der Fahrt harnen.
Vorbereitung ist alles
Der Anhänger ist beladen, eingestreut, Heu satt im Netz verfügbar und das Pferd mit stabilem Halfter, Strick, Transportgamaschen und wetterabhängig passender Decke steht bereit.
Nun nochmal die Routenplanung checken und – ganz wichtig – den Equidenpass einstecken. Und dann kann es losgehen. Gute Fahrt!
Text: Friederike Fritz, Foto: Humbaur