Drei Phasen braucht das Pferd

Aufwärmen, arbeiten, entspannen – besser planen, effektiver trainieren

Es gibt so einige Grundsätze, Faustregeln und Mottos, die gelten über alle Grenzen von Rasse und Reitweise hinweg. „Verantwortlich ist immer der Reiter!“ fordert den Menschen im Sattel oder an der Longe auf, stets das Beste für seinen Vierbeiner zu erarbeiten. Der Futterbedarf
eines Pferdes errechnet sich aus Erhaltung- und Leistungsbedarf, will man sein American Quarter Horse mit allem versorgen, was es braucht. Und jedes Training wird in drei Phasen eingeteilt,
damit Körper und Geist optimal arbeiten können. Immer, überall, für jeden gültig.

Es ist tatsächlich so, dass dies für jede sportliche Betätigung gilt, also nicht nur beim Reiten oder Longieren, sondern auch für menschliche Jogger, Bodybuilder und CrossFit-Anhänger ebenso wie etwa im Hundesport. Mehr noch: Sogar zu Beginn der Chorprobe singt man sich erst einmal warm, beim Klavierspielen sorgen Fingerübungen für die notwendige Geschmeidigkeit.
Vor der eigentlichen Leistung steht also eine Zeit der Vorbereitung, Einstimmung und auch danach folgt erst eine Übergangsphase, bevor wieder Alltag angesagt ist.
Dreiteilung des Trainings mit dem Pferd
Wer sich ernsthaft sportlich betätigt, in welcher Form auch immer, wird schnell feststellen: Neben Praxis und sportartbezogenem Hintergrundwissen spielen auch grundlegende, übergreifende Kenntnisse bezüglich des optimalen Trainingsaufbaus eine Rolle. Dabei geht es um eine gewisse Chronologie, die das Training längerfristig in Phasen unterteilt, damit der Sportler am Tag X auch Höchstleistung erbringen kann und danach Raum für Erholung ist. Es geht aber auch um die Ausgestaltung jeder einzelnen Einheit. Kein erfolgreicher Sportler kommt – gut – ohne eine Vorstellung vom Leistungsaufbau, von Trainingsinhalten oder von geeigneten begleitenden sportlichen Aktivitäten etwa im Sinne von Ausgleichsport aus. „Gut“ deshalb, weil es natürlich auch ohne geht – auf Kosten des Erfolgs, der Gesundheit und auch von Wohlbefinden und Motivation. Eine sachkundige Trainingsplanung hingegen steigert die Leistungsfähigkeit und vermindert die Gefahr von sportbedingten Verletzungen und Motivationsverlust. Immer nur dasselbe auf die gleiche Art üben, üben und üben, tagein, tagaus, über Monate und Jahre hinweg – das wird nichts!
Schaut man sich die einzelne Trainingseinheit an, wird die Notwendigkeit, aber auch der Nutzen eines planvollen Vorgehens besonders deutlich, auf mehreren Ebenen. Der Fokus liegt auf dem Organismus des Pferdes, und das ist gut und richtig so. Allerdings ist da noch mehr: Unsere Pferde wollen und müssen nicht nur physisch, sondern auch psychisch durch jede Trainingseinheit begleitet werden, und auch der Sportpartner auf der anderen Seite des Sattels ist gefordert, sich körperlich wie geistig auf die Leistungserbringung vorzubereiten, sich dann bestmöglich einzubringen und abschließend wieder runterzukommen.
Was passiert beim Training?
Das Aufwärmen, auch Warm-up, Dehnungsphase oder Abreiten genannt, ist eine Vorbereitungszeit. Diese Phase ist gekennzeichnet durch zwei gleitende Übergänge: von der Ruhe in die Belastung und daraus in die eigentliche Leistung. „Ruhe“ kann bedeuten, es geht aus der Box in die Halle, möglich ist aber auch ein Wechsel von der Weide in die Führanlage, vom Offenstall auf den Außenreitplatz, ins Gelände oder in den Longierzirkel. Mal geht ein Pferd ganz „kalt“ in die Aufwärmphase, mal mehr oder weniger intensiv „vorgeglüht“. Alles, was nach dem Aufhalftern passiert, kann schon Teil der Aufwärmphase sein, denn dazu zählt auch passives Warm-up – etwa durch Auflegen einer Decke über die Kruppe, Putzen unter dem Infrarotlicht oder der Wärmedusche. Alles, was die Muskulatur erreicht, sie erwärmt oder sogar lockert, gehört hierhin. Auch mental geschieht etwas: Reiter und Pferd finden zueinander, stellen sich aufeinander ein. Weiter geht es nach diesem Übergang dann mit dem eigentlichen Training: In der Aufwärmphase ist „Dehnung“ das zentrale Thema. Vor allem die großen Muskelgruppen werden dadurch gelockert und stärker durchblutet, wobei nicht alleine die Vorwärtsbewegung in zügigem, aber entspanntem Tempo, sondern auch leichte Biegungen dazu beitragen. Beim Reiten ein wichtiger Aspekt: die Belastung des Pferderückens durch den Reiter (und den Sattel). Diese Last muss muskulär getragen werden, da die knöcherne Struktur dazu nicht geeignet ist. Rücken- und Bauchmuskulatur ZUSAMMEN nehmen das Gewicht von Reiter und Sattel auf und federn es so ab, dass das labile Knochengerüst möglichst wenig belastet wird. In der Aufwärmphase ist also nicht alleine die Vorbereitung auf sportartspezifische Leistungen das Ziel, sondern auch die Stärkung der Fähigkeit des Pferdekörpers zur aktiven Aufnahme des Reitergewichts.

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Text und Foto: Angelika Schmelzer