Von Anfang an bestens versorgt
Fütterung von Zuchtstute und Fohlen
Es ist endlich soweit: Die Stuten landauf und landab bekommen ihre Fohlen. Züchter, Interessenten und Liebhaber des American Quarter Horses warten schon gespannt auf den neuen Jahrgang. Besonders wichtig ist natürlich die gesunde bzw. gesunderhaltene Ernährung von Stute und Fohlen in den ersten Tagen und
Wochen nach der Geburt, damit weder bei der Mutter noch beim Saug-fohlen Defizite entstehen, die später nur schwer wieder aufzuholen sind.
DQHA-Zuchtobfrau und erfahrene AQH-Züchterin Christine Petersen gibt Tipps, was die ersten Stunden, Tage und Wochen in den Futtertrog kommen sollte.
Nach der Geburt
Das Fressverhalten der Mutterstute unmittelbar nach der Geburt kann sehr unterschiedlich sein. Einige Stuten sind ausschließlich mit ihrem Fohlen beschäftigt und fressen einige Stunden nach der Geburt kaum etwas, andere wiederum fressen zwischendurch wählerisch etwas Heu oder auch Stroheinstreu. Letzteres sieht fast wie eine Übersprungshandlung aus, während das Fohlen erste Trinkversuche macht oder Kraft sammelt, um die nächsten Aufsteh- und Trinkversuche zu starten.
Beide Verhaltensweisen bieten keinen Grund zur Sorge, solange keinerlei Anzeichen für eine Kolik oder Fieber festzustellen sind. Ich persönlich habe noch nie nach einer Geburt erlebt, dass eine Stute eine echte Kolik hatte, meistens waren es Koliksymptome, die von einem erschwerten Abgang der Nachgeburt herrührten. Darauf ist unmittelbar nach der Geburt zu achten, doch auch Tage danach kann es noch zu Koliksymptomen kommen, die durch Muskelkontraktionen der Gebärmutter verursacht werden. Handelt es sich um eine erstgebärende Stute, sollte man diese besonders im Auge haben. Hier ist der Geburtsablauf meistens etwas schwerer als bei erfahrenen Stuten.
Raufutter ist die erste Wahl
Viele Stuten fressen relativ zeitnah nach der Geburt wieder ihr Raufutter. Selbstverständlich ist hierbei auf eine kräuterreiche, gute, nicht allzu grobe Qualität zu achten, damit die Stute in kurzer Zeit entsprechend viel aufnehmen kann und auch das Fohlen schon in den ersten Lebenstagen mitknabbern kann.
In Anbetracht der Anstrengung der Stute unter der Geburt, der Belastung des Kreislaufes und der veränderten
körperlichen Verhältnisse gebe ich den Stuten nach der Geburt ein Mash, versorge sie mit qualitativ hochwertigem Heu und lauwarmen Wasser.
Besonders bei Erstlingsstuten kann es sein, dass die Milch erst etwas später einschießt. Es ist auf jeden Fall sinnvoll, etwas Kolostralmilch eingefroren zu haben. Falls das Fohlen lange braucht, um an die Milch zu kommen, kann man es damit schon einmal unterstützen. Ich würde allerdings erst versuchen, dem Fohlen von der Mutterstute abgemolkene Milch einzuflößen bzw. mit einer Spritze ins Maul zu geben. Hier darf die Menge 80 ml im ersten Angang nicht überschreiten.
Wenn die Stute bis dato bedarfsgerecht gefüttert wurde, sollte man diese Fütterung beibehalten bzw. eventuell teilweise so verändern, dass die Milchproduktion angeregt wird, ohne dass die Stute zu körpereigenen Reserven greifen muss, um das Fohlen zu ernähren. Hierbei ist besonders auf eine ausreichende Energie- und Eiweißversorgung zu achten. Dazu kommt noch die Gabe von Mineralfutter, ebenfalls in erhöhter Dosierung, oder ein speziell für Zuchtstuten zusammengestelltes Gemisch, damit auch hier die körpereigenen Reserven der Mutterstute nicht angegriffen werden.
Notfallmilch bereithalten
Ein Notfallpäckchen mit Fohlenmilch bereitzuhalten ist auf jeden Fall empfehlenswert. Falls es nicht genutzt werden muss, kann man das Milchpulver dem Fohlen immer noch später nach und nach über sein Krippenfutter verabreichen.
Wenn das Fohlen mitfrisst
Die meisten Fohlen knabbern bereits wenige Tage nach der Geburt schon am Heu, je nachdem, ob sie schon Zähne haben oder nicht. Die Milchzähne kommen zeitnah nach der Geburt, die ersten Backenzähne lassen sich noch ein wenig Zeit. Sehr gut ist am Kot zu erkennen, ab wann die Fohlen schon reichlich Gras oder Heu aufnehmen. Die Hauptnahrung eines Fohlens ist und bleibt allerdings bis zum dritten Lebensmonat die Muttermilch! Selbstverständlich darf ein Fohlen bei der Mutter mitfressen, beim Kraftfutter würde ich dann allerdings Quetschhafer bevorzugen, da ist die Gefahr einer Schlundverstopfung aufgrund unterschiedlicher Futterbestandteile (Flakes, Kleie, Pellets) am wenigsten gegeben. Auf ein spezielles Fohlenfutter würde ich zunächst verzichten, es kann dazu führen, dass die Fohlen dadurch überfüttert werden und es dann zu Störungen in der Skelettentwicklung und Mineralisierung kommt.
Mitfressen: Wird das Fohlen zu fett?
Wenn man, wie oben erwähnt, seine Mutterstute bedarfsgerecht füttert, lässt man das Fohlen in der Regel gewähren. Die Frage, ab wann ein Fohlen zu dünn sein könnte, vermag ich gar nicht so eindeutig zu beantworten. Man bedenke, dass wir in der AQH-Zucht eine Vielfalt von Typen haben, die immer mal wieder durchschlagen. Da wird es Fohlen geben, die immer harmonisch und „fertig“ aussehen ebenso wie rippige, blütige Jungpferde, ohne dass sie zu dünn wären.
Hilfe, das Fohlen ist zu dünn!
Sollte es tatsächlich doch einmal der Fall sein, dann liegt nahe, dass das Fohlen stark verwurmt sein könnte. Um dem vorzubeugen, sind eine gute Weidehygiene sowie regelmäßige Wurmkuren notwendig. Ich halte es mit der Regel, die Fohlen einmal eine Woche nach der Geburt gegen Zwergfadenwürmer zu entwurmen, dazu sollte die Mutterstute am Tag der Geburt entwurmt worden sein. Danach entwurme ich monatlich zwei- bis dreimal, um dann in größere Intervalle überzugehen, angepasst an die Herde.
Gegebenenfalls füttere ich gutes Heu zu sowie Quetschhafer und ein Jung-pferde-Mineralfutter. Sollte trotz Überprüfung der Futterrationen das Fohlen trotzdem zu dünn sein, muss der Tierarzt zu Rate gezogen werden. Ich möchte hier betonen, dass zu einer guten Fohlenaufzucht nicht nur eine angepasste Futterration gehört, sondern unbedingt Weidegang auf einer großen Weide, auf der die Fohlen ihren Bewegungsdrang stillen können und in gleichaltriger Fohlengesellschaft aufwachsen können.
Reicht Weidegang pur?
Eine „satte“ Weide mit einer vielfältigen Gras- und Kräuterzusammensetzung sollte eigentlich für die Fohlenaufzucht reichen. Sollte durch ungünstige Witterungseinflüsse (Trockenheit oder große Niederschlagsmengen) Weidegang nicht möglich sein oder die Weide verfrüht nichts mehr hergeben, müssen unbedingt die Fütterung sowie die Bewegungsmöglichkeiten an die Bedürfnisse der Pferde angepasst werden. Auch eine satte Weide sollte dabei durch ein passendes Mineralfutter
ergänzt werden.
Text: Christine Petersen, DQHA Zuchtobfrau, Foto: Mirjam Michels/Miripix