Frühlings- Start-Up

Tipps rund um den Übergang in die grüne Saison

Wer morgens vor die Haustür tritt, merkt es schon: Es ist bereits wesentlich früher hell und das emsige Gezwitscher von Amsel, Drossel, Fink und Star unüberhörbar. Der Frühling hält Einzug und mit ihm zartes Grün am Wegrand und der Ausblick auf unbeschwertes Zusammensein mit unseren American Quarter Horses.

Während die letzten Monate eher ruhiger, wir mit unseren Pferden hauptsächlich in der Reithalle unterwegs waren und tageslichtbedingt meist höchstens am Wochenende eine Runde durchs Gelände drehen konnten, geht’s jetzt endlich wieder raus. Übrigens nicht nur unterm Sattel, sondern demnächst auch wieder auf die Weide oder zumindest auf die große Koppel, wo die Pferde ihren Drang nach Bewegung ausleben können. 

Vom Winter ins Frühjahr: Veränderungen im Training

Die Wintermonate verbringen die meisten Reiter – vor allem jene, die in den warmen Monaten auf Wettkämpfen unterwegs sind – mit dem so genannten Erhaltungstraining. Sie sorgen im Herbst dafür, dass ihr Vierbeiner sorgsam abtrainiert und über den Winter so geritten wird, dass er nicht abbaut, damit er im zeitigen Frühjahr durch gezieltes Leistungstraining mühelos wieder flott für die Showarena gemacht werden kann. 
Jetzt ist die Zeit, das Aufbautraining zu planen! Immer dabei im Blick haben sollte man den aktuellen Trainingszustand des Pferdes – Reflektieren statt unüberlegtes Losgaloppieren ist also gefragt! Dabei ist es sinnvoll, den Trainer des Vertrauens „mal drüber schauen“ zu lassen oder auch einen erfahrenen (und vor allem ehrlichen) Mitreiter. 
Ganz wichtig: Bei der Bestandsaufnahme geht es nicht allein ums Pferd, denn auch wir Reiter haben bedingt durch die kalte Jahreszeit meist gewisse Einbußen in Sachen Reitkunst und vor allem auch Fitness erlitten! Ein gewisses „Auftrainieren“ kann also durchaus auch beim Zweibeiner Sinn machen. Stichwörter sind auf beiden Seiten des Sattels: Trainingszustand, Beweglichkeit, Kondition und – ja, auch wieder beide Seiten – Ernährungszustand. Traurige Wahrheit: Häufig ist es gerade bei älteren Pferde so, das die Gewichtschwankungen von Pferd und Reiter antiproportional verlaufen, will heißen, der Vierbeiner hat jahreszeitbedingt abgebaut (und damit weniger Tragkraft), der Zweibeiner hat es sich, auch jahreszeitbedingt, gut gehen lassen und bringt ein paar Kilo mehr in den Sattel. Jetzt ist die Zeit, beides wieder in Einklang zu bringen.
Dabei helfen mittlerweile in vielerlei Ausführung und auch speziell für Western- und Freizeitreiter konzipierte Trainings- oder Stalltagebücher, die Schritt für Schritt den Alltag begleiten. Hier wird eingetragen, wie nah Pferd und Reiter am vorher aufgestellten Trainingsplan dran sind, wie sich das Pferd unter eventuell angepassten Fütterungs- und Haltungsbedingungen körperlich verändert undundund… Ein sehr hilfreiches Tool, das sich lohnt.

Angepasste Fütterung

Wie bereits erwähnt, spielt beim Auftrainieren und der Vorbereitung auf die Saison die Fütterung eine große Rolle. Mit der zweiten Jahreszeit stehen regelmäßig auch Umbrüche in der Fütterung unserer American Quarter Horses an: Die Weidesaison beginnt bald – endlich! – und das Training nimmt Fahrt auf. Die Belastung wird intensiviert, zudem hat das Pferd noch ordentlich mit dem Fellwechsel zu tun und viele Pferde – nicht nur ältere – bauen in den letzten Winterwochen merklich ab, was auch der nachlassenden Raufutterqualität zuzuschreiben ist.
Ein gutes Auge ist nun gefragt in Sachen Fütterung, denn zum einen sollen ja die Muckis (wieder) fit werden, zum anderen das Pferd ausreichend Energie für Training und Fellwechsel bekommen. In Sachen Muskulatur spielen immer hochwertiges Eiweiß bzw. essenzielle Aminosäuren eine bedeutende Rolle, denn nur ein Organismus, der ausreichend damit versorgt wird, kann ein leistungsfähiges Muskelkostüm bilden. Energie in Form von schnell verfügbaren und leicht verdaulichen Kohlehydraten dagegen sorgen für Leistung im Training. Öle und Fette in der Pferdefütterung liefern langsam freigesetzte Energie und stellen sicher, dass das Pferd auch jenseits der Trainingseinheit bestens versorgt ist, zum Beispiel im Fellwechsel. So kann neben dem Raufutter in ausreichender Menge gerade jetzt ein proteinreiches Zusatzfutter und/oder die Gabe von hochwertigen Ölen sinnvoll sein.

Gesundheit ist alles

Der Jahreszeitenwechsel ist auch immer ein guter Zeitpunkt, die Gesundheitsvorsorge des Pferdes im Auge zu haben. Die mindestens jährliche Zahnkontrolle, aber auch der Impfcheck gehört dazu. Der wichtigste Impfschutz – Tetanus – sollte in jedem Fall gerade vor der Weidesaison ausreichend vorhanden sein, denn jede Weideverletzung kann Eintrittspforte für den Tetanuserreger werden – ohne Impfschutz, so hart es klingt, in den allermeisten Fällen ein Todesurteil.
Auch Impfungen gegen Influenza- und Herpesvirusinfektionen gehören zu den Core-Impfungen, die von der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) dringend empfohlen werden und damit quasi zum Pflichtprogramm für Pferdebesitzer gehören, vor allem, wenn das Pferd auch mal außerhalb seines engsten Umfeldes unterwegs ist oder es im Stall häufige Wechsel gibt.
Neben den Core-Impfungen gibt es noch die Non-Core-Impfungen, also jene, die nicht flächen- und bestandsdeckend empfohlen werden, aber im Einzelfall oder regional durchaus angebracht sein können. Weiter Informationen hierzu und zum Impfgeschehen allgemein liefern die „Leitlinien zum Impfen von Pferden“ der StIKo Vet.

Ist da der Wurm drin?

Die Entwurmung von Pferden ist mittlerweile ein sehr vielschichtiges Thema: Während früher die standardmäßige mehrmalige Entwurmung im Jahreszeitenverlauf gang und gäbe war, wird heute empfohlen, auf Basis mehrmaliger Kotproben fallweise zu entwurmen. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass die lange Jahre übliche Praxis die Entwicklung von Resistenzen gegen die am Markt erhältlichen Wurmmittel begünstigt hat und neue, diesen Resistenzen angepasste Produkte nicht in Sicht sind.
Die Entwurmung der Pferde erfolgt heute in der Regel nach Ermittlung des eventuellen Parasitenbefalls gezielt und mit nachfolgender Erfolgskontrolle, was zur Folge hat, dass die meisten Pferde wesentlich weniger häufig behandelt werden müssen als früher. Stichworte sind hier Selektive Entwurmung und/oder Strategische Entwurmung. Welche Möglichkeiten es gibt und welche für die jeweilige Haltung angemessen ist, darüber informiert der Tierarzt. 

Glanz und Gloria: Runter mit dem Fell!

Alle Jahre wieder: Der Fellwechsel fordert Ausdauer beim Putzen. Bis unser American Quarter Horse wieder glänzt wie eine Speckschwarte, müssen wir schon etwas Geduld und Muskelkraft mitbringen. Die Arbeit lohnt sich aber nicht nur in Sachen Sommerfell und Glanz, sondern tut dem Vierbeiner auch richtig gut. Beim regelmäßigen Striegeln mit einem weichen Noppenstriegel aus Gummi holt man nicht nur richtig viel Fell runter – siehe Foto – sondern sorgt auch für eine angenehme Massage der gesamten Muskulatur des Pferdes. Zudem begünstigt tägliches Putzen eine gute Durchblutung der Haut und kurbelt damit den Stoffwechsel an.

Nicht nur bildlich gesprochen: Komm´ in die Hufe!

Mal abgesehen davon, dass es jetzt einfach losgeht mit Reiten, Reiten und nochmal Reiten, Spaß mit dem Pferd auch wieder draußen und Weidegang, auch in Sachen Hufe ist das zeitige Frühjahr eine prima Gelegenheit zur grundlegenden Bestandsaufnahme. 
Die vielen Stunden im Stall auf mehr oder weniger klammer Einstreu (das lässt sich einfach nicht komplett vermeiden) oder matschigen Paddocks haben bei vielen Pferde ihre Spuren hinterlassen in Form von Strahlfäulnis oder der langwierigeren White Line Disease, einer Pilzinfektion im Bereich der weißen Linie zwischen Hufsohle und -wand. 
Damit der – ohnehin im Winter langsamer wachsende Huf – sich bis zur Reitsaison regenerieren kann, sollte nun in beiden Fällen akribisch Hufpflege mit geeigneten Mitteln betrieben werden. Viele Pferde, die über die Wintermonate barhuf laufen, erhalten nun ihren ersten Beschlag des Jahres, auch hier sollte man die Hufsubstanz unter die Lupe nehmen und mit entsprechend wachstumsfördernden und hornstärkenden Mitteln eingreifen, wenn nötig. Übrigens: Alles, was gut für Fell, Mähne und Schweif ist, unterstützt auch das Hufhorn. Wer also sein Pferd im Fellwechsel durch entsprechende Futterzusätze unterstützt, betreibt indirekt auch gleich Hufpflege – und umgekehrt.
Und wenn die Hufe dann sauber getrimmt sind bzw. der Beschlag sitzt, dann spricht nichts mehr gegen den ersten Ausritt auf einem gesunden, fröhlichen Pferd durch die ersten Frühlingssonnenstrahlen. Viel Spaß!

Text: Friederike Fritz, Foto: Katharina Paulik