Pferdesenioren: So kommen sie gut durch den Winter

Die kommenden Wochen bis zum Frühlingsanfang, den ersten wirklich warmen Wetterphasen können vor allem für alte Pferde lang werden. Sie frieren schneller aufgrund von stetig abbauender Muskulatur, leiden unter der Nässe und Kälte und können häufig aufgrund von Zahnproblemen nicht mehr ausreichend Raufutter aufnehmen, um sich warm zu halten. Viele magern ab oder haben mit häufigen Infekten aufgrund des schwächelnden Immunsystems zu kämpfen. Das muss nicht zwingend so sein!

Das Alter selbst ist keine Krankheit, aber bestimmte Gesundheitsprobleme sind vor allem im Winter unter Pferdesenioren gang und gäbe. Ausgelöst werden sie durch verschiedene, sich ergänzende Faktoren. Gerade im Winter gehören zu wenig Bewegung, meist einer Arthrose oder einer grundsätzlichen Abnahme der Mobilität geschuldet, fehlendes Training für das Herz-Kreislauf-System und den Muskelapparat, aber auch unzureichende Fütterung, die sich in Über- oder, noch schlimmer, Untergewicht sowie Nährstoffmängeln äußern kann.
Besonders im Winter bauen viele alte Pferde rapide ab, wenn sie nicht entsprechend ver- und umsorgt werden. Und einmal verlorenes Gewicht ist nur schwer und langwierig wieder aufzufüttern.

Von allem ein bisschen mehr
Bei der Fütterung von Senioren denkt man zuallererst immer an die Zähne bzw. deren Zustand. Aber neben den alternden Zähnen verliert auch der Verdauungsapparat nach und nach seine Leistungsfähigkeit. Spätestens dann heißt es nicht mehr nur „Mehr Futter!“, sondern es muss Wert auf hoch verdau-liche und optimal aufgeschlossene Nahrung gelegt werden, damit der Energiebedarf gerade jetzt in den Wintermonaten gedeckt werden kann.
In Sachen Zähne gilt es, den Zeitpunkt nicht zu verpassen, wenn das Pferd nicht mehr ausreichend Heu kauen und abschlucken kann. Dann muss mit Heuersatzprodukten zugefüttert werden, damit der Vierbeiner ausreichend Raufutter erhält, was wiederum dem Verdauungstrakt und der Wärmebildung zugutekommt.
Neben Heu-, Gras- und Luzernecobs, die stets in aufgeweichtem Zustand gefüttert werden müssen, damit das Pferd sie gut abschlucken kann, sind auch Häckselmischungen in verschiedenen Zusammensetzungen am Markt, die gerade Senioren, deren Zähne noch funktionstüchtig sind, recht gut kauen können. Am besten werden diese leicht angefeuchtet verfüttert.
Soll’s ein bisschen mehr sein und/ oder wird der Senior noch regelmäßig im Rahmen seiner Möglichkeiten gearbeitet, bieten sich hochwertige Futtermischungen für ältere Vierbeiner an, die hinsichtlich der Nährstoffbilanz gut auf die sich verändernden Bedürfnisse von alternden Pferden angepasst sind. Aber auch der gute alte Hafer wird von den älteren Pferden gerne genommen und kann die Raufutterration sinnvoll aufwerten und unterstützt durch die in ihm enthaltenen Schleimstoffe zudem die Verdauung des Pferdes. Allerdings sollte er in Hinblick auf das Gebiss der älteren Semester gequetscht verfüttert werden, wobei darauf zu achten ist, dass der gequetschte Hafer nicht länger als einige Tage gelagert wird. Hafer ist nicht nur glutenarm und gut verträglich für die Vierbeiner, sondern glänzt noch durch einen hohen Anteil essenzieller Aminosäuren und ist reich an Mineralstoffen und Spurenelementen. Durch den leicht süßlichen Geschmack wird er auch von mäkeligen Pferden gerne gefressen. In angemessenen Mengen verfüttert, macht er die Pferde nicht wie so oft behauptet „heiß“, sondern aufgrund der in ihm vorhandenen und schnell verfügbaren Energie das Pferd vital und munter.

Muskulatur nicht vergessen!
Vor allem Pferde in Robusthaltung profitieren von zusätzlich zum Raufutter gefütterten Kraftfutter, denn gerade in den letzten Wochen des Winters, in denen es durchaus nochmal richtig kalt werden kann, benötigen sie mehr Energie, aber auch hochwertiges Eiweiß, damit die Thermoregulierung läuft und das Pferd weder an Gewicht noch an Muskelmasse Einbußen erleidet. Gerade bei alten Pferden sind Gewichtsabnahme und Abbau von Muskulatur nur später sehr schwer wieder auszugleichen. Auch alte Pferde benötigen für den Muskelstoffwechsel Eiweiß, das im Heuhäufig nicht in ausreichend hoher Menge verfügbar. Gerade spät geerntetes Heu ist eher eiweißarm. Kommt dann noch ein verändertes Kauverhalten des alten Pferdes hinzu, das verhindert, dass das Heu ausreichend für eine optimale Aufnahme im Dünndarm zerkleinert wird, nimmt das Pferd schlichtweg zu wenig Eiweiß auf. Hinzu kommt, dass viele alte Pferde unter dem Cushing Syndrom leiden. Diese Stoffwechselstörung kann u. a. auch zu einem beschleunigtem Muskel-abbau führen, dem durch eine gezielte Aufwertung der Ration mit entsprechenden Futtermitteln entgegenzuwirken ist. Hier sollte besonders Augenmerk auf eine vernünftige Versorgung gelegt werden, damit die noch vorhandene Muskulatur möglichst lange erhalten bleibt und so den Bewegungsapparat sinnvoll unterstützen kann.

Verdauung im Blick haben
Da sich viele ältere Pferde im Winter (noch) weniger bewegen als zur wärmeren Jahreszeit, sollte die Verdauung der Vierbeiner im Auge behalten werden. Um diese „im Gang“ zu halten, haben sich Leinsamen – geschrotet und eingeweicht oder in Form von bereits verarbeiteten Pellets – und zuckerreduzierte Rübenschnitzel (natürlich eingeweicht) bewährt. Auch regelmäßig verabreichte kleinere Portionen Mash – selbst gekocht oder als Fertigmischung –, eventuell ergänzt durch einen ordentlichen Schluck Leinöl bekommt den älteren Herrschaften gut und unterstützt neben der Verdauung auch noch den Fellwechsel.

Schutz vor Wind und Wetter
Auch für rüstige Pferdesenioren gilt: Freie Bewegung im Idealfall rund um die Uhr hält am besten fit. Fatal wäre es, das alte Pferd über Winter mit wenig Freilauf in einer Box aufzustallen. Dennoch muss der Pferderentner natürlich entsprechend vor Kälte und vor allem Nässe geschützt werden, damit er nicht abbaut. Eine ungefütterte Regendecke mit Halsteil empfiehlt sich bei Dauerregen, Wind und noch moderaten Temperaturen. Wird es kälter, wird auf eine gefütterte Allwetterdecke gewechselt, um den Senior war zu halten und damit zu verhindern, dass er nicht nur friert, sondern auch wertvolle Energie durch Zittern (DAS ist ein eindeutiges Zeichen, dass ein Pferd friert) verliert.

Immer in Bewegung
So wichtig es ist, darauf zu achten, dass das alte Pferd nicht abnimmt und unter seiner Decke schön warm bleibt in den kalten Winterwochen, so bedeutend ist auch, dass es in Bewegung bleibt. Freie und freiwillige Bewegung wird am besten durch gute Kumpels und eine möglichst pferdegerechte Haltung mit vielen Bewegungsanreizen ermöglicht. Ein Laufstall mit stets zugänglicher Liegefläche oder ein optimal gemanagter Offenstall in einer kleineren, verträglichen Gruppe ist hier sicherlich das Optimum.
Wenn dann noch altersgerechtes Training – moderat unterm Sattel, lange, flotte Spaziergänge, Longen- oder Bodenarbeit, Laufband- oder Führmaschinentraining – hinzukommt, hat der Senior die besten Möglichkeiten, nicht nur alt zu werden, sondern dabei auch noch seinem Alter entsprechend gesund zu bleiben – mal abgesehen von Alterszipperlein, die eben mit den Jahren nicht ausbleiben.
Neben regelmäßiger Zahn- und Gewichtskontrolle, steter Anpassung der Fütterung, Eindecken, Scheren des Winterfells im Frühling, aber auch Wurm-kuren und Hufpflege hilft Pferdehaltern heute eine große Auswahl an Futtermitteln und Pflegeprodukten, den rüstigen Rentnern ihr Leben so schön wie möglich zu machen. Und das wollen wir als verantwortungsbewusste Pferdemenschen doch für unsere alten Pferde, die uns so viele schöne Jahre geschenkt haben, oder?!

Text: Friederike Fritz