Dem Erfolg eine Basis geben

Zuchtpferde halten und füttern

Wie sieht er aus, der ideale Stall für die Zucht von American Quarter Horses? Wie sollten Zuchtpferde gehalten, wie versorgt werden? Welche Ansprüche und Bedürfnisse gilt es zu erfüllen? Einfach klingende, aber nur schwer zu beantwortende Fragen… Denn wer von „Zuchtpferden“ spricht, meint damit im Grunde verschiedene Gruppen von Pferden mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen: Stuten, Hengste, Jungpferde, Fohlen. Worauf kommt es besonders an und worin unterscheiden sich diese Gruppen in ihren Ansprüchen an ideale Lebensbedingungen?
Eine Orientierungshilfe bieten die bekannten „Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten“. Allerdings finden sich erstaunlich wenige Hinweise, die sich speziell mit der Haltung und Versorgung von Zucht-pferden befassen. 

Mindestanforderungen erfüllen
Einige Faustzahlen zu geeigneten Abmessungen in der Fohlenhaltung oder Mindestmaße von Grundflächen von Box oder Kleinauslauf für Stuten mit Fohlen, ansonsten eher vage Appelle. Der Züchter von American Quarter Horses weiß: Die arttypischen Grund-bedürfnisse seiner Zuchtpferde unterscheiden sich nicht von denen aller Pferde – Licht, Luft, Bewegung und die Gesellschaft von Artgenossen. 
Wie lässt sich insbesondere das Bedürfnis nach der Gesellschaft von Artgenossen im züchterischen Alltag abbilden? Bei der Beantwortung dieser Frage hilft ein Blick auf die natürlichen Lebens-umstände von Wildpferden, deren genetische Ausstattung und Verhaltensinventar sich kaum von domestizierten Pferden unterscheidet. Wildlebende Pferde sind entweder Teil einer Familiengruppe, Mitglied einer Junggesellengruppe und nur sehr selten alleine unterwegs. Zu Familiengruppen gehören Stuten und deren weibliche Nachkommen, nicht geschlechtsreife männliche Nachkommen sowie ein Haremshengst. Das Zusammenleben von Fohlen, Jungpferden und erwachsenen Pferden weiblichen Geschlechts mit einem Hengst hat also eine natürliche Basis. Teilweise schließen sich mehrere Familiengruppen zu größeren Herden zusammen, wobei es dann durchaus zu Kontakten zwischen Haremshengsten kommt. Aus Familiengruppen ausgeschiedene männliche Nachkommen schließen sich zu Junggesellenherden zusammen, sofern sie nicht einen Haremshengst vertreiben und dessen Familienherde übernehmen. Da etwa gleich viele männliche wie weibliche Nachkommen geboren werden, lebt die Mehrzahl aller Hengste demnach mit anderen Hengsten zusammen. Aus Familiengruppen vertriebene ehemalige Haremshengste wandern häufig alleine umher. In der Pferdehaltung allgemein wie auch in der Pferdezucht im Besonderen sind bestimmte Konstellationen geeignet, diese arttypischen Vorgaben zumindest annähernd abzubilden. 

Günstig und umsetzbar in diesem Sinne ist insbesondere

• das Leben von Mutterstuten und ihren Nachkommen in einer Gruppe sowie

• die gemeinsame Haltung von Hengsten unterschiedlichen Alters, dann ohne Kontakt zu Stuten.

In der Praxis sehen wir allerdings häufig: Während weibliche Zuchtpferde meist zumindest über das Sommerhalbjahr hinweg gemeinsam gehalten werden, ist für Hengste die dauerhafte Einzel-haltung üblicher. Das betrifft leider auch oft schon sehr junge Pferde, die dann wenig Gelegenheit haben, ihre sozialen Fähigkeiten zu üben und so auf Dauer im eigentlichen Wortsinne „a-sozial“ werden. Es gelingt später oft nicht mehr, sie mit Artgenossen gemeinsam zu halten.
Die Pferdezucht unterliegt zudem gewissen Zwängen, etwa durch bestimmte Betriebsprozesse (z. B. Künstliche Befruchtung), Nutzungsformen (z. B. Einsatz in Zucht UND Sport) oder behördliche Vorgaben (z. B. Deckstationen), zudem haben sich bestimmte Traditionen und Gepflogenheiten über die Jahre etabliert. Diese sollten immer wieder vor dem Hintergrund der arttypischen Bedürfnisse aller Pferde kritisch hinterfragt und, wo dies möglich ist, auch im Sinne der Pferde optimiert werden. 

Zuchtpferdehaltung
Erwachsene Zuchthengste sind meist im Sporteinsatz und werden überwiegend einzeln in Boxen oder Paddockboxen aufgestallt und alleine auf die Weide entlassen, wenn sie überhaupt Weidegang erhalten. In der Praxis zeigt sich nicht selten, dass sie sich in reinen Hengstställen wohler zu fühlen scheinen und dann auch im Umgang angenehmer sind – es fehlt hier die Anwesenheit von Stuten, die Aggressionen und Konkurrenz der Hengste untereinander oft erst in Gang setzt. Bei niedriger Fluktuation entwickeln sich so auch häufig intensive Freundschaften zwischen nebeneinander aufgestallten Hengsten. 
Es hat sich – unter anderem durch eine Untersuchung am Schweizer Nationalgestüt – gezeigt, dass auch Hengste sogenannte „Sozialboxen“ problemlos und gerne annehmen. Bei diesen Boxen verzichtet man bewusst auf eine völlige Abschottung der Pferde voneinander, indem in der Abtrennung zur Nachbarbox zwei Zonen eingerichtet werden: eine geschlossene, in die sich das Pferd zurückziehen kann und eine durch weit gestellte Gitterstäbe gesicherte offene Zone, die Sozialkontakte zulässt. Die Öffnungen sind dabei so bemessen, dass Pferde den Kopf in die Nachbarbox stecken und Körperkontakt herstellen können. Zusätzliche Außenfenster oder vorgelagerte Paddocks erlauben den Hengsten eine Teilhabe am Geschehen auf der Anlage. 
Wo es sich anbietet, können einzelne Hengste auch mit gutmütigen, freundlichen Wallachen dauerhaft vergesellschaftet werden. Hengste sollten und dürfen hinsichtlich ihrer Bedürfnisse nach freier Bewegung und der Gesellschaft von Artgenossen nicht schlechter gestellt werden als andere Pferde. Wer dies beachtet, wird sich nicht nur an einem deutlich zufriedeneren, sondern auch wesentlich besser händelbaren, ausgeglichenem Hengst erfreuen. Hengstweiden sollten besonders großzügig dimensioniert, sicher und hoch eingezäunt werden, möglichst nicht an Wegen und zudem am besten auch außer Hör-, Sicht- und Riechweite von Stuten liegen.

Viel Weidegang für die Mütter
Bei der Aufstallung von Zuchtstuten und ihren Fohlen werden sehr unterschiedliche Wege begangen. Grundsätzlich ist Weidehaltung in der Herde üblich, solange die Stuten Fohlen führen. Das garantiert eine gute Futtergrundlage für die Stuten sowie viel Bewegung und Sozialkontakte für sie und den Nachwuchs. Zum Abfohlen verbleiben manche Stuten auf der Weide, meist werden sie aber für einige Wochen in große Abfohlboxen (mindestens (2,3 x Wh)2) verbracht und technisch überwacht, etwa durch Videokamera oder Geburtsmelder. Ist das Fohlen geboren, konnte sich die Mutter-Kind-Bindung etablieren und ist die Stute fallweise erneut belegt worden, kommen die meisten Stuten samt Fohlen bei angemessener Witterung zunächst zeitweise, über das Sommerhalbjahr dann dauerhaft gemeinsam auf die Weide, oft mit angeschlossenem Offenstall, der eine Zufütterung erlaubt und Schutz bietet. Auch die Aufstallung in Laufställen über Nacht ist eine mancherorts genutzte Variante. 
Dabei ist auf die Sicherheit der Fohlen besonders zu achten: Es dürfen keine Gitterstäbe erreichbar sein, in denen sich die Fohlen mit dem Huf verfangen könnten (Stabraufen!) oder andere Einrichtungen im Lebensraum befinden, in denen sich Fohlen etwa durch Hineinspringen oder Wälzen verhängen könnten (Wannen-tränke, enge und tiefe Gräben, Raufen mit ungeeigneten Abmessungen). Besonders wichtig für Fohlen sind zudem weiche, warme, trockene und ausreichend große Liegeflächen, da sie bis zu 80 % des Tages schlafend verbringen. Nach dem Absetzen werden viele Stuten entweder erneut gearbeitet und in ihre ursprüngliche Haltungsform überführt oder sie verbleiben in einer Herdenhaltung. Dabei ist darauf zu achten, dass Zuchtstuten zum einen grundsätzlich ausreichend bewegt werden und sich eigenständig bewegen, um nicht zu verfetten und um die nötige Fitness für Trächtigkeit, Geburt und Laktation zu erhalten. Zum anderen aber soll die Haltung ihre Sozialkompetenz stärken, damit sie diese Fähigkeiten dann auch an das Fohlen weitergeben können, das sich viel von „Mama und den Tanten“ in der Gruppe abschaut. Sportlich genutzte Stuten sollten deshalb ganzjährig mindestens ….

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Text und Foto: Angelika Schmelzer