Winter-Wellness

So fühlen sich unsere Pferde wohl…

Gerade in der dunklen und nasskalten Jahreszeit tut etwas Wellness auch unseren Westernpferden gut. Wellnessdecken, Gesundheitsgamaschen und diverse Kleingeräte versprechen nicht nur spürbare Wohlfühlmomente, sondern auch gewisse therapeutische Effekte. Welche Systeme gibt es, wann werden sie angewendet und welche positiven Auswirkungen kann man erwarten?
Prinzipiell raten Experten, die Reaktionen des Pferdes während der Behandlung mit Wellnessprodukten gut zu beobachten und bei Anzeichen für Unbehagen die Anwendungsdauer anfangs zu verkürzen oder bei mit verschiedenen strombetriebenen Behandlungsprogrammen zunächst eine niedrige Intensitätsstufe einzustellen. Zudem sollte bei physiotherapeutisch wirkendem Zubehör ein möglicher Gewöhnungseffekt mit eventueller Reduktion oder sogar Einstellung entsprechend körpereigener Prozesse bedacht und der Einsatz auf das nötigste Maß beschränkt werden. Insgesamt sollten die Erwartungen nicht zu hoch sein. Wellnessprodukte sind keine Wundermittel und können eine schulmedizinische Therapie lediglich ergänzen, aber nicht ersetzen. Und noch etwas können sie nicht: Die Aufwärmphase vor dem Reiten verkürzen oder gar einsparen, mahnen Tierärzte. Denn die ist für dehn- und belastbare Sehnen und Bänder sowie für gut geschmierte Gelenke unabdingbar, um Verletzungen und vorzeitigen Verschleiß zu vermeiden. Außerdem wichtig: Vor dem Einsatz sollte der behandelnde Tierarzt oder Pferdetherapeut sein Einverständnis geben und beurteilen, ob die Anwendung sinnvoll oder bei bestimmten körperlichen Beschwerden ungeeignet ist.

Magnetfeld: Wohlfühl-Impulse

Magnetfeldprodukte nutzen das Wissen über den Einsatz des Magnetismus in der Naturheilkunde, der von der Annahme ausgeht, dass sich Körperzellen über elektromagnetische Impulse beeinflussen lassen. Für alle körperlichen Vorgänge im Körper sind unzählige Zellen zuständig. Sie sind verantwortlich für Gefäße, Blutfluss, Nahrungsversorgung, aber auch zum Ausleiten von Schlacke- und Schadstoffen. Sind diese gestört, ist die Zellfunktion beeinträchtigt, sodass sich ihre Energieversorgung verschlechtert und der Abtransport von Abfallprodukten verlangsamt wird. Mit Hilfe von Magnetfeldern sollen sich gestörte Prozesse neu ausrichten und die Funktion kranker und inaktiver Zellen normalisieren.
Grundsätzlich werden heute zwei verschiedene Arten von Magnetfeldprodukten wie Decken, Gamaschen und Halsteilen unterschieden: Bei einem Produkt mit pulsierendem Magnetfeld wird das benötigte Magnetfeld mit Hilfe von Strom via Akku am Produkt künstlich erzeugt, indem man ihn durch Kupferspulen fließen lässt. Die Intensität der Impulse kann durch ein Steuergerät reguliert werden. 
Bei einem statischen Magnetfeld dagegen erfolgt die fortlaufende Impulsgebung durch eingearbeitete Magnete oder Magnetpads in Einschubtaschen. Anders als pulsierende Magnetfelder beeinflussen diese statischen Magnetfelder ruhende Ladungen nicht. 
Eine besondere Art von Magnetfeldprodukten bietet die Firma Bemer, bei denen nicht das Magnetfeld an sich wirkt, sondern lediglich als Träger dazu dient, ein spezielles physikalisches Signal mittels in der Decke/Halsteil/Gamasche integriertem Akku und Signalcontroller ins Pferd zu übertragen. Das kann man sich wie eine Sequenz von aneinandergereihten Einzelimpulsen vorstellen, deren Amplituden und Frequenzen variieren. 
Die Einsatzgebiete der Magnetfeldprodukte sind sehr vielfältig. Die möglichen positiven Wirkungen lassen sich fast alle mit dem durchblutungsfördernden und stoffwechselanregenden Effekt der Magnetfelder erklären: Durch die verbesserte Mikrozirkulation in den kleinen Blutgefäßen und die erhöhte Sauerstoffversorgung der Zellen werden allgemein Vitalität und Wohlbefinden gesteigert und das Immunsystem gestärkt. Die Stimulation des Parasympathikus (Ruhenerv) aktiviert die Entspannungs- und Erholungsprozesse im Pferdekörper, sodass vor allem die muskuläre Regeneration beschleunigt wird und die Leistungsfähigkeit steigt. Aber nicht nur als Prophylaxe zur Gesunderhaltung können Magnetfeldprodukte eingesetzt werden, sondern auch als unterstützende Behandlung bei verschiedenen Beschwerden wie Muskelverspannungen, Durchblutungs- oder Stoffwechselstörungen. Durch ihre entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung können sie zudem den Heilungsprozess bei Wunden oder Knochenbrüchen sowie Gelenkserkrankungen mit chronischen Schmerzen wie Arthrose günstig beeinflussen. Zur punktuellen Behandlung einzelner Körperpartien kommt häufig ein sogenannter Intensivapplikator zur Anwendung, der als Zubehör vieler Decken erhältlich ist.

Good Vibrations: Wellness auf Knopfdruck

Bei der klassischen Massage handelt es sich um eine manuelle Behandlungstechnik, die ihre Wirkung über mechanische Reize wie Streichen, Kneten, Reiben, Vibrieren und Klopfen auf die von ihr erreichbaren Gewebsschichten wie Haut, Unterhaut, Muskulatur und Knochenhaut, aber auch auf Gefäße und Nerven ausübt. Massagedecken sind zwar kein Ersatz für fachkundiges Massieren durch qualifizierte Pferdetherapeuten, dennoch können die eingearbeiteten Massagemotoren eine Reihe von positiven Wirkungen beim Pferd erzielen. Mit gleichmäßig verteilten Schwingungsmotoren erzeugen Massagedecken mechanische Vibrationen, die durch Lockerung der Muskulatur das Lösen tiefsitzender Verspannungen fördern. Auch kann die massageähnliche Anwendung die Ausschüttung von Endorphinen und damit die Schmerzlinderung unterstützen. Zudem steigern die Vibrationen die Durchblutung und stimulieren das Lymphsystem, das durch Muskelverspannungen blockiert werden kann. Der Effekt: Nährstoffe können besser transportiert und Abfallstoffe schneller entfernt werden. Darüber hinaus sorgen die Schwingungen für psychische Entspannung und Stressreduktion, sodass die Erholung erleichtert wird.
Neben Massagedecken gibt es auch Beingamaschen, Rückenpads und Handgeräte mit Massagefunktion. Alle sind über Steuergeräte manuell bedienbar und mit mehreren Behandlungsprogrammen und Intensitätsstufen ausgestattet. Einige Modelle sind mit Magnetfeldern kombiniert, um einen höheren therapeutischen Effekt zu erzielen. Ein Hersteller empfiehlt zur Gewöhnung an sein Handgerät zunächst auf einer flauschigen Decke zu behandeln, da sich die Intensität der Vibrationen für das Pferd so etwas schwächer anfühlt.
Auch schützt die eigens hergestellte Abschwitzdecke das Handgerät vor Verschmutzungen bei einer Anwendung auf nassem, haarendem oder staubigem Fell. Wenn das Pferd verschwitzt ist, lässt sich so auch leichter behandeln, da das Handgerät auf einer trockenen Fläche besser gleiten kann. Besonders in der kalten Jahreszeit eignet sich die Decke aus atmungsaktivem Material außerdem, um die Muskulatur vor, während und nach dem Reiten zu wärmen und das Pferd vor Zugluft zu schützen. Die Wärme unterstützt die muskulären Effekte und die Entspannung durch die Behandlung. Während der Anwendung können behandelte oder ruhende Muskeln gewärmt und andere gleichzeitig behandelt werden.

Relaxen mit Faszienrolle und Co.

Findet man die richtige Druckintensität, kann man seinem Pferd auch mit einem Faszienroller Winter-Wellness bieten…

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Text: Birgit van Damsen, Foto: Heike Klar