Immunsystem – jetzt stärken!

Zwar hält sich der Winter meist im Dezember noch zurück, dennoch machen sich die Auswirkungen von sinkenden Temperaturen verbunden mit Regen und Wind, aber auch geschlossenen Stalltüren und veränderter Fütterung auf das Immunsystem unserer Pferde bemerkbar. Tierärztin Tina Wassing erläutert in einem Interview die Tücken, die es mit dem Immunsystem auf sich hat und gibt Ratschläge, wie man es effektiv unterstützen kann.

QHJ: Woran erkenne ich, ob mein Pferd ein geschwächtes Immunsystem hat? 

Tina Wassing: Hinweise auf ein schwaches Immunsystem können wiederkehrende oder häufige Infekte, eine Abnahme der Leistungsfähigkeit, ein schneller Pulsanstieg bei Arbeit sowie eine erhöhte Atemfrequenz sein. 

QHJ: Gibt es Tiere, bei denen das Immunsystem grundsätzlich weniger stabil und schlagkräftig ist? 

Tina Wassing: Eine unausgewogene, nicht bedarfsgerechte Ernährung, die eine Unterversorgung mit Nährstoffen zur Folge hat, kann die Abwehrkräfte schwächen. Darüber hinaus schwächen auch chronische Erkrankungen und Verwurmung die Abwehrkräfte. Zudem ist die körpereigene Abwehr von Jungtieren und von alten Tieren allgemein weniger stark ausgeprägt. Auch Hängerfahrten und Besuche z. B. von Deckstationen können das Immunsystem beeinträchtigen. 

QHJ: Was kann ich tun, um die Abwehrkräfte meines Tieres zu unterstützen? 

Tina Wassing: Es können Kräuter wie Echinacea, Hagebutten, Meerrettich, ggf. Vitamin-Präparate gegeben werden, um die Abwehrkräfte zu unterstützen. Bei einem Mangel ist zudem die Zugabe von bspw. Zink, Selen oder essentiellen Fettsäuren angezeigt. Außerdem empfehle ich die Gabe von biologischen Tierarzneimitteln, um das Immunsystem zu unterstützen. Da die Inhaltsstoffe dieser Präparate außerdem antivirale, entzündungshemmende und schleimlösende Eigenschaften haben, können sie auch gut zur Behandlung eines akuten Atemwegsinfekts eingesetzt werden.  

QHJ: Welche Dienste können biologische Tierarzneimittel hierbei leisten? 

Sie werden zur Stärkung des Immunsystems, zur Vorbeugung von Infekten und zur Behandlung akuter Atemwegsinfekte eingesetzt. Das biologische Tierarzneimittel mit Schwefel und weißer Schwalbenwurz ist gut verträglich und lässt sich auch mit anderen Arzneimitteln kombinieren. Bei Tieren mit geschwächtem Immunsystem (z. B. Fellwechsel, alte Tiere) kann es auch regelmäßig als Kur eingesetzt werden, um die körpereigenen Abwehrkräfte zu unterstützen. 

QHJ: Gibt es Dinge, die Halter von immungeschwächten Tieren unbedingt tun oder vermeiden sollten?

Stress sollte unbedingt vermieden werden. Eine schlechte Haltung und Fütterung (Staub, minderwertige Futterqualität) gilt es zu optimieren. Außerdem sollte auf häufige Stallwechsel/Herdenwechsel verzichtet werden. Wichtig sind eine gute Stallhygiene, frische, staubfreie Luft sowie hygienisch einwandfreies Futter. Zudem sollten die Pferdehalter alle wichtigen Impfungen durchführen lassen und eine ausgewogene Versorgung mit Nährstoffen, Mengen- und Spurenelementen sicher-stellen. 

QHJ: Welche Saisonalitäten gibt es beim Thema Immunsystem zu beachten?   

Der Fellwechsel stellt eine Herausforderung für das Immunsystem dar, denn im Fellwechsel werden viele Proteine für die neuen Haare gebraucht. In der Winterzeit kann es durch eine neue Herdensituation im Stall oder auf dem Auslauf zu Stress und damit zu einer Schwächung der Abwehrkräfte kommen. Mit zunehmendem Winterfell steigt außerdem die Erkältungsgefahr, wenn die Pferde schwitzen oder geschoren sind und sich leicht verkühlen. Zudem kann auch eine schlechtere Belüftung der Ställe bei kalten Temperaturen das Immunsystem beeinträchtigen. Im Frühling dagegen nimmt die Allergenbelastung durch den Pollenflug zu. 

Das Interview führte Lisa Arnold, weitere Informationen finden Sie unter vetepedia.de. 

Foto: Heel