Wenn es rumst auf der Weide
Gedeckte Verletzungen erkennen und behandeln
Schnell ist es passiert: Beim ersten, zweiten oder dritten Toben über die Weide bekommt unser American Quarter Horse einen Tritt vom Kumpel ab, vielleicht rutscht es beim rasanten Sliding Stop vorm Koppelzaun weg oder tritt sich beim Buckeln übers frische Grün unglücklich selbst in die Fesselbeuge…
Weidezeit heißt für uns Pferdeleute vor allem „Augen auf“, denn anders als blutende Wunden fallen gedeckte Verletzungen optisch oft zunächst gar nicht auf. Ein wachsamer Blick gehört deshalb zur Koppelsaison dazu.
Je nachdem, wo eine Prellung sitzt, wie das Gelenk verstaucht, welcher Muskel gezerrt ist, tut es manchmal mächtig weh, manchmal aber eben nicht oder nicht sofort. Aber wie erkennen wir trotzdem, dass es unseren Vierbeiner erwischt hat?
Klar, ein deutliches Lahmen ist immer ein Anzeichen dafür, dass das Pferd Schmerzen hat. Aber manchmal muss man ganz genau hinschauen, um zu erkennen, dass es dem Pferd nicht gut geht. Manche Pferde schonen nur ganz leicht, bewegen sich irgendwie anders, wenn etwas weh tut. Gedeckte Verletzungen wie Prellungen, Zerrungen und Stauchungen passieren im Alltag ganz schnell. Manche Pferde laufen einfach drüber weg, während andere Kandidaten gleich auf drei Beinen stehen. Pferde, bei denen man aufgrund ihres niedrigen Schmerzempfindens nicht auf den ersten Blick sieht, dass etwas nicht stimmt, überraschen ihre Halter dann am nächsten Morgen mit einem dicken Bein oder hochgradiger Lahmheit.
Gedeckte Verletzungen nicht auf die leichte Schulter nehmen
Eine solche Verletzung tut immer weh und bringt die typischen Entzündungszeichen mit sich. Schmerzen, Rötungen und vermehrte Wärme sowie Schwellungen am „Unfallort“ müssen nicht von jetzt auf gleich da sein, sondern treten häufig zeitverzögert auf. Aber all diese Anzeichen zeigen, dass die körpereigene Reparatur, die wir ja mit entsprechenden Maßnahmen unterstützen wollen, bereits in vollem Gange ist. Um unser Pferd damit aber nicht alleine zu lassen und Schlimmeres zu verhindern bzw. den Heilungsprozess zu beschleunigen, sollte jedes Trauma, vor allem wenn es mit starken Schmerzen einhergeht und/oder sich in Gelenknähe befindet, ernst genommen werden und im Zweifelsfall der Tierarzt hinzugezogen werden. Dieser entscheidet, ob entzündungshemmende, schmerzstillende und/oder abschwellende Medikamente verabreicht werden müssen oder ob zum Beispiel eine Kühlung mittels Wasserschlauch oder Kühlbandage ausreicht. Manchmal ist auch Ruhe angesagt. In leichten Fällen wird auf ausgiebiges Training verzichtet und das Pferd nur leicht bewegt oder geführt. Ob das Pferd wieder auf die Weide darf, hängt von seinem Naturell und der Haltungssituation ab. Ruhiger Weideschritt ist in jedem Fall besser als ein unruhig in der Box kreiselndes Pferd, das seine Artgenossen vermisst.
Unterstützende Maßnahmen beschleunigen die Heilung
Kühlung, abschwellende Salben und therapeutische Unterstützung durch entsprechende, häufig auf natürlichen Inhaltsstoffen (z. B. Beinwell, Ringelblume und Arnika) basierende Mittel können den Heilungsprozess beschleunigen und damit Folgeschäden minimieren. Und dann geht es bald wieder los rauf auf die Weide!
Text: Friederike Fritz, Foto: K.-J. Guni