Gut geschützt in die Saison starten!

Impfen für die Pferdegesundheit

Das Thema Impfen ist in aller Munde und auch Pferdehalter tun gut daran, den Impfstatus ihrer Vierbeiner regelmäßig zu überprüfen und – je nach Einsatz des Pferdes – an die Empfehlungen der StIKo Vet, der ständigen Impfkommission im Veterinärbereich, anzupassen.

Eines vorweg: Ein durchdachtes Impfmanagement schützt nicht nur das einzelne Tier, sondern auch den ganzen Bestand eines Stalles. Der optimale Schutz für jedes einzelne Pferd wird durch die Durchimpfung aller aufgestallten Pferde erreicht. Auch wenn man seine Pferde in einem nicht wechselnden Bestand hinterm Haus hält, sollte man das Thema Impfen im Blick haben und den Vierbeinern einen entsprechenden Schutz bieten.
Was das Thema Impfschäden und Komplikationen im Zusammenhang mit Impfungen angeht, so können sich Pferdehalter sicher sein, dass moderne Impfstoffe sicher sind und in den seltensten Fällen Komplikationen mit sich bringen, wenn der behandelnde Tierarzt Voruntersuchung und Impfung gewissenhaft durchführt.

Impfung für alle

Ob betagter Senior oder Jungpferd – zwei Impfungen sollten für jedes Pferd selbstverständlich sein: Die Tetanus-Immunisierung und die Impfung gegen Influenza (Pferdegrippe). Pferdegrippe ist eine durch Tröpfchen-Infektion übertragene Viruserkrankung, die nicht nur hoch ansteckend ist, sondern auch je nach Immunstatus des Pferdes sehr kritische Verläufe haben kann. Vor allem die Atemwege sind betroffen und ein schwerer Verlauf kann lebenslange Einschränkungen mit sich bringen.
Der zwingend notwendige Tetanus-Schutz, der vor dem hoch gefährlichen Wundstarrkrampf schützt, erfolgt durch eine Grundimmunisierung ab dem sechsten Lebensmonat des Pferdes. Nach der Erstimpfung wird eine Zweitimpfung nach vier bis sechs Wochen verabreicht. Die dritte Impfung nach zwölf bis 14 Monaten schließt die Grundimmunisierung ab. Danach wird je nach Impfstoff alle zwei bis drei Jahre aufgefrischt.
Die Impfung gegen Influenza ist für Turnierpferde Pflicht, allen anderen Pferden sei sie dringend angeraten. Auch hier besteht die Grundimmunisierung aus drei Impfungen (zweite Impfung mindesten 28, höchstens aber 70 Tage nach der Erstimpfung, die dritte Impfung nach maximal sechs Monaten mit einer Toleranz von + 21 Tagen). Die Wiederholungsimpfung muss zwingend im Abstand von sechs Monaten zuzüglich einer Toleranz von +21 Tagen erfolgen, um einen anerkannten Impfschutz zu haben.

Herpes-Impfung ab 2023 Pflicht für Turnierpferde

Eine weitere Impfung, die zudem ab dem 1. Januar 2023 Pflicht für Turnierpferde wird, ist die gegen das Equine Herpesvirus 1. Das Tückische an Herpesviren ist die Tatsache, dass ein einmal infiziertes Pferd lebenslang Virusträger bleibt. Man geht davon aus, dass dies auf über 80 Prozent der Pferde zutrifft.
Unter ungünstigen Bedingungen kann sich das im Pferdekörper schlummernde Virus reaktivieren. In der Folge kommt es nicht nur zum Ausbruch der Erkrankung, sondern auch zu einer massiven Ausscheidung des Erregers, was wiederum zur Ansteckung anderer Pferde führt. Eine Herpeserkrankung mit schwerem Verlauf bringt nicht nur Atemwegserkrankungen mit sich, sondern auch schwere neurologische Schäden und Aborte bei tragenden Stuten.
Auch hier besteht die Grundimmunisierung aus drei Impfungen: Die zweite Impfung erfolgt mindestens 28 und höchstens 42 Tage nach der Erstimpfung, wenn eine sog. Interaktivimpfstoff gewählt wird, bei der Verwendung eines Lebend-impfstoffes liegt der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung bei mindestens drei, aber höchstens vier Monaten. Die dritte Impfung erfolgt für beide Impfstoffe maximal sechs Monate +21 Tage Toleranz nach der Zweitimpfung. Danach muss alle sechs Monate + 21 Tage Toleranz aufgefrischt werden.

West-Nil-Virus

Eine weitere Impfung, die die StIKo Vet seit 2019 in betroffenen Gebieten empfiehlt, ist die Immunisierung gegen das West-Nil-Virus, das durch die Culex-Mücke übertragen wird, die immer häufiger auch in Europa anzutreffen ist. Das West-Nil-Virus kann vor allem bei älteren Pferden schwere Symptome mit sich bringen, während die Infektion bei jungen, gesunden Pferden häufig symptomfrei bleibt. Betroffene Pferde leiden unter grippeähnlichen Symptomen, die schwerste Verläufe mit Entzündungen der Hirnhäute oder des Gehirns nehmen können. Die StIKo empfiehlt, ab März gegen das WNV zu impfen, damit die Pferde vor Beginn der Mückensaison grund-immunisiert sind. Hierzu werden zwei Impfungen gesetzt, deren Abstand je nach Impfstoff variiert. Eine jährliche Wiederholungsimpfung wird empfohlen.

Impfungen in Absprache mit dem Tierarzt

Ein Impfschutz gegen weitere Erkrankungen wie zum Beispiel Druse, Lyme-Borreliose, Hautpilz, equine Rotaviren oder Tollwut ist nur in besonderen Situationen notwendig. Hier sollte detailliert mit dem Tierarzt abgesprochen werden, welche Impfung in welcher Lebenssituation des Pferdes anzuraten ist.

Was kann der Pferdehalter tun?

Wie vieles im (Pferde-)Leben sind Impfungen durchaus planbar, so dass man als verantwortungsvoller Pferdebesitzer einigermaßen sicherstellen kann, dass das Pferd zum Zeitpunkt der Impfung gesund und infektfrei ist. Klar sein sollte, dass Stallwechsel, Turnierstart, längere Transporte, aber auch Herdenwechsel und anspruchsvolles Training unmittelbar vor dem Impftermin für Stress sorgen können. Unter Stress wird das Nebennierenrinden-Hormon Cortisol ausgeschüttet, was wiederum – einfach ausgedrückt – das Immunsystem des Pferdes schwächt.
Auch im Fellwechsel sind Pferde infektanfälliger. Paraimmunitätsinducer, die das körpereigene Abwehrsystem ankurbeln, bieten die Möglichkeit, das Pferd medikamentös auf Impfungen vorzubereiten. Auch biologische Komplexmittel können das Immunsystem gerade während dieser Jahreszeit, wenn die Pferde infektanfälliger sind, stützen.

Text: Friederike Fritz, Foto: Ruth Kurvin