Seealgenmehl

Serie: Mutter Natur’s Schatzkästchen

Die Seealge Ascophyllum nodosum (Knotentang), eine Braunalge, gehört sicher nicht zu den Pflanzen, die unsere Pferde auf der heimischen Weide finden. Sie wächst im Nordatlantik und dominiert recht häufig den Bewuchs in den Küstenregionen. Braunalgen werden seit langem auf vielfältige Weise genutzt: zur Gewinnung von Alginaten, die als Verdickungs- und Geliermittel dienen, zur Herstellung von Düngemitteln, zur Verpackung von Meeresfrüchten – aber eben auch zur Produktion eines mineralstoffreichen Zusatzfuttermittels.

Alles drin, was Pferd so braucht

Was die Braunalge als hochwertiges Düngemittel so interessant macht, kommt auch unseren Vierbeinern zugute. Braunalgen enthalten ein fast komplettes Paket an allen Mengen- und Spurenelementen, die unsere Pferde brauchen: Natrium, Phosphor und Kalium, Calcium, Magnesium, Schwefel, Mangan und viele weitere. Diese Mineralstoffe liegen natürlich, da es sich bei der Braunalge um ein Lebewesen handelt, in organisch gebundener Form vor. Fachleute gehen davon aus, das deshalb Mengen- und Spurenelemente bedarfsgerecht verstoffwechselt werden können, während sie dies bei anorganisch gebundenen Mineralstoffen als nicht immer gesichert ansehen. So kommt Seealgenmehl einzeln als hochwertiges Mineralfutter zum Einsatz, aber auch als Komponente von Zusatzfuttermitteln, die etwa gezielt zur Jodversorgung eingesetzt werden.
Doch nicht nur ihr reichhaltiger Mineralstoffgehalt macht die Braunalge interessant, sie punktet darüber hinaus mit einem weiten Spektrum an weiteren, wertvollen Inhaltsstoffen, etwa hochwertigen Proteinen und Aminosäuren.

Nachhaltige Gewinnung?

Die Braunalge wird maschinell oder per Hand gesammelt, getrocknet und zermahlen. An der Gewinnung wird allerdings auch Kritik geübt, denn Ascophyllum nodosum ist auch Lebensraum und Futtergrundlage zugleich für zahlreiche Arten. Zudem kann bei der Bewirtschaftung nicht sichergestellt werden, dass einzig und allein die Braunalge entnommen wird – Stichwort Beifang. So ist man in einzelnen Ländern dazu übergegangen, die Braunalge nachhaltig zu bewirtschaften und vorzugsweise per Hand und in längeren Abständen zu ernten, denn, ganz klar – ihre Gewinnung sichert auch wichtige Jobs. Setzt der Pferdefreund Algenprodukte ein, kann er dies mit gutem Gewissen tun, wenn sie aus nachhaltiger Produktion stammen.

Noch mehr Kraft aus dem Wasser

Nicht zu verwechseln sind Braunalgenprodukte mit Spirulina und Chlorella, beide ebenfalls zur Nahrungsergänzung kommerziell eingesetzt. Bei Spirulina handelt es sich um ein Cyanobakterium, früher auch als Blaualge bezeichnet, das in salzhaltigen Gewässern vorkommt und vorzugsweise als Quelle von Eiweiß und Vitamin B 12 beworben wird. Weitere Wirkungen gelten aktuell als noch nicht gesichert nachgewiesen. Zur Produktion von entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln bzw. Zusatzfuttermitteln wird Spirulina in Aquakulturen gezüchtet und vermehrt. Die Süßwasseralge Chlorella wird fast ausschließlich als Lieferant von Vitamin B 12 eingesetzt, sie enthält weitere Nährstoffe nicht in signifikant hohen Mengen. Spirulina und Chlorella werden ebenso zur gezielten Ausleitung von Schwermetallen genutzt, wobei diese Wirkung noch nicht als wissenschaftlich gesichert belegt gilt.

Text: Angelika Schmelzer, Foto: Huber/pixelio.de