Das Tüpfelchen auf dem i

– die Spurenelemente

Vitamine, Mengenelemente, Spurenelemente – in der Fütterung achten Pferdefreunde auf jedes Detail. Sie wissen um die vielfältigen Wirkungen dieser in vergleichsweise geringen Mengen benötigten Stoffe und zudem um die Problematik, dass sich deren Gehalte insbesondere in Weidegras und Heu oft nur grob abschätzen lassen. Es ist deshalb nicht immer einfach, unsere Pferde mit allen benötigten Futterbestandteilen sicher zu versorgen – das gilt auch für die essentiellen Spurenelemente.

Was sind Spurenelemente?
Während wir den Bedarf an Mengenelementen in Gramm messen können und sich deren Gehalte im Körper teils im Bereich von mehreren Kilogramm bewegen, sind es bei Spurenelementen eher Milligramm. Spurenelemente (auch Mikroelemente genannt) haben Schlüsselfunktionen in verschiedenen Bereiche des Stoffwechsels. Der Bedarf für Zuchtpferde und Fohlen liegt in der Regel leicht bis deutlich über dem ausgewachsener Reitpferde.
Da Schlüsselfunktionen des Organismus an essentielle Spurenelemente gebunden sind, haben Defizite oft weitreichende Folgen etwa für das Immunsystem, Stoffwechselvorgänge, Muskelarbeit oder Nervensystem. Es ist aber auch nicht sinnvoll, nach dem Gießkannenprinzip entsprechende Zusatzfuttermittel dauerhaft einzusetzen, ohne vorher Bedarfslage und Versorgung über das Grundfutter abzuchecken – auch eine Überversorgung kann sich negativ auf die Gesundheit des Pferdes auswirken.

Eisen
Dieses Spurenelement ist Bestandteil des Blutfarbstoffs Hämoglobin und des Muskelfarbstoffs Myoglobin. Beide sind in der Lage, Sauerstoff zu binden. Fehlt Eisen, fehlen auch diese Farbstoffe und damit nimmt die Sauerstoffbindungskapazität ab. Obwohl die mit dem Grundfutter zur Verfügung gestellte Menge an Eisen in der Regel ausreicht, werden Mangelzustände beobachtet, etwa nach einem Blutverlust, bei starkem Parasitenbefall oder vermehrtem Schwitzen. Zwar enthalten viele gebräuchliche Futtermittel Eisen, doch nicht immer in gut verwertbarer Form. Vor allem das Eisenphytat der Getreide und Mühlennachprodukte wird vom Pferd nicht effektiv verwertet. Mängel treten trotzdem selten auf, sie äußern sich in Leistungsabfall, Kurzatmigkeit und Infektionsanfälligkeit und können durch eine spezielle Untersuchung nachgewiesen werden. Probleme durch Eisenüberschüsse werden zwar nicht beobachtet, allerdings können zu hohe Eisengehalte in der Ration die Verwertung anderer Mineralstoffe hemmen. Pferde benötigen durchschnittlich etwa 1 mg Eisen pro kg Lebendmasse täglich.

Kupfer
Kupfer wird für die Entwicklung von gesunden Knochen und stabilem Bindegewebe benötigt und ist beteiligt an der Bildung von Pigmenten und der Blutbildung. Fehlt es, kommt es vor allem zu Problemen mit der Knochenentwicklung und zu Pigmentstörungen – erkennbar manchmal an der sogenannten „Kupferbrille“, einer Aufhellung des Fells rund um die Augen. Zwar enthalten Grundfuttermittel in der Regel ausreichend Kupfer, allerdings schwanken vor allem die Gehalte im Weidegras und Heu je nach Standort erheblich. Ungünstig erscheinen vor allem die küstennahen Sand-, Moor- und Marschböden. Der Bedarf an Kupfer liegt bei 0,1 mg pro kg Lebendmasse.

Zink
Das hautpflegende Zink kennen wir Pferdehalter aus der guten, alten Zinklebertransalbe, die wir gerne einsetzen. Dieses Spurenelement sorgt dafür, dass Regenerationsvorgänge in Haut und Schleimhaut normal ablaufen. Wichtige Aufgaben hat es auch in der Bildung gesunden Hufhorns und im Immunsystem. Die Versorgung mit Zink über normale Rationen ist meist gesichert, allerdings nimmt die Gestaltung der Ration Einfluss auf die Verwertung des enthaltenen Zinks. Zuviel Calcium, zuviel Kupfer und zuviel Phytinsäure (enthalten in Getreide und Mühlennachprodukten) und der Zinkbedarf steigt, kann über übliche Rationen womöglich nicht mehr gedeckt werden. Allgemein liegt der Bedarf bei 1 mg Zink pro kg Lebendmasse. Mängel äußern sich in schlechter Wundheilung, Haarausfall, erhöhter Infektanfälligkeit und borkigen Verdickungen der Haut, Parakeratosen genannt.

Mangan
Anscheinend treten gesundheitliche Störungen aufgrund eines Mangels an dem wichtigen Spurenelement Mangan nicht auf, wohl aber kann eine Überversorgung zu Problemen, vor allem zur Anämie (Blutarmut) führen. Die Funktionen von Mangan liegen in verschiedenen Bereichen des Stoffwechsels insbesondere der Fette und der Mineralstoffe. Der Bedarf liegt bei 0,8 mg je kg Lebendmasse.

Kobalt
Auch Defizite in der Versorgung mit Kobalt (Cobalt) treten kaum je auf und sind nur bei extrem ungünstigen Standorten (ausgewaschene Böden) denkbar. Kobalt ist Bestandteil des Vitamins B 12, das im Darm der Pferde von Mikroorganismen synthetisiert wird. Fehlt Kobalt, fehlt auch das Vitamin, was insbesondere zu Anämie und Entwicklungsverzögerung bei Jungtieren führt. Im Durchschnitt benötigt jedes Pferd 2,0 Mikrogramm pro kg Lebendmasse täglich.

Jod
Jod, ein in Mengen von nur 3,0 Mikrogramm (also 3/1.000 Milligramm) je kg Lebendmasse täglich benötigtes Spurenelement, ist der eigentliche Motor des Organismus. Es wird in Schilddrüsenhormone eingebaut und diese wiederum steuern die Aktivität des Lebewesens. Defizite haben deshalb weitreichende Folgen. Es kommt zu einer deutlichen Herabsetzung der Aktivität mit Lethargie, anhaltender Erschöpfung, aber auch Haarausfall und Entwicklungsstörungen bei Jungtieren. Jod ist in Meerwasser reichlich enthalten und wird in küstennahen Gebieten vom Wind in die Böden eingebracht. Je weiter entfernt von der Küste ein Futtermittel gewonnen wird, desto weniger Jod enthält es, weil es auf jodarmem Boden wuchs. Pferde können über jodhaltige Lecksteine oder die Zufütterung von jodiertem Kochsalz vor Jodmangel geschützt werden.

Selen
Das Spurenelement Selen hat gemeinsam mit dem Vitamin E wichtige Funktionen beim Schutz des Organismus vor gefährlichen Radikalen. Als Nebenprodukt des Stoffwechsels fallen im Körper beständig aggressive Sauerstoffverbindungen an, die unschädlich gemacht werden müssen. Das übernehmen Vitamin E und Selen, die dabei Hand in Hand arbeiten. Fehlt Selen, fehlt Vitamin E, dann kommt es beim Jungtier zu schwerwiegenden Veränderungen der gesamten Muskulatur einschließlich des Herzens. Ein Selenmangel kommt zwar eher selten vor, kann aber in Abhängigkeit von den Böden nicht ausgeschlossen werden. Bei Überdosierung wirkt Selen schnell toxisch und führt dann zu Lahmheiten sowie Störungen der Haar- und Hornbildung. Selen wird in Mengen von 3 Mikrogramm je kg Lebendmasse täglich benötigt.

Fütterung mit Augenmaß
Vor allem bezüglich mancher Spurenelemente, oft aber auch bei Vitaminen und Mengenelementen hält sich hartnäckig die Einschätzung, man könne unterschiedliche Störungen von Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit durch Supplementierung auffangen und beseitigen. Dies ist nur dann der Fall, wenn die Störung ursächlich auf eine nicht bedarfsdeckende Fütterung zurückzuführen ist. Eine heilende Wirkung darüber hinaus ist nicht zu erwarten. Erhöhte Bedarfe ebenso wie Versorgungsdefizite können durch hochwertige Produkte ausgeglichen werden – und Ihr Pferd damit auf den Punkt gefüttert werden, gesund, fit und leistungsbereit!

Text & Fotos: Angelika Schmelzer