Der erste Sattel

Erfolgreicher Start ins Reitpferdeleben

Endlich ist es soweit: Unser junges Pferd wird zum Reitpferd. Im Zuge dessen wird es schonend an Sattel und Zaumzeug gewöhnt und bald schon auch ans Reitergewicht. Zeit, sich Gedanken zum Thema Sattel zu machen.

Fakt ist: Ein Pferd ist auch mit Vollendung des dritten Lebensjahres – der übliche Zeitpunkt des Anreitens – noch lange nicht richtig ausgewachsen oder, besser gesagt, körperlich ausgereift. Das dauert nämlich bis in sechste, siebte, bei manchen Pferden gar achte Lebensjahr. Vorsicht ist also angesagt bei allem, was wir mit unserem zukünftigen Reitpartner machen, schließlich soll er unter dem Sattel und mit dem Reitgewicht weder schlechte Erfahrungen machen noch sich körperlich unwohl fühlen oder gar Schmerzen haben.

Auch wenn das Jungpferd schon vor dem eigentlichen Anreiten am Boden gearbeitet, longiert oder an einen Sattel gewöhnt wurde, verändert sich die Muskulatur gerade in der Zeit des Anreitens enorm – all dies muss bei der Besattelung beachtet und einkalkuliert werden. Deshalb sollte der Sattel nicht nur dem Jungpferd von Anfang an gut passen, sondern gerade in den ersten Jahren mindestens halbjährlich, besser noch häufiger auf seine Passform kontrolliert werden. Kleinere Veränderungen können eventuell noch durch ein gutes (Correction-)Pad ausgeglichen werden, dies sollte aber nie eine Dauerlösung für einen nur bedingt gut liegenden Sattel sein!
Christine Freitag von Lucky Rider passt seit Jahrzehnten erfolgreich Sättel an und erlebt immer wieder, dass Pferde, die einerseits mit viel Ruhe und Zeit gewissenhaft auf das Einreiten vorbereitet wurden, andererseits dann aber mit unpassenden Sätteln nach dem Motto „der ist ja nur für den Anfang“ angeritten werden. Für sie wie für ihre Sattler-Kollegen ist es das nicht nachvollziehbar, denn gerade beim Anreiten wird mit dem ersten Sattel der Grundstein gelegt, ob das Pferd sich unter dem Reiter wohl fühlt oder nicht. „Wenn der Sattel das Pferd in seiner Bewegung stört oder ihm gar Schmerzen bereitet, wird es sich nicht gut bewegen. Es wird sich verspannen, eventuell sogar durch Wegrennen oder Buckeln aus der Situation ziehen. Das ist sicherlich kein guter Start!“ so die erfahrene Besattlerin.

Vor der Sattelprobe osteopathisch durchchecken
Der erste Sattel sollte passen. In dieser Hinsicht sind sich alle Fachleute in Sachen Sattel einig. Neben Christine Freitag plädiert auch Biggi Küpper als Osteopathin dafür, dass Pferde, die gerade in einem Wachstumsschub stecken, keinesfalls besattelt werden sollten. Vor allem, wenn das Jungpferd hinten aktuell überbaut ist, macht es keinerlei Sinn, einen Sattel anzupassen. Hier sind Passformprobleme, die innerhalb kürzester Zeit auftreten, programmiert und deshalb empfehlen beide, mit der Sattelanprobe abzuwarten, bis diese Phase vorbei ist.
Biggi Küpper, die jahrelang mit ihrem Saddleshop Aachen Pferde besattelt hat, rät dazu, jedes Pferd vor der Besattlung osteopathisch zu überprüfen und ggf. zu behandeln – und zwar unmittelbar vor der Sattelanprobe. „Es macht keinen Sinn, zwischen der osteopathischen Behandlung und der Sattelanprobe ein paar Tage verstreichen zu lassen, denn schnell kann sich das durch die Behandlung erreichte Optimum wieder verschieben. Im Idealfall finden Behandlung und Sattelanprobe an einem Tag statt,“ so die erfahrene Osteopathin.

Der Blick in die Glaskugel
Sobald das Pferd unter dem Reiter ernsthaft gearbeitet und trainiert wird, verändert sich seine Form. Je nach Body-Condition geschieht dies recht schnell. Dabei ist es nicht immer in erster Linie die Muskulatur, die sich aufbaut, mehr Raum einnimmt, sondern häufig zunächst Masse, die abnimmt. Ja, richtig gelesen, denn viele Jungpferde gehen eher speckig als athletisch ins Jungpferdetraining und nehmen durch das gezielte Training erst einmal ab.
„Oft beobachte ich, dass etwas pummelige Pferde durchs Training schlanker werden. Der Babyspeck wird durch Muskulatur ersetzt,“ bestätigt auch Christine Freitag. „Bei schlankeren Pferden ist es oft umgekehrt. Sie werden durchs Training etwas runder und bekommen mehr Fundament.“
All dies weiß ein guter, erfahrener Besattler zu berücksichtigen, wenn es darum geht, dem Jungpferd einen Sattel anzupassen, der möglichst lange genutzt werden kann.
Wichtig ist, dass alle Beteiligten sich dessen bewusst sind, dass regelmäßige Passformkontrollen auch beim perfekt passenden Sattel notwendig sind und nicht erst, wenn massiv Probleme auftauchen.
Immer häufiger werden als Lösung für diese schnellen Veränderungen bei Jungpferden verstellbare Sättel eingesetzt, die bei einer Passformkontrolle oft relativ problemlos an den neuen Ist-Zustand des Pferderückens angepasst werden können. „Ein verstellbarer Sattel sollte die Möglichkeit bieten, Aspekte der Passform wie Weite, Winkelung oder Schwung zu variieren und so den Sattel auch an größere Veränderungen der Rückenkontur des Pferdes anzupassen“, erklärt Andreas Lange von J.v.G. Saddle Innovations. Bei Westernsätteln müsse die Anpassung zur Gänze über den Sattelbaum erfolgen, da dieser Satteltyp – im Gegensatz zum klassischen Sattel – keine Polsterung hat, die entsprechend verändert werden könnte.

Mach es dem Besattler leicht!
Bevor es zur Sattelanprobe geht, sollte das Pferd bereits…

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Text: Friederike Fritz, Foto: Heike Klar