Vielseitig und effektiv

Bewegung ohne Reiter

Es muss nicht immer Reiten sein, um dem Pferd neben dem obligatorischen Freilauf zu einem sinnvollen Bewegungs-Plus zu verhelfen. Mithilfe von Maschinenkraft, Führstrick, Longe, Langzügel und Trailhindernissen ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, die auch im Winter für Abwechslung sorgen.

Gerade in den dunklen Monaten haben vor allem berufstätige Reiter oft Probleme, den Bewegungsbedarf ihres Pferdes ausreichend zu decken. Bei Boxenhaltung im Winter, zu der auch ausdrücklich die Paddockbox zählt, braucht das Pferd gemäß Leitlinien täglich mehrere Stunden Freilauf auf einem Auslauf, der so groß sein muss, dass auch Trab und zumindest ein paar Galoppsprünge möglich sind. Mehrstündige Bewegung bedeutet so viele Stunden wie möglich, wenigstens aber vier Stunden pro Tag, die bei Reitpferden bis maximal 50 Prozent durch kontrollierte Bewegung ersetzt werden kann. Wie oft und wie lange ein Pferd zusätzlich geritten oder anderweitig kontrolliert bewegt werden sollte, ist aber nicht nur von der Haltungsform, sondern auch von Alter und Fitness abhängig. Ältere Pferde brauchen in der Regel weniger als jüngere und Sportpferde mehr als solche zu Hobbyzwecken. Grundsätzlich sollten sich Dauer und Intensität des Trainings stets am jeweiligen Konditionsstatus orientieren. Zusätzliche Bewegungseinheiten für Pferde, die täglich nur wenige Stunden Freilauf erhalten können, müssen aber nicht ausschließlich aus Reiten bestehen, sondern können auch anders gestaltet werden.

Bewegung auf der Kreisbahn
Führmaschinen gehören in vielen Reit- und Pensionsbetrieben zum Standardangebot. Üblich sind heute Freiführanlagen, in denen die Pferde frei zwischen zwei Trenn-Elementen laufen. Runde Formen sind mit einem Durchmesser von 13 bis 25 Metern erhältlich, ovale Führanlagen gibt es in den Ab-messungen 10 x 19 und 20 x 40 Metern. Diese Varianten haben den Vorteil, dass die Pferde nicht nur im Kreis gehen, sondern sich Kurven mit geraden Laufstrecken abwechseln. Das ist laut einer Studie der Uni Bristol weniger belastend für den Bewegungsapparat. Moderne Anlagen verfügen über Steuerungssysteme, mit denen man Richtungswechsel, Tempo und Geschwindigkeitsintervalle manuell oder automatisch einstellen kann. Pluspunkt von Führanlagen ist, dass mehrere Pferde gleichzeitig bewegt werden können. Allerdings ist dann kein Individualtraining möglich. Deshalb nutzen viele Pferdehalter die Führmaschine als zusätzliche Bewegungsmöglichkeit vor allem bei widrigen Witterungsverhältnissen mit rutschigen Böden im Winter und zur allgemeinen Schrittverbesserung. Führanlagen erfüllen in ihrer Funktion also mehr die Aufgabe, das Bewegungsprofil der Pferde zu optimieren als einen trainierenden Effekt zu haben.
Anders das klassische Longieren: Die korrekte Arbeit an der Longe ist für das Reitpferd eine lösende und die Muskeln stärkende Gymnastik. Vor allem Hals-, Rücken- und Bauchmuskulatur werden durch die angestrebte Dehnungshaltung mit schwingendem Rücken und aktiv untertretender Hinterhand aufgebaut und ertüchtigt und befähigen das Pferd, seinen Reiter auf Dauer und ohne vorzeitigen Verschleiß zu tragen.
Deshalb ist das Longentraining auch für schwächer bemuskelte Pferde eine gute Bewegungsart. Eine willkommene Abwechslung für das Reitpferd ist die freie Arbeit im Round Pen. Hierzu wird das Pferd mithilfe von Kommandos ausgewogen auf beiden Händen und in allen drei Gangarten gearbeitet. Dadurch, dass es vermehrt auf Stimmhilfen und Körper-sprache achten muss, wird es zudem mental beschäftigt. Außerdem ist die Bewegung im Round Pen eine gute Möglichkeit, seine Rangposition zu klären beziehungsweise zu festigen.
Sowohl Longierzirkel als auch Round Pen sollten einen Mindestdurchmesser von 16 Metern haben, weil beim Laufen auf der Kreisbahn die Belastung zu siebzig Prozent auf der Innenhand liegt. Deshalb sollte man einen möglichst großen Zirkel anlegen und regelmäßig Handwechsel durchführen, damit das Pferd nicht einseitig belastet wird. Außerdem wichtig:
Vor der eigentlichen Arbeit muss das (Boxen-)Pferd unbedingt mindestens zehn Minuten warm geführt werden, damit sich genügend Gelenkschmiere bilden kann. Beschlagene Pferde sollten mit Gamaschen zum Schutz der Pferde-beine ausgerüstet werden. Für alle Bewegungsmöglichkeiten auf der Kreisbahn gilt außerdem eine Höchstdauer von maximal 20 Minuten, um die Gliedmaßen nicht zu überlasten und keine Verletzungen durch Ermüdung zu riskieren. Also: Lieber kurz und knackig trainieren als stundenlang kreiseln…

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Text und Foto: Birgit van Damsen