Meist reicht die Weide nicht

Sommerfütterung fürs American Quarter Horse

Beim Stichwort „Weidehaltung“ sehen viele von uns eine Pferdeherde, die auf unendlicher Weite langsam über eine grüne Ebene zieht und dabei genüsslich Gräser und Kräuter zupft. Schön wär’s. Der hiesige Pferdealltag unserer American Quarter Horses sieht anders aus, denn zum einen werden die Pferde sportlich, sprich unter dem Sattel genutzt und dies meist täglich, zum anderen geben unsere Weiden (oder das, was wir so nennen) nicht unbedingt alles her, was ein Pferd wirklich braucht.

Das Pferd als Steppentier zieht bis zu 18 Stunden am Tag im Schritt von Grasbüschel zu Grasbüschel und steht nicht – wie auf unseren fetten Weideflächen üblich – mehr oder weniger bewegungslos herum und haut sich das frische Grün in den Bauch. Insgeheim
wissen wir alle, wohin das führt: im harmlosesten Fall zu einem um zwei bis vier Inch längeren Sattelgurt und einer gewissen Schwerfälligkeit, im schlimmsten Fall zu Hufrehe, EMS und anderen ernährungs-
bedingten Stoffwechselentgleisungen.
Also doch nicht Weidegang satt und rund um die Uhr? Kommt darauf an. Nämlich aufs Pferd, die Umstände und vor allem auf die Weide bzw. darauf, was und wie viel dort wächst. Viele Weiden sind zu „fett“, also eiweißreich und rohfaserarm. Gesunde Kräuter sucht unser Quarter Horse dort meist vergeblich. Fazit: Die meisten AQHs grasen auf zu reichhaltigen Weiden und – schließlich sollen sie proper dastehen – werden auch noch zusätzlich mit Kraftfutter versorgt. Das viele Eiweiß aus den fetten Weiden plus Kraftfutter muss verstoffwechselt werden, nimmt das Pferd zu viel davon auf, wird der Stoffwechsel überlastet.
Die Organe müssen Höchstleistung an Entgiftungsarbeit leisten, um den Eiweißüberschuss und die damit verbundenen Endprodukte wieder los zu werden. Beim wichtigen Raufutter da-gegen herrscht in den Sommermonaten oft Mangelware. Dauerhaft hält das kein Organ aus. Die Zivilisationskrankheiten bei Pferden, die in den letzten Jahren überhand zu nehmen scheinen, sind eine Folge dieser (Über-)Fütterung.
Daraus folgt: 24-Stunden-Weidegang mit fetten Futterweiden ist eher kritisch zu sehen. Eine Kombination aus begrenztem Weidegang mit ausreichender Raufuttergabe (Heu aus dem Vorjahr), die je nach Arbeitsbelastung bedarfsgerecht durch ein entsprechendes Kraftfutter ergänzt wird, sorgt dafür, dass der Stoffwechsel des Pferdes nicht überlastet wird und auch der Sattelgurt nicht zwickt und zwackt. Nicht vergessen: Ausreichend Bewegung in Form von „Arbeit“ gehört auch noch dazu, nicht nur der gemütliche Feierabendritt um den Stall herum!


Text: Friederike Fritz, Foto: Klaus Georgi

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