Stecken setzen, Litze ziehen
Los geht’s mit dem Elektrozaun/Mobilzaun
Ob fest, halbpermanent oder mobil: Der Elektrozaun ist die meist eingesetzte Weideeinfriedung für Pferde. Aber auch zur Wolfsabwehr sind stromführende Zäune unverzichtbar. Praktikerin Dr. Birgit van Damsen erläutert, was einen guten und vor allem hütesicheren Mobil- bzw. Elektrozaun ausmacht.
Ein Elektrozaun hat im Vergleich zu einer nicht-elektrischen Einfriedung mehrere Vorteile: Er ist bis zu 50 Prozent kostengünstiger, und zwar sowohl im Hinblick auf das Material als auch der Montage, da man ihn in der Regel selbst installieren kann.
Darüber hinaus stellt der Elektrozaun nicht nur eine physische, sondern auch psychologische Barriere für das Tier dar, weil es nach dem ersten Stromschlag instinktiv den Zaunkontakt meidet. Dadurch eignet sich ein Elektrozaun sowohl zur sicheren Einfriedung von Weidepferden als auch zur Auszäunung unerwünschter Wildtiere.
Aber was genau gehört zu einem Elektrozaun und wie funktioniert er eigentlich? Das Weidezaungerät erzeugt regelmäßige elektrische Impulse, die mit dem Leitermaterial entlang des Zaunes befördert werden. Die Pfosten dienen zur Befestigung der Stromleiter mittels Isolatoren, die wiederum verhindern, dass der Strom in den Boden abgeleitet wird. Die Erdung schließlich leitet den Strom bei Berührung des Leitermaterials wieder zurück zum Weidezaungerät, sodass ein Kreislauf entsteht.
Kompatible Komponenten
Damit der Elektrozaun sicher seinen Zweck und seine abschreckende Wirkung erzielen kann, müssen alle Materialien für die jeweilige Zaunart geeignet sein, die einzelnen Komponenten zueinander passen und korrekt installiert werden. Bei halbpermanenten Zäunen punkten hochwertige Metallpfähle (T-Pfosten), die mit speziellen Rammen und Zieher schnell montiert und demontiert werden können. Für den mobilen Zaun eignen sich Steckpfähle aus Kunststoff oder Fiberglas. Wo möglich, empfiehlt sich ein zuverlässiges Netzgerät. Alternativ kann ein 12 Volt-Batteriegerät oder ein leistungsstarkes Solargerät eingesetzt werden. Kleine 9 Volt-Batteriegeräte eignen sich wirklich nur für kurze Zäune ohne Randbewuchs. Auch die Stromleiter sollten auf Länge und Bewuchs des Zauns abgestimmt sein, um eine optimale Leitfähigkeit des Zauns zu erreichen. Zudem müssen sie richtig angeschlossen und verbunden werden, damit das Weidezaungerät seine volle Leistung erbringen kann. Absolut tabu ist das Verknoten der Leitermaterialien. Dies führt zu einem Kurzschluss in den Drähten und lässt sie an der Stelle des Knotens langsam ausbrennen. Deshalb sollte man nur Anschlussteile und Verbinder verwenden, die speziell für den jeweiligen Strom-leitertyp entwickelt wurden. Das gilt auch für die Isolatoren. Verwendet man Isolatoren, die nicht zum Leitermaterial passen, kann das zu Materialschäden und Spannungsverlusten führen.
Richtige Montage
Für einen einwandfrei funktionierenden Elektrozaun ist die korrekte Installation von ausschlaggebender Bedeutung. Plant man den E-Zaun als Festzaun, sollte zunächst eine Lageskizze der einzufriedenden Weide an-gefertigt werden. Hierbei sollte auch die Topographie des Geländes berücksichtigt werden, um die richtige Höhe der Stromleiter bzw. Isolatoren bestimmen zu können. Zuerst werden die Eck- und Torpfosten etwa 70 Zentimeter tief im Boden versenkt. Dann die Zwischenpfähle circa 50 Zentimeter in gleichmäßigen Abständen von vier bis sechs Metern einrammen, sodass die Leiterbahnen genug Halt finden und nicht durchhängen. Anschließend die Eck- und Endisolatoren einschrauben oder die Befestigungsdrähte montieren und die Stromleiter spannen. Zum Schluss wird das Weidezaungerät mit der Erdung installiert und am Zaun angeschlossen. Für einen halbpermanenten Zaun mit Metallpfählen gibt es passende Klippisolatoren für Band oder Seil sowie spezielles Zubehör zum Abstützen von Eck- und Endpfosten. Wichtig für eine ausreichende Zaunhöhe ist die Wahl entsprechend langer Pfähle. Ein halbpermanenter Elektrozaun ist auch geeignet, um eine größere Weide in kleinere Teilflächen aufzuteilen. So können mehrere Pferde oder kleine Pferdegruppen gleichzeitig, aber getrennt auf der Weide grasen.
Tipp: Mit einem sogenannten Zaunschalter ist das Ein-/Ausschalten der Spannung auch einzelner Zaunabschnitte unabhängig vom Weidezaungerät möglich. Ein Mobilzaun mit Steckpfählen und integrierten Isolatoren ist ideal für eine versetzbare Zwischeneinfriedung von Portionsweiden.
Für Material und Installation sind generell folgende Aspekte zu beachten:
• Werden hofnahe Weiden, die nicht an Straßen oder Schienen liegen, mit einem Elektrozaun eingefriedet, sollten mindestens drei Reihen 40 bis 60 Millimeter breite Bänder an festen Pfosten montiert sein. Für Innenzäune kommen auch schmalere
Bänder oder Seile infrage. Alle Leitermaterialien müssen aber unbedingt straff gespannt werden. Dadurch reißen sie beim Durchrennen eher als bei durchhängenden Schlingen. Das gilt auch und vor allem für Innenzäune, weil das geringere Platz- und Grasangebot die Pferde eher zum Ausbrechen veranlassen kann.
• Angepasst an die geplante Zaunlänge und zu erwartende Bewuchsbelastung am Zaun sind die Zaunleiter sorgfältig auszuwählen. Als Zaunlänge gilt die einfache Länge der Zaunanlage, nicht die Summe der Gesamtlänge von mehreren Zaunleitern, denn mehrreihige Zäune transportieren bei gleicher Zaunlänge den Strom besser als einreihige, vorausgesetzt, sie sind in regelmäßigen Abständen untereinander verbunden. Grundsätzlich gelten für die Leitfähigkeit folgende maximale Widerstände: bis 400 Meter 2,4 Ohm/m, bis 3000 Meter 0,32 Ohm/m und bis 8000 Meter 0,13 Ohm/m.
• Gute Qualität ist das A & O: Die stromleitenden Edelstahl- oder Kupferdrähte in Bändern, Seilen oder Litzen dürfen unter Zug nicht reißen und Isolatoren nicht brechen. Sämtliche Metallteile sollten verzinkt oder aus rostfreiem Stahl, Kunststoffe witterungsbeständig und splitterfrei sein.
• Das Elektrozaungerät liefert den Strom für den Elektrozaun, dessen Leistung (Impulsenergie) in Joule angegeben wird. Je nach Zaunlänge und Bewuchsgrad gilt folgender Mindestleistungsbedarf: bis 500 Meter ohne Bewuchs 0,25 Joule, bis 1.000 Meter normaler Bewuchs 2,0 Joule und bis 1.000 Meter starker Bewuchs 6,0 Joule. Wichtig ist die Spannung unter Belastung, die in Volt gemessen wird. Hier gilt eine Mindestspannung von 2.000 Volt. Zaunspannungen von 3.000 bis 4.000 Volt sind aber empfehlenswert. Damit das Gerät seine volle Leistung erbringen kann, muss unbedingt die Erdung durch ein bis drei, ein bis zwei Meter lange Erdstäbe ausreichend dimensioniert sein.
• Weiteres der Sicherheit dienendes Zubehör für den Elektrozaun sind Voltmesser und/oder Systeme, die einen Spannungsabfall auf das Smartphone melden sowie Blitz- und Diebstahlschutz für das Elektrozaungerät.
• Aufrollbare Systeme vermeiden gefährlichen „Bandsalat“ beim Öffnen von Elektrozauntoren.
Elektrozaun zur Wolfsabwehr
Seit 1996 haben sich vor allem in Ost- und Norddeutschland wieder Wölfe angesiedelt. Im Untersuchungszeitraum 2020/2021 zählten die Behörden bundesweit insgesamt 157 Rudel, wie das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) bekannt gaben.
Wie müsste ein Elektrozaun zum Schutz vor Wölfen beschaffen sein? Die DBBW empfiehlt einen 120 Zentimeter hohen elektrischen Drahtzaun aus fünf Leiterbahnen in 20, 40, 60, 90 und 120 cm Höhe. Es ist besonders darauf zu achten, dass die unterste Leiterbahn nicht mehr als 20 cm Bodenabstand hat, um ein Untergraben des Zaunes zu verhindern. Als Überspringungsschutz sollte zusätzlich ein elektrisches Breitband 20 bis 30 cm über dem Zaun angebracht werden.
Auch die Zaunhersteller haben sich inzwischen auf die Wolfsabwehr eingestellt und bieten Fachberatung für eine wolfssichere Einfriedung an. Da der Elektrozaun zwar Wölfe fernhalten soll, für die Weidepferde aber ungefährlich sein muss, empfehlen die meisten eine beidseitige Bespannung der Pfosten mit einer Pferde-Innenseite und einer Wolfs-Außenseite sowie hochleitenden, aber pferdesicheren Zaundrähten wie kunststoffummantelter Stahldraht.
Text: Birgit van Damsen, Foto: Ilse Sidon