Versicherungen im Pferdesport

Sicher(er) unterwegs

Gut, wenn man sie hat – noch besser, wenn man sie nicht braucht: Versicherungen. Sie begleiten uns in alle Lebensbereiche und auch in den Pferdestall, zu unserem liebsten Hobby. Für annähernd alles, was uns rund um unsere Pferde lieb – und nicht selten auch teuer – ist, bietet die Branche entsprechende Produkte an. Dabei geht es nur vordergründig um die Absicherung finanzieller Risiken – Versicherungen können Leben retten.

Versicherungsunternehmen sind in erster Linie natürlich wirtschaftlich interessiert, doch dahinter steckt eine
tolle und im Grunde soziale Idee: Wenn ein bestimmtes Risiko für eine Einzelperson zu groß ist, warum dann nicht die Last auf viele Schultern verteilen und so leichter machen?
Nach diesem Prinzip arbeiten Versicherungen und es ist auch ein Grund dafür, dass der Markt sich immer wieder
ändert, neue Modelle auftauchen, Prämien teurer oder auch günstiger werden.
Mit ihren Prämien füllen alle Versicherungsnehmer einen gemeinsamen Topf, aus dem dann im Schadensfall ausbezahlt wird. Gibt es mehr Einzahlende, ist der Topf leichter zu füllen und die Prämie kann sinken; steigt das Risiko, muss der Versicherungstopf nach oben angepasst werden und die Kosten für den Einzelnen steigen. Eine Rolle spielt auch, wie häufig bestimmte Schadensfälle eintreten: Steigt etwa das Interesse am Showen, so werden Pferde auch häufiger transportiert, es gibt mehr Veranstaltungen, es werden öfter eigens für die Show teure Ausrüstungen und Outfits angeschafft, was wiederum bei spezialisierten Langfingern Begehrlichkeiten weckt. Das
Risiko eines Transportschadens, eines wirtschaftlichen Schadens bei Absage einer Veranstaltung, eines Diebstahls steigt, es steigt aber auch die Anzahl der Versicherungsnehmer.
Treten neue Bedürfnisse auf, werden neue „Töpfe“ kreiert – der Markt ist ständig in Bewegung. Es lohnt sich deshalb, die eigenen Versicherungen regelmäßig zu überprüfen, um sie den aktuellen Rahmenbedingungen des eigenen Lebens wie auch des Marktes besser angleichen zu können.

Run auf Kranken- und OP-Versicherungen

Zuletzt beobachteten Fachleute im Zusammenhang mit der aktuellen Lage einen Run auf Kranken- bzw. Operationskostenversicherungen für Pferde: Unsere Pferde, Hunde und Katzen helfen uns durch die schwierige Gesamtsituation und steigen damit noch einmal in unserer Wertschätzung. Gleichzeitig richtet sich auch unser Fokus vermehrt auf die Bedeutung von Gesundheit und Vorsorgemaßnahmen – bei Pferd und Mensch. Da in den letzten Jahren auch die Möglichkeiten der medizinischen Versorgung von Pferden stark ausgebaut wurden – etwa im Bereich der bildgebenden Verfahren – steigen aber auch die potentiellen Kosten einer Behandlung. Da überlegt man sich schon eher, ob diese Kosten im Ernstfall selbst zu stemmen sind oder ob man dieses Risiko nicht lieber durch eine Versicherung abdeckt. Denn, wie gesagt: Versicherungen können Leben retten. Das unserer Pferde nämlich, denen wir durch den Versicherungsschutz vielleicht eines Tages eine lebensrettende, teure Therapie und Operation ermöglichen können, für die unser eigener Geldbeutel nicht ausreicht.
Diese und viele weitere Faktoren müssen bei der Risikoabwägung einbezogen werden. Versicherungen sind also bezüglich abzusichernder Gefahr, Kostenübernahme und Prämie einem ständigen Wandel unterzogen.

Wer braucht was?

Wer mit und von Pferden lebt, hat mit ganz speziellen Gefahren zu tun, ob als Profi oder Amateur, mit einem einzigen Pferd oder gleich dutzenden im Stall, in der Rolle eines Reiters, Besitzers, Halters, Trainers, Ausbilders, Hufschmieds, Veranstalters. Mit Versicherungen wollen wir unterschiedliche, aber immer wirtschaftliche Risiken abdecken, die Personen, Pferde, Sachen und Veranstaltungen betreffen. Es geht etwa um den Verlust von Gütern, um die Kosten für Operationen und andere Behandlungen, um Verdienstausfall, um den Ausgleich von Ansprüchen anderer, um die wirtschaftliche Absicherung besonderer Ereignisse. Dazu gilt es, sehr individuelle Pakete zu schnüren.
Bei der Wahl einer Versicherung werden Prämien und Umfang bzw. Konditionen der Absicherung gegeneinander aufgewogen bzw. bei verschiedenen Anbietern verglichen.
Es gilt aber auch zu klären:
• Ist das Risiko vielleicht bereits durch eine andere Versicherung abgedeckt? Oder durch eine Mitgliedschaft in einem Verein?
• Ist der Schutz an bestimmte Auflagen gebunden?
• Ist ein Eigenanteil vorgesehen und auf welche Summe beläuft der sich?
• Lässt sich das Risiko alternativ oder vielleicht sogar besser durch eigene Rücklagen abdecken?
• Lassen sich Nachlässe aushandeln, etwa durch den Abschluss mehrerer Versicherung bei einem Anbieter oder im Zusammenhang mit organisatorischen Aspekten (z. B. monatliche, halbjährlich, jährliche Zahlung der Prämie)?
• Ist der Versicherungsschutz in irgendeiner Form eingeschränkt, ist er beispielsweise nur innerhalb der EU gültig?
• Sind Fristen zwischen Abschluss und Gültigkeit einer Versicherung zu beachten?
Übrigens: Für den Pensionsstallbetreiber ist die Tierhüter-Haftpflichtversicherung ein Muss, sie sichert den ab, der vertraglich die Aufsicht über ein Pferd übernimmt (Hüter ist). Als Pferdebesitzer ist man automatisch Tierhalter und haftet damit für Schäden, die das eigene Pferd an Menschen und Sachen verursacht – das Risiko decken Sie durch die Tierhalter-Haftpflichtversicherung ab. Bei einem Schaden spielt es keine Rolle, ob der Besitzer diese Schäden schuldhaft verursacht hat oder nicht. Tierhalter ist aber nicht nur der Besitzer des Pferdes, sondern auch jede andere Person, die nicht nur vorübergehend das Pferd im eigenen Interesse nutzt, eine Reitbeteiligung etwa. Sollten Sie für Ihr Pferd eine Reitbeteiligung vereinbaren, muss die Versicherung informiert werden (es genügt ein Anruf unter Angabe des Namens der Reitbeteiligung), außerdem sollte zwischen Pferdebesitzer und Reitbeteiligung (oder deren Eltern) ein Vertrag abgeschlossen werden.
Versicherungen können das Leben mit unseren Pferden nicht im eigentlichen Sinne sicherer machen, sie bieten trotzdem ein wertvolles Stück Sicherheit. Im Falle eines Falles fallen Sie auf ein dickes finanzielles Polster einfach weicher…
Text und Foto: Angelika Schmelzer