Alle Würmer im Griff?

Parasitenkontrolle als Gesundheitsbaustein

Würmer und ihre Bekämpfung waren schon immer ein Thema in der Pferdehaltung. Während früher standardmäßig der gesamte Bestand mehrmals jährlich entwurmt wurde, gehen Pferdehalter und Tierärzte heute andere Wege und behandeln nur noch bei Bedarf. Warum ist das so und welche Vorteile hat das?

Seit geraumer Zeit stellen Parasitologen fest, dass Pferdewürmer zunehmend resistent gegen die Wirkstoffe in den gängigen Wurmkuren werden, deren Wirksamkeit nimmt ab. Zudem werden aktuell kaum neue Wirkstoffe in Sachen Parasitenbefall beim Pferd entwickelt. Dennoch ist es natürlich erklärtes Ziel, den Grad der Verwurmung – ganz „wurmfrei“ bekommt man sein Pferd ohnehin nicht – möglichst gering und damit im Griff zu behalten.
Ganz vornean steht in Sachen Bekämpfung von Endoparasiten die Stall-, Auslauf- und Weidehygiene. Tägliches Aus- und Abmisten in Boxen, Offen- und Laufställen und auf den Ausläufen, regelmäßiges Abäppeln von kleineren Weiden, regelmäßiger Weideumtrieb und Ausmähen oder Wechselbeweidung mit Rindern auf größeren Flächen, aber auch das Ausbringen von Kalkstickstoff im Frühjahr helfen, die Verbreitung von Würmern zu verhindern. Damit aber nicht genug, der gesamte Pferdebestand muss auch hinsichtlich des Verwurmungsgrades regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf mit passenden Anthelminthika behandelt werden.

Zwei Methoden im Kampf gegen den Wurm

Hierzu haben sich zwei Methoden als besonders erfolgreich herausgestellt: die strategische Entwurmung, bei der ein kompletter Bestand oder eine feste Gruppe von Pferden eines Bestandes einen auf sie zugeschnittenen Entwurmungsplan einhält. Dieser wird auf Basis mehrerer Kot-Untersuchungen (Monitoring) und der in der Folge ggf. verabreichten Wurmkuren inklusive Wirksamkeitskontrollen ermittelt. Unter Umständen kann so die Frequenz der jährlich verabreichten Wurmkuren abhängig von den Ergebnissen des Monitorings auf zweimal jährlich gesenkt werden, nämlich einmal im Frühsommer und einmal im Spätherbst. Entwurmt werden dann immer alle Pferde, was den Nachteil hat, dass auch Pferde, die keine oder nur eine sehr geringe Verwurmung aufweisen, pauschal mit behandelt werden.
Anders bei der selektiven Entwurmung. Hier ist das Ziel, das tatsächlich nur entsprechend verwurmte Pferde nach einer regelmäßig stattfindenden Beprobung behandelt werden. Mehrmals im Jahr werden Kotproben untersucht und anschließend Pferde, deren Ei-Ausscheidung über einem bestimmten Wert liegt, entwurmt. Danach findet eine Kontrolluntersuchung statt, damit sichergestellt werden kann, dass die Behandlung erfolgreich war.
Dr. Marcus Menzel, der seine Doktorarbeit zu diesem Thema schrieb, hat im Zuge seiner Forschungen bei dem renommierten Parasitologen Prof. Dr. Kurt Pfister ermittelt, dass nur zirka 30 Prozent der erwachsenen Pferde mit Wurmkuren behandelt werden müssen – dann aber entsprechend gewissenhaft und mit im individuellen Fall wirksamen Präparaten und nicht nach „Schema F“, um eine weitere Ausbreitung der Würmer einzudämmen und Resistenzen gegen die Wurmmittel zu vermeiden.
Empfohlen wird die selektive Entwurmung für erwachsene Pferde ab drei Jahren. Jüngere Pferde sind häufiger mit Parasiten befallen und haben zudem noch keine Immunität ausgebildet, so dass ein angepasstes Entwurmungskonzept hier angebracht ist.
Gleichgültig für welche Methode man sich entscheidet: Fakt ist, dass alle am Markt erhältlichen Anthelminthika ihre Berechtigung haben und sinnvoll eingesetzt zum Pflichtprogramm in Sachen Gesundheitsvorsorge in der modernen Pferdehaltung gehören.

Zum Weiterlesen: Einen ausführlichen Beitrag zum Thema Wurm-Management finden Sie in der aktuellen Ausgabe des Gesundheitsmagazins Pferde fit & vital!

Text: Friederike Fritz, Foto: Katharina Paulik