Winter-Haltung bei Matsch, Frost & Eis
Praxistipps
Ganzjährig begehbare Böden wünscht sich wohl jeder Pferdehalter. Schlammige, gefrorene oder spiegelglatte Untergründe und Laufflächen sind dagegen ein Alptraum, weil sie neben Bewegungseinschränkungen auch zahlreiche Gesundheitsrisiken für die Pferde bergen. Was aber tun, wenn man durch vermehrt auftretende Extremwetterlagen kalt erwischt wird oder eine komplette Flächensanierung schlichtweg zu teuer ist?
Durch den fortschreitenden Klimawandel mit steigenden Durchschnittstemperaturen werden sich extreme Wetterereignisse in Zukunft häufen, prognostizieren Klimaforscher. Studien belegen, dass der Klimawandel die Häufigkeit der Extremereignisse insgesamt erhöht und langanhaltende Witterungsextreme ermöglicht. Dass der Klimawandel auch lokale Kälteeinbrüche und Schneemassen mit sich bringen kann, ist kein Widerspruch zur globalen Erderwärmung, sondern hängt mit dem Eisverlust in der Arktis und der damit einhergehenden Abschwächung von Luftströmungen in der Stratosphäre zusammen, vermuten die Experten.
Dadurch kann sich der sogenannte Jetstream in Form eines Omegas ausbeulen und vermehrt stabile Omega-Wetterlagen über Europa entstehen lassen.
Ein Omega-Tief bedeutet langanhaltende Niederschläge, ein Omega-Hoch dagegen trockenes Wetter mit Hitzewellen im Sommer und Kälteperioden im Winter. Der Klimawandel führt aber nicht nur zu häufigeren Wetterextremen, sondern verschiebt auf längere Sicht auch die Jahreszeiten. In den vergangenen fünf Jahrzehnten begannen Frühling, Sommer und Herbst bei uns immer früher und dauern schon heute rund zwei Wochen länger, während der Winter immer kürzer wird. Für die Pferdehaltung bedeutet das, dass Außenflächen möglichst wetterfest gestaltet werden sollten.
Anti-Matschmöglichkeiten
Angesichts der länger werdenden Herbstphase mit milderen Temperaturen fallen die Niederschläge auch entsprechend länger als Regen. Örtlicher Starkregen oder tagelanger Dauerregen können vor allem lehmhaltige Naturböden schnell aufweichen. Grundsätzlich gilt, dass ein Matschauslauf immer noch besser ist als gar keiner, zumal nasser Lehmschlamm an sich nicht schädlich ist.
Problematisch wird Matsch nämlich erst, wenn er durch Pferdedung und Futterreste verunreinigt und durch Huftritte vermischt wird. Dann entsteht eine sauerstoffarme Umgebung, in der sich fäulniserregende Keime bilden, die wiederum zu Mauke und Strahlfäule führen können. Deshalb sollten Heureste und Pferdeäpfel täglich entfernt werden. Da das aber in tiefem Schlamm nur eingeschränkt gelingt, sollte man Pferden mit stundenweisem Auslauf vor dem Einstallen gründlich die Beine abspritzen.
Auf an Offenställen angrenzenden Paddocks ist Matsch aber nur akzeptabel, wenn ausreichend befestigte Ausweichflächen vorhanden sind. Solche Teilbefestigungen sollten direkt vor dem Stallgebäude sowie rund um Fress- und Tränkebereiche zum Beispiel mit Pflastersteinen oder Gitterplatten vorgenommen werden. Bei Offenställen, die in verschiedene Funktionsbereiche gegliedert sind, sollten zusätzlich etwa ein Meter breite Verbindungspfade aus Bodenrastern angelegt werden, die die Pferde in nassen oder frostigen Zeitspannen gerne wahrnehmen. Hierfür bietet der Fachhandel Paddockgitterplatten, die auch ohne aufwendigen und kostspieligen Unterbau verlegt werden können.
Eine probate Methode, um vermatschte Flächen zumindest temporär trockenzulegen, ist das Aufbringen einer 30 bis 40 Zentimeter Schicht aus Holzhackschnitzeln. Eine solch dicke Schicht bleibt auch bei hoher Belastung durch viele Pferde stabil, weil sich der Druck durch die Hufe vertikal im vermatschten Untergrund auf eine wesentlich größere Fläche als der Hufumfang verteilt. So wird das Pferdegewicht horizontal im Gefüge der Holzschnitzel aufgenommen und sinkt dadurch nicht ein. Voraussetzung ist allerdings, dass die Schnitzel unterschiedlich groß sind, sodass sie sich ineinander verzahnen und so einen stabilen Bodenbelag bilden können. Bei einer regulären Tretschichtstärke von etwa zehn Zentimetern ist aber auch bei Holzhackschnitzeln zwingend eine Trennschicht erforderlich, damit sich Naturboden und Schnitzel nicht vermischen. Generell nachteilig ist bei diesem Tretschichtmaterial, dass sich die Pferdeäpfel schlecht von den Schnitzeln trennen lassen. Außerdem verrotten die Schnitzel je nach Holzart mehr oder weniger schnell, sodass sie regelmäßig ausgetauscht bzw. nachgefüllt werden müssen.
Anti-Froststrategien
Von großem Vorteil der Holzhackschnitzel sind aber ihre Wasserabführung und -speicherung sowie Frostresistenz, sodass ein solcher Bodenbelag selbst bei Minusgraden nicht gefriert und den Pferden eine elastische Tretschicht bietet. Anders bei nassem Sand, der wird bei Frost genauso knüppelhart wie Matsch. Sind die Flächen stark zertreten, verwandeln sie sich zudem in Buckelpisten, die nicht selten für Sehnen- und Bänderschäden, ausgebrochene Hufe oder abgetretene Hufeisen verantwortlich sind.
Aus diesem Grund ist es bei Gitterplatten als Trennschicht ratsam, auf den Hauptlaufwegen und reinigungsintensiven Bereichen die Gitterwaben nur bündig mit Sand zu füllen sowie die übrigen Flächen mit Ausnahme des Wälzplatzes mit einer Sandschicht von maximal drei Zentimetern abzudecken. Bei einem Bodenaufbau mit beispielsweiser klassischer Schottertragschicht, Trennvlies und zehn Zentimeter hoher Sandtretschicht braucht es aber weitere Maßnahmen. Eine Möglichkeit zum Nulltarif: die aktuelle Wetterlage genau beobachten und die Flächen kurz vor dem Gefrierpunkt mit dem Bahnplaner glattziehen. Dann sind sie auch im ge-frorenen Zustand von den Pferden noch begehbar. Besser ist es, vor dem Abziehen Magnesiumchlorid aufzubringen, um das Einfrieren der Tretschicht zu verhindern. Das ist auch die einzige Option bei einem Offenstall-Paddock, auf dem die Pferde anders als bei stundenweise genutzten Ausläufen rund um die Uhr unterwegs sind und somit auch während der meist nächtlichen Einfrierphase noch Löcher in die Sandschicht treten. Die Hersteller empfehlen eine Menge von 500 Gramm pro Quadratmeter möglichst gleichmäßig zu verteilen. Das Magnesiumchlorid kann per Hand oder einer Schaufel aufgestreut werden, für größere Flächen ist die Aufbringung mit einem mechanischen Streuer sinnvoll. Neben seinem Frostschutz von minus zehn bis zwanzig Grad zieht Magnesiumchlorid auch Wasser von der Oberfläche in den Belag. Allerdings muss die Behandlung nach größeren Niederschlägen wiederholt werden, da das Magnesiumchlorid dann weggespült wird.
Anti-Schnee- und Eismethoden
Bei einer geschlossenen Schneedecke sind Ausläufe und Paddocks problemlos von den Pferden zu begehen. Ein Hufbeschlag sollte allerdings mit einem Aufstollschutz ausgerüstet sein. Befestigte Hartbodenflächen, Führwege und Boxenpaddocks sollten dagegen stets und zeitnah von Schnee befreit werden, weil sich der Schnee sonst durch Festtreten verdichtet und mit der Zeit eine Eisschicht bilden kann. Zwar passen sich Pferde erfahrungsgemäß schnell an die jeweiligen Bodenverhältnisse an und bewegen sich entsprechend langsam und vorsichtig, ein plötzlicher Aufreger kann jedoch gerade auf engem Raum besonders bei beschlagenen Pferden zum Wegrutschen führen. Da auch bei schmierseifenartigen Schneeresten Rutschgefahr besteht, sollte der Schnee möglichst komplett entfernt werden. Bei kleinen Flächen kann das mit Schneeschieber und Besen erledigt werden. Bei einer ganzen Paddockboxenreihe ist das händische Schneeräumen aber sehr zeit- und arbeitsaufwendig. Praktisch ist es deshalb, wenn die Trennelemente der Paddockeinfriedung schwenkbar sind, um das Schneeschieben etwa mit dem Hoflader und entsprechenden Anbaugeräten durchführen zu können. Nach dem Abtrocknen ist der Untergrund dann oftmals auch ganz ohne Abstreuen wieder gefahrlos nutzbar.
Anders verhält es sich bei überfrierender Nässe. Hier muss abgestreut werden. Besonders gefährlich sind Eisregen oder Blitzeis, die Hartbodenflächen und selbst profilierte Paddockmatten innerhalb von Minuten mit einer spiegelglatten Eisschicht überziehen. Ideal als tier- und umweltverträgliches Streugut sind Streusalzalternativen zum Auftauen beispielsweise auf der Basis von Ameisensäure oder Granulate aus Ton, Kalk, Bims oder Lava, die unmittelbar nach der Ausbringung einen sicheren Halt gewährleisten, da sie eine extrem abstumpfende und damit rutschhemmende Wirkung haben.
Zusätzlich nehmen diese Granulate bei einsetzendem Tauwetter Schmelzwasser auf und können damit überfrierende Nässe vermindern. Nach dem Einsatz können solche Materialien überdies dem Boden zugegeben und zum Beispiel auf Grasflächen ausgebracht werden. Hier führen sie zur Auflockerung des Bodens und dienen als Wasserspeicher. Salzfreies Streugut erkennt man im Handel am Umweltzeichen „Blauer Engel“.
Text und Foto: Dipl.-Ing. Romo Schmidt