Warm, weich, trocken

Einstreu 2.0

Früher war vielleicht nicht alles besser, aber einiges zumindest einfacher. Ging es um die Wahl einer Einstreu, musste man eine einfache Entscheidung treffen: Nahm man Stroh – oder doch besser Stroh? Verglichen mit der heute verfügbaren Auswahl an Einstreu war die Produktpalette sehr überschaubar. Inzwischen hat sich viel getan, und neben einer großen Auswahl an Einstreumaterialien kann der Pferdehalter heute auch unter einer breiten Produktpalette an möglichen Bodenbelägen wählen. Kalter Beton und darauf eine müffelnde Strohmatratze? Nix da! Das können wir besser!

Lange Zeit war Stroh der Goldstandard in der Pferdehaltung: meist regional verfügbar, preisgünstig, gut zu lagern und zu entsorgen. Lediglich chronisch hustenkranke Pferde mit nachgewiesener Stauballergie und zu Verstopfungskoliken neigende Pferde wurden auf alternativer Einstreu aufgestallt, in diesem Fall Holzspäne.
Doch nun ist, fast unbemerkt, aus dem einstigen Abfallprodukt ein gesuchter Rohstoff geworden: Nicht nur wird Stroh als Baustoff und Dämmstoff im Hausbau eingesetzt, es hat inzwischen auch einen festen Platz in der Energiegewinnung über Strohheizkraftwerke, wird zur Erzeugung von Biomethan eingesetzt oder zu Strohpellets weiterverarbeitet. Die Preise steigen, die regionale Verfügbarkeit nimmt ab. Kommen dann noch Ernteausfälle hinzu, sind Engpässe programmiert. Hinzu kommt: Das Stroh heute unterscheidet sich von dem früherer Tage, seine Eigenschaften haben sich durch Züchtung und infolge veränderter Erntemethoden teils grundlegend und bezüglich der Verwendung als Einstreu zum Nachteil geändert. Nicht nur aus diesen Gründen stellen Pferdebetriebe zunehmend auf Alternativen um.

Ökonomisch & ökologisch sinnvoll?

Bei der Umstellung auf alternative Einstreu wird nicht einfach Stroh durch ein anderes Produkt ersetzt – es entstehen teils völlig andere Arbeitsabläufe, Nährstoffkreisläufe und Kostenstrukturen. Der Einsatz von Stroh dagegen basiert auf langjährig eingespielten Mechanismen: Der Bauer von nebenan liefert das Stroh, es wird in der Scheune gestapelt, verbraucht, danach zur Kompostierung zwischengelagert und nach der Verrottung wieder ausgebracht, also dem Nährstoffkreislauf zugeführt. Alle notwendigen Gerätschaften sind vorhanden, alle Abläufe darauf abgestimmt. Stroh ist/war in weiten Teilen eine „Einstreu der kurzen Wege“.
Führt man alternative Einstreu ein, muss umgedacht werden:
• Alternative Einstreu wird häufig über lange Wege, teils aus dem Ausland eingeführt, was Ressourcen verbraucht und Transportkosten verursacht,
• sie ist teils aufwändig verpackt, es fällt also im Vergleich zu Stroh viel Verpackungsmüll an,
• für den Einsatz kann nicht immer auf vorhandene Gerätschaften zurückgegriffen werden,
• manchmal sind andere Arbeitsabläufe notwendig,
• für die Entsorgung der verschmutzten Streu müssen oft neue Abnehmer gefunden werden,
• in manchen Stallungen wird sogar nicht einfach eine Einstreu durch eine andere ersetzt, sondern die gesamte Aufstallung geändert (etwa ein anderer Bodenbelag verlegt).
Weitere Faktoren kommen hinzu: So etwa ändert sich die Kapazität der Lagerfläche, die für Einstreu vorgehalten werden muss, da das Volumen ein anderes ist. Die Kompostierung verläuft anders, auch die Kapazität der Dunglagerstätte muss vielleicht verändert werden. Manchmal sind zusätzliche Arbeitsschritte wie etwa das Einfeuchten der Einstreu einzuplanen und dafür entsprechende Gerätschaften vorzuhalten. Kurz: Vieles gilt es zu bedenken und in das „Gesamtpaket“ einzukalkulieren.

Einstreu-Alternativen

Was muss eine gute Einstreu in der Pferdehaltung leisten? Meist stehen diese Eigenschaften im Vordergrund – Einstreu sollte vor allem
• eine sichere Lauffläche und
• warme, weiche Liegefläche bieten sowie
• für Pferde unschädlich sein,
• möglichst viel Flüssigkeit aufnehmen und binden,
• Gerüche weitgehend neutralisieren,
• nicht zu Schimmelbildung, Fäulnis und Schädlingsbefall neigen, sie muss außerdem
• gut zu lagern, zu bearbeiten und zu entsorgen und nicht zuletzt
• möglichst preisgünstig sein.
Die auf dem Markt verfügbaren alternativen Produkte unterscheiden sich mit wenigen, eher exotischen Ausnahmen in einem grundlegenden Merkmal von der traditionellen Stroheinstreu: Sie sind nicht als Raufutter geeignet. Der Pferdehalter muss also andere Wege gehen, seine Pferde mit gesundem, die Langeweile bekämpfendem und die Verdauung unterstützendem Knabberzeug für Zwischendurch zu versorgen – immer mal wieder an der Einstreu naschen geht jetzt nicht mehr.

Einstreu-ABC

Die Handhabung der modernen Einstreu-Alternativen unterscheidet sich von Produkt zu Produkt: Wie hoch wird eingestreut? Wie wird nachgestreut? Wird die frische Einstreu zusätzlich mit Wasser benetzt? Wie hoch ist der Verbrauch? Diese und weitere Fragen haben auch Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit, insbesondere auf die reinen Kosten und den Arbeitsaufwand.

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