Pferdegerechte Haltung von Oktober bis März

Gesund und munter in den Herbst

Damit unsere American Quarter Horses gesund und fit durch die kalte Jahreszeit kommen, sollten auch im Winter eine möglichst artgerechte Haltung und Fütterung sowie Bewegungs- und Trainingsmöglichkeiten gewährleistet werden. Fachautor und Diplom-Ingenieur Romo Schmidt gibt praxisnahe Tipps, wie die Haltung optimiert werden kann.

Gerade in langen Winternächten kommt es häufig zu deutlich längeren Fresspausen über die von Futterexperten empfohlenen vier Stunden hinaus. Das erhöht das Risiko von Magengeschwüren, Koliken und Verhaltensstörungen. Abhilfe schaffen hier Slowfeeder, die es mittlerweile in zahlreichen Varianten gibt und die im Idealfall die Fresszeiten mehr als verdoppeln können. Noch besser: Automatisierte Fütterungssysteme, mit denen sich mittels Zeitschaltung oder Computersteuerung leitlinienkonforme Fütterungsintervalle erreichen lassen.

Entschleunigt fressen: Slow Feeder

Werden so genannte Slow Feeder in der Heufütterung eingesetzt, verlängert sich die Fresszeit der Pferde um bis das Doppelte. Damit entsteht – über die Erhöhung der Kauschläge – nicht nur ein besseres Sättigungsgefühl, sondern auch der Verdauungstrakt des Pferdes wird „arttypischer“ bedient und damit vielen Erkrankungen rund um Magen und Darm ein Riegel vorgeschoben. Durch die Erhöhung der Kauschläge wird vermehrt Speichel produziert und somit findet nicht nur eine verbesserte Vorverdauung statt, auch Geschmacksstoffe lösen sich besser (erhöhter Genuss), pathogene Keime werden vermindert sowie ein optimales Milieu im Magen geschaffen.
In den letzten Jahren wurden in Ergänzung zu den typischen Heunetzen vermehrt Slow Feeder entwickelt, die eine weitgehend verletzungssichere Alternative bieten und die natürliche Fresshaltung der Pferde fördern. Auch automatisierte Raufen in der Auslaufhaltung, die immer nur kurze, dafür aber viele Zeitfenster zur Futteraufnahme bieten, kommen dem natürlichen Fressverhalten der Pferde entgegen.

Automatisierte Fütterung bringt Vorteile

Ob mechanisiert oder Computer gesteuert, die automatisierte Fütterung bringt viele Vorteile. Nicht nur dass die Gabe von Kraftfutter entsprechend der gesunderhaltenden Nahrungsaufnahme über den Tag verteilt in mehreren kleinen Portionen stattfinden kann, sondern auch, was die Stressbelastung des Pferdes betrifft.
In einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover („Stressbelastung bei Pferden in Abhängigkeit des Haltungssystems“ von Dr.med.vet. Simone Niederhöfer) wurde die Stressbelastung bei Pferden bei manueller Kraftfuttervergabe mit der Stressbelastung bei Fütterung durch Futterautomaten verglichen. Vor allem in der Einzelhaltung wurde die Stressbelastung durch Futterautomaten und der damit verbundenen Möglichkeit der Verabreichung der Futterration in vielen kleinen Portionen reduziert.
Bei einigen Futterautomaten befinden sich in den angeschlossenen Behältnissen einzelne Kammern, die sogar eine Mischung von zwei bis mehreren Futterkomponenten ermöglichen. Die ständige Optimierung der Systeme für automatisierte Fütterung, angepasst an modernste Studienergebnisse sorgt nicht nur für Zeitersparnis für das Stallpersonal, sondern auch für die Gesunderhaltung – physisch wie mental – der Pferde.

Ausreichend Wasser rund um die Uhr!

Sehr wichtig ist auch die Wasserversorgung bei Minusgraden. Das vorwiegend trockene Futter bedingt einen relativ hohen Wasserbedarf. Wird in frostigen Nächten das Wasser vorsichtshalber abgestellt, damit die Rohre keinen Schaden nehmen, drohen Verstopfungskoliken. Ein frostsicheres Tränkesystem nimmt verantwortungsvollen Pferdehaltern diese Sorge ab. Der Fachmarkt hat für jeden Zweck und Geldbeutel die passende Möglichkeit im Angebot.

Frische Luft hält gesund

Auch in der kalten Jahreszeit ist die Haltung in Paddockboxen den geschlossenen Stallungen vorzuziehen. Die Ursachen für den typischen „Winterhusten“ sind nicht etwa die niedrigen Temperaturen oder vermeintliche Zugluft mit Erkältungsgefahr, sondern die oft belastenden Haltungsbedingungen durch Stäube, Schadgase und hohe Luftfeuchtigkeit. Das belegt auch die Tatsache, dass Atemwegserkrankungen bei freilebenden Wildpferden selbst unter widrigen Witterungsbedingungen praktisch nicht vorkommen. Unsere Hauspferde werden im Herbst zumeist aufgestallt, stehen den Winter über länger und dichter im Stall und sind so vermehrt Risiken für eine Atemwegserkrankung ausgesetzt. In erster Linie betrifft das die Luft, die die Pferde einatmen müssen. Deren Qualität ist maßgeblich von der Unterbringung abhängig. Die sensiblen Atemwege des Pferdes sind zur Gesunderhaltung dringend auf die ständige Zufuhr von Frischluft angewiesen, was in einem geschlossenen Stall mit oft unzureichender Belüftung nicht gewährleistet werden kann und den Pferden buchstäblich den Atem raubt.

Rechenbeispiel in Sachen Luft

Ein Pferd atmet acht bis zwölfmal in der Minute. In Ruhe beträgt das Luftvolumen eines Atemzugs beim Großpferd rund fünf Liter. Das sind etwa 60 Liter pro Minute und fast 100.000 Liter pro Tag. Stehen zum Beispiel 30 Pferde im Stall, beträgt der tägliche Luftbedarf rund drei Millionen Liter.

Raus, raus, raus!

Jedes Pferd benötigt täglich mehrere Stunden freien Auslauf, der nicht durch kontrollierte Bewegung unter dem Sattel oder Kleinausläufe vor Paddockboxen ersetzt werden kann. Von besonderer Bedeutung ist die tägliche Bewegung heranwachsender Pferde, da viele spätere Erkrankungen der Gliedmaßen auf Bewegungsmangel in der Aufzucht zurückzuführen sind.

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Foto: A. Krappweis