Zwillingsfohlen Tim & Struppi
Überraschung bei Kim Wasser auf Gestüt Hausgrund
Die Geburt von Zwillingsfohlen ist in der Pferdewelt eine sehr seltene und zudem riskante Sache. Völlig überraschend und trotz mehrmaliger Ultraschallkontrolle der Mutterstute kamen bei Kim Wasser im Bergischen Land dieses Jahr gleich zwei Pferdebabys auf die Welt, von denen wir berichten wollen.
Gedeckt wurde die AQH-Stute Miss Cody Jac erst Anfang Juli 2020, also recht spät im Jahr, da sie zuvor aufgrund eines Unfalls resorbiert hatte. Mit nur einem „Schuss“ des SSA-Hengstes Undercover Spook wurde Jacky dann doch noch tragend für 2021. „Aufgrund der ersten Resorption haben wir sie regelmäßig per Ultraschall untersucht, aber eine Zwillingsträchtigkeit ließ sich zu keinem Zeitpunkt erkennen“, so die erfahrene Züchterin Kim Wasser, „umso größer war natürlich nach fünf Wochen Nachtwache die Überraschung, dass plötzlich zwei Fohlen im Stroh landeten“.
Auf Gestüt Hausgrund werden die tragenden Stuten mit einem Birth-Alarm-Gurt und über Kameras überwacht, damit Kim sofort zur Stelle sein kann, sobald es losgeht. „Jacky hatte ab dem 290. Trächtigkeitstag bereits massive Geburtsanzeichen, deshalb habe ich bei ihr besonders früh mit der Überwachung angefangen“, erklärt Kim. Über fünf lange Wochen bereitete die Stute der engagierten Züchterin schlaflose Nächte, da sie sich immer wieder hinlegte, ohne dass sich etwas tat. In der eigentlichen Geburtsnacht dagegen stand Jacky beharrlich. Getrieben von einer vielen Züchtern bekannten inneren Unruhe war Kim dennoch besonders wachsam. „Man bekommt ja irgendwann eine sehr feine Intuition in gewissen Dingen und an diesem Morgen war ich dafür mehr als dankbar“, so Kim. „Ich bin aufgewacht und habe sofort in die Kamera geschaut und da war das erste Fohlen schon da. Innerhalb von wenigen Minuten waren wir im Stall und als ich an der Box ankam, lag da noch ein zweites Fohlen.“
Wie jeder Züchter nachvollziehen kann, waren Kim und ihr Mann mehr als erleichtert, dass sowohl die beiden Fohlen fit und lebensfähig waren als auch Jacky die Geburt gut überstanden hatte. Zwillingsgeburten sind bei Pferden extrem selten und häufig sind die Fohlen sehr schwach und unterentwickelt. „Ich habe schon viele, viele Pferdegeburten erlebt, aber noch keine Zwillingsgeburt, insofern war das auch für uns Neuland“, schildert Kim die außergewöhnliche Situation.
Das größere der beiden Fohlen – Tim – erblickte zuerst das Licht der Welt. Allerdings riss die Nabelschnur nicht wie üblich, sondern musste nach der Geburt des etwas kleineren Struppi vom Tierarzt durchtrennt werden. „Die Nabelschnur war so fest, wir haben sie einfach nicht abbekommen,“ erzählt Kim, „Deshalb dauerte bei Tim auch das Aufstehen und Laufen ein wenig länger, während er kleine Struppi putzmunter ganz schnell auf den Beinen und am Euter der Stute war.“ Alle Vitalfunktionen der beiden neuen Erdenbürger waren, dies bestätigte dann auch der Tierarzt, super.
Leider ging es nicht ganz so glatt weiter, denn schon in der ersten Nacht verletzte sich das kleinere Pferdebaby Struppi zwischen den Hinterbeinen. „Die beiden Fohlen lagen sehr dicht beieinander“, so Kim, „und wahrscheinlich hat Tim Struppi dann beim Aufstehen unglücklich gestreift und dabei eine größere Wunde zugefügt.“ Die zehn Zentimeter lange und fünf Zentimeter breite Wunde musste unter Sedierung versorgt und genäht werden. „Die Narkose hat den Kleinen merklich nach hinten geworfen und er hatte dann doch ordentlich zu tun, um wieder in Gang zu kommen“, erzählt uns Kim, die in der Folge intensive 24/7-Betreuung mit zwei Infusionen pro Tag übernahm. Erst am dritten Tag ging es Struppi dann deutlich besser.
„Insgesamt merkt man schon einen Unterschied in der Entwicklung der beiden“, resümiert die erfahren Züchterin nach sechs Wochen. Der erstgeborene Tim ist zwar etwas zarter und kleiner als die anderen Fohlen, entwickelt sich aber ganz normal wie jedes andere Fohlen auch, während Struppi ein wenig länger für alles braucht. „Schließlich war er zum Zeitpunkt der Geburt gerade mal so lebensfähig“, gibt Kim zu bedenken. Aber auch dieser kleine Kämpfer entwickelt sich gut und seine Wunde ist mittlerweile vollständig verheilt.
„Wenn jetzt nichts mehr dazwischen kommt“, wagt Kim zu prognostizieren, „habe ich beide soweit über den Berg und kann die Zeit mit ihnen einfach nur genießen!“
Text: Friederike Fritz, Foto: Pamela Schuppner