Tierschutz ganz praktisch
Je pferdegerechter, desto besser
Im Artikel „Tierschutz: Das Leben & Wohlbefinden schützen“ aus dieser Ausgabe (S. 56) unter Paragraph 2 des Tierschutzgesetzes steht deutlich, welche Anforderungen an jede Pferdehaltung gestellt werden. Wie diese allerdings in der Praxis umzusetzen sind, erläutern andere Regelwerke, Handbücher etc. Viel wurde in den letzten Jahren von der Industrie dafür getan, dass Pferde artgerechter gehalten werden können und der Pferdehalter diesbezüglich Entlastung erfährt. Hier einige Praxistipps.
Der Stall: modern und pferdegerecht
Boxen-, Paddock-, Auslaufhaltung – vieles ist heutzutage möglich. Welche Haltungsform für seinen Vierbeiner die passende ist, entscheidet jeder Pferdebesitzer selbst. Sowohl Boxenhaltung als auch 24-Stunden-Auslaufhaltung können pferdegerecht sein – oder eben auch nicht. Immer spielen Art und Weise der praktizierten Haltungsform die entscheidende Rolle. Oder möchte ernsthaft jemand behaupten, eine ausreichend große, helle und luftige Box bei mehreren Stunden Auslauf und Bewegung sei ein Fall für den Tierschutz, während tagelang im Regen auf einem matschigen Auslauf dahin vegetierende Ponys das große Los gezogen haben?
Fakt ist: Professionelle Stallbauer haben sich viele Gedanken über pferdegerechte Haltung gemacht und so kann ein 3×3-Meter Boxenkasten von früher nicht mehr mit einer modernen, großen Pferdebox verglichen werden, die Sozialkontakt und Bewegungsfreiraum bietet. Wichtig ist jedoch, dass alte Ställe ihr Konzept überdenken und in eine pferdegerechte Zukunft investieren. Das kostet Geld und ja, eventuell kann hinterher nicht mehr die gleiche Anzahl Pferde eingestallt werden. Aber wenn der Druck von Einstellern wächst und diese die Veränderungen zugunsten ihrer Pferde honorieren, ist aktuell ein guter Zeitpunkt für Investitionen.
Trocken, elastisch, isolierend: der Stallboden
Muffige Mistmatratzen und nasse Späneboxen sind alles andere als arttypisch, denn in der freien Natur sucht sich das Pferd zum Ruhen einen weichen, trockenen Platz. Auch beim Verweilen – und nichts anderes ist ja das Aufstallen – legt es Wert auf einen ebenmäßigen, elastischen Untergrund bei guter Belüftung. Kein Pferd würde sich freiwillig über einen längeren Zeitraum auf eine Steinplatte stellen. So pflegeleicht Beton oder Pflasterboden sind, wirklich pferdegerecht sind sie nicht. Vor allem, wenn an der Einstreu gespart wird, leiden Gelenke, Muskulatur und Atemwege. Moderne Kunststoffböden und Weichbetten sorgen für pferdegerechten Komfort und können auf bestehende Böden gelegt werden. Wieder eine Investition, die sich lohnt, denn hier kann der Stallbetreiber wirklich sparen – an der Einstreu nämlich, die nur noch zur Aufnahme von Urin, nicht aber als Polster benötigt wird.
Schlammschlacht oder Wüste?
Was für den Innenraum gilt, trifft grundsätzlich auch für Ausläufe und Paddocks zu. Natürlich schadet es keinem Pferd, wenn es mal im Matsch steht. Aber: Dauerhafter Aufenthalt auf vermatschen, nassen, ungepflegten Ausläufen ist alles andere als pferdegerecht. Miese Hufqualität, Strahlfäule, Mauke sind die unschönen und vor allem gesundheitsschädlichen und damit letztlich auch tierschutzrelevanten Folgen, die zum Beispiel durch modernen Paddockbau vermieden werden können. Auch hier lohnt sich die Investition, da nicht nur die Pferdegesundheit davon profitiert, sondern auch Arbeitsabläufe optimiert und die Paddocks ordentlich gereinigt werden können.
Wind und Wetter trotzen
Wie oft sieht man gerade in den Sommermonaten im Vorbeifahren ganze Gruppen von Pferden schutzlos der Sonne ausgeliefert und mit tränenden Augen voller Fliegen auf der Weide stehen. Häufig wird vergessen, dass Pferden stets ein Witterungsschutz zur Verfügung stehen muss. Und das gilt im Winter gegen Kälte, Wind und Nässe ebenso wie im Sommer, wo es eher Hitze, Sonneneinstrahlung, aber auch der Ansturm von Insekten ist, vor dem sich die Pferde zurückziehen können müssen. Mobile Weidehütten Panelzelte mit Planendächern und Windschutznetze – die Auswahl ist riesengroß und bezahlbar – können überall dort aufgestellt werden, wo ein fester Unterstand oder natürlicher Witterungsschutz (Hecken, Bäume etc.) fehlt. Selbst ein Sonnensegel zwischen Bäumen verspannt kann bereits großen Nutzen bringen.
Wasser und Futter in einwandfreier Qualität
Auch in Sachen Ernährung und verhaltensgerechter Fütterung kann viel getan werden, um den Tierschutzgedanken weiter zu spinnen. Natürlich geht es in erster Linie darum, dass das Pferd mit ausreichend Wasser und Nahrung versorgt wird. Ein gewisses Plus bieten statt fliegenumschwärmter Plastikwannen moderne Tränken, die mit einer Schwimmertechnik ausgestattet sind und stets sauberes und im Idealfall fließendes Wasser bereithalten. Im Sommer kann das Wasser nicht abstehen und veralgen, im Winter bleibt es frostfrei.
Raufutter satt und im Idealfall rund um die Uhr spielt bei der pferdegerechten Haltung eine große Rolle. Aber auch die Fütterungstechnik – kleine Portionen über den Tag verteilt und möglichst lange Fresszeiten – spielt mit dem wachsenden Bewusstsein der Pferdehalter eine immer größere Rolle. Hier bieten automatisierte Fütterungssysteme sowohl in Sachen Kraft- als auch Raufutter für alle Haltungssysteme einen enormen Nutzen für Pferde und Betreiber gleichermaßen.
Pferdegerechter Zaunbau
Okay, über Stacheldraht müssen wir hier nicht mehr reden. Dennoch: Viele Weidezäune verdienen ihren Namen nicht. Mangelhafter Zaunbau sorgt landauf, landab für Tausende unnötige Weideverletzungen in den Sommermonaten. Hinzu kommt das erhöhte Ausbruchrisiko. Doch artgerechte Haltung hört nicht am Weidetor auf! Hier muss der Pferdehalter für die notwendige Sicherheit sorgen und das bedeutet: stete Kontrolle des – hoffentlich – durchdachten, professionellen Weidezauns. Nie war es so einfach, einen gut leitenden Elektrozaun zu bauen, sei es als Ergänzung zum Festzaun oder als mobiler und dennoch stabiler reiner E-Zaun. Mit T-Pfosten und passenden Isolatoren, entsprechenden stromführenden Seilen und Bändern sowie einem schlagkräftigen Weidezaungerät ist das alles mühelos machbar. Und wer es ganz bedienungsfreundlich haben möchte, installiert ein Weidezaungerät mit Solar-Panel, das er über eine App kontrollieren kann. Eine zeitgemäße Investition zugunsten der wertvollen Vierbeiner und im weitesten Sinne in Sachen Tierschutz!
Text: Friederike Fritz, Foto: Katharina Paulik