Power für die Muskeln
Training und Fütterung gehen Hand in Hand
American Quarter Horses sind – ganz klar – Spezialisten in Sachen Rancharbeit und Turnierdisziplinen, bei denen es zur Sache geht. Dazu wurden und werden sie in der Mehrzahl seit Generationen gezüchtet, und deshalb beeindrucken die meisten Vertreter dieser Rasse auch durch ihre imposante Grundmuskulatur. Wie diese Muskulatur leistungsfähig und einsatzbereit bleibt und Stück für Stück funktional aufgebaut werden kann, hängt maßgeblich von Training und Fütterung ab.
Die Größe der Muskelfasern und die Anteile der verschiedenen Muskelfasertypen sind in jeder Pferderasse genetisch bedingt, so auch beim American Quarter Horse. Nur durch intensive Auslese und durchdachte Zucht über Jahrzehnte erhielt es seine beeindruckende Hinterhand und die starken Muskeln, deutlich erkennbar z. B. an der mächtigen Hinterhand, der breiten Brust sowie an den Ellbogen und den Gaskins. Letztere befinden sich oberhalb der Sprunggelenke und werden von Fans der Rasse liebevoll „Höschen“ genannt. Das Ergebnis ist dank eben jener Muskulatur ein leistungsbereites Kraftpaket, das reaktionsschnell vielfältige Aufgaben unter seinem Reiter erledigen kann.
Die Faser macht den Muskel
Dabei ist Muskel nicht gleich Muskel; es gibt verschiedene Muskelfasertypen – Typ I, Typ IIA und Typ IIB –, eingeteilt unter anderem nach ihrer Kontraktionsgeschwindigkeit. Während Typ I, salopp ausgedrückt, eher die Bedürfnisse des Marathonläufers – im vierbeinigen Fall Distanzpferdes – bedient und über Stunden lockerlässig seinen Dienst schiebt, sorgt Typ IIB dafür, dass der Sportler in kürzester Zeit zu absoluter Höchstleistung aufläuft – wie zum Beispiel ein Reining- oder Working Cowhorse-Pferd. Allerdings ist dieser Zustand der „Hochspannung“ nicht lange haltbar. Typ IIA ist quasi der gute Allrounder, der über längere Zeit solide Muskeltätigkeit mit moderatem Kraftaufwand erbringen kann.
Für die Vererbung und damit letztendlich auch für die Zucht gilt: Das Leistungsspektrum eines Pferdes für verschiedene Anforderungen hängt maßgeblich vom erblich veranlagten Anteil des jeweiligen Muskelfasertyps ab.
Durch Training lässt sich die Anzahl eines bestimmten Muskelfasertyps nicht erhöhen, gezieltes Training erhöht nur die Stärke der einzelnen Muskelfasern. Heißt im Klartext: Während ein ausdauerndes „Typ I/IIA-Pferd“ selten ein reaktionsschneller und –starker Cutter (wohl aber ein zuverlässiges Ranchpferd für lange Strecken) werden wird, geht dem hoch spezialisierten Reiner bei Kilometer X die Puste aus.
Denn: Je nach Einsatz, also ob es ein lockerer Trab durch den Wald ist oder ein rasanter Spin, werden unterschiedliche Muskelfasern innerhalb des Muskels angesprochen, weil je nach Tätigkeit nicht jede Faser volle Leistung bringen muss.
Für die Vorstellung in der Halter dürften lediglich die Muskelfasern des Typs I aktiv sein, während Typ IIA und IIB auf ihren Start in der Ranch Riding oder gar Reining warten.
Muskeln und Training?
Jeder Jogger weiß, dass im Training unterschieden wird zwischen dem aeroben und dem anaeroben Bereich. Da im aeroben Bereich die benötigte Energie größtenteils aus Sauerstoff gewonnen und dabei Fett abgebaut wird, leisten die Muskeln in diesem Bereich locker-lässig und nahezu ermüdungsfrei ihren Dienst. Lange Ausritte in zügigem, aber gleichmäßigem Schritt oder Trab spiegeln dies am besten wider.
In den anaeroben Modus schalten Mensch und Pferd um, wenn dann doch irgendwann die Puste ausgeht (zum Beispiel am steilen Berg) oder plötzlich Geschwindigkeit und Reaktionsschnelle gefordert sind. Anaerob bedeutet, dass der Körper seine Energie ohne Sauerstoff gewinnt, was für den Stoffwechsel wesentlich anstrengender ist. Dann geht’s an die Substanz, unter Höchstleistung werden im Gewebe Glukose und Eiweiß abgebaut. Muss das Pferd zudem längere Zeit Arbeit im anaeroben Bereich leisten, was im Wettkampftraining meist der Fall ist, sind in der Folge Reparaturarbeiten im Zellgewebe angesagt: Mikrokleine Muskelfaserrisse müssen behoben werden, aber auch der bei der Gewinnung von Glukose und Protein aus dem Muskelgewebe anfallende Harnstoff muss über die Nieren ausgeleitet werden. Ein Kraftakt für den Organismus, der Zeit braucht.
Muskelwachstum mit durchdachtem Training
Deshalb ist es so wichtig, der Muskulatur unter dem Training Zeit zu lassen. Das heißt: Nach jedem gezielten Muskelreiz (= Training) muss eine entsprechend lange Ruhephase folgen. War an dem einen Tag handfestes Manövertraining fällig, reicht am Folgetag lockeres Longieren oder ein entspannter Ritt ins Gelände. Danach …
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Text: Friederike Fritz, Foto: Adrian Bozai