„Herzlich willkommen in Kreuth!”

Rekordstarterzahlen bei den Bayerischen Meisterschaften der VWB

Die Freude war riesengroß, dass vom 12.-16. August die Bayerischen Meisterschaften der VWB stattfinden konnten. Wochenlange Vorbereitungen lagen hinter den Veranstaltern, als es am ersten Turniertag endlich wieder hieß „Herzlich willkommen in Kreuth!“

Trotzdem war es anders als sonst. In allen Hallen galt Maskenpflicht und die Sitzplätze in der Ostbayernhalle waren limitiert. Ebenso lautete dasGebot, die Abstandsregeln zu beachten und die sozialen Kontakte auf das Notwendigste zu reduzieren. Zuschauer waren während der kompletten Veranstaltung nicht zugelassen. Die Teilnehmer ließen sich den Spaß aber nicht verderben und waren glücklich, endlich zeigen zu können, wofür sie die ganzen Monate trainiert hatten.
Mit einer Rekordzahl von 380 genannten Pferden wurde doch sehr deutlich, dass alle die Turniersaison herbeigesehnt hatten. Volle Tage lagen also vor den Richtern Susanne Haug, Doug Allen, Sylvia Katschker, Sylvia Eigler, Laura Faris und Vreni Schmid. Da die Bayerische Meisterschaft um einen Tag verkürzt werden musste, konnte das bewährte System mit je zwei Starts in den AQHA-Shows nicht durchgeführt werden. Um den Teilnehmern trotzdem die Möglichkeit zu bieten Punkte zu sammeln, wurde stattdessen eine 4-fach Show angeboten, bei der alle vier AQHA Richter gleichzeitig in der Arena waren. Dazu gab es NRHA und NSBA Klassen sowie das volle Programm in den VWB Klassen, wo auch die Bayerischen Meister ermittelt wurden.

Golden Series Champions wurden direkt ermittelt

In den Golden Series Klassen der Bayerischen Meisterschaft wurde ein Gesamtpreisgeld von 14.000 Euro ausgeschüttet. Da keine Vorläufe stattfinden konnten, wurden die Klassen als in sich geschlossene Klassen angeboten und direkt der Champion ermittelt. Ausgeschrieben waren Trail, Limited Trail, Pleasure, Showmanship, Horsemanship, Reining und Ranch Riding. Pleasure und Reining waren wie immer der Jugend und den Amateuren vorbehalten.

Eigens geschaffener Jungpferde-Cup

Eine erweiterte Startmöglichkeit gab es für Jungpferde, die noch nicht unter dem Sattel vorgestellt wurden. Ein extra geschaffener Jungpferde-Cup lockte mit einem attraktiven Preisgeld von je 1.000 Euro in den Klassen Showmanship, Longe Line und Trail In Hand. Das beste Pferd aller drei Klassen war Only Velvetational, ein dreijähriger schwarzer
QH-Wallach, vorgestellt von seiner Besitzerin Patricia Faust. Das Team konnte sich über eine schöne Trophäe aus Glas freuen.
Dank der Ferien stießen auch die Jugendklassen auf sehr hohe Resonanz. Mit Starterzahlen von zehn bis 20 Teilnehmern konnten sich diese durchaus sehen lassen.

In der VWB Horsemanship gingen

15 Jugendliche an den Start. Lena Reim mit Brioni Boon sicherte sich nicht nur den Sieg, sondern auch die Schärpe und den Titel Bayerischer Meister Horseman-ship Jugend. 19 Jugendliche waren für den VWB Trail Jugend gemeldet und 14 Teilnehmer beim VWB Trail Novice Jugend. Beide Siege und somit beide Bayerische Meistertitel gingen hier an Lea Tanner und Harley Invitation.

Reining erneut stärkste Klasse

Die fast schon traditionell stärkste Klasse war die VWB Reining Offen mit 68 Startern. Als Sieger gingen hier Emanuel Ernst und Wimpys Al Paccino BB hervor. Das Duo wurde damit auch Bayerischer Meister Reining Offen. Jan Niklas Barre und RR Party Of One gingen in der zweitgrößten Klasse mit 62 Teilnehmern an den Start und konnten sich dort den Titel Bayerischer Meister Trail Offen sichern. Den Turnier High Score bekam Nina Leiner mit Loves To Lope im AQHA Trail Open. Mit sagenhaften 78.5 Punkten wurde ihr Ritt von Richter Doug Allen honoriert.

Lea Henzgen schafft unglaubliches Triple

Dieses Jahr ist alles anders, auch die Golden Series. Normalerweise besteht die Series aus zwei Vorläufen und einem Finale, welches während der Bavarian Summer Show ausgetragen wird. Mit Absage von Spring Classic und Bavarian Summer Show sowie Verschiebung der Bayerischen Meisterschaften fielen die Vorläufe und das Finale zur Golden Series aus. Aus diesem Grund wurde während der Bayerischen Meisterschaft eine unabhängige Seriesklasse mit Preisgeld angeboten.
Ein unglaubliches Triple landete dabei Lea Henzgen mit Under The Influence. Die Siege in den Klassen Horsemanship, Showmanship und Trail gingen auf das Konto des erfolgreichen Duos. Lea trainiert seit 2012 mit Dasi Jablonowski, mit deren Unterstützung sie auch 2013 „Madonna“ in USA bei Highpoint kaufte. „Madonna hat mich definitiv viel gelehrt. Man kann sie nicht zu irgendetwas „forcen“, das muss gemeinschaftlich passieren und ich muss eher „fragen“, „ erzählt Lea. Dabei ist Madonna ein extrem talentiertes Pferd und bietet sich in fast allen Allround-Klassen perfekt an. Fast scheint es, als wäre es für sie spielerisch leicht. Nachdem Lea in den letzten fünf Jahren aufgrund ihres Studiums statt einem konstanten Training eher nur ein „quick fix Programm“ auf der Show durchlief, ist sie nun froh, dass sie die letzten Monate wieder kontinuierlich reiten konnte. Und das hat sich bei den Bayerischen Meisterschaften ausgezahlt. „Bin so unfassbar happy über die Ergebnisse und am meisten freue ich mich eigentlich, dass nicht nur die Platzierungen so gut waren, sondern dass ich bis auf vielleicht die eine oder andere Kleinigkeit ein unfassbar gutes Gefühl in allen drei Runs hatte.“
Beinahe wäre der Turnierstart allerdings zum Desaster geworden, war Lea doch glatt ohne ihre kompletten Showoutfits nach Kreuth gereist. Ein Dank an dieser Stelle an ihren Bruder Aaron, der den weiten Weg nach Kreuth auf sich nahm und seiner Schwester die Outfits brachte. Mit ihrem zweiten Pferd Definately A Hottie wurde sie Bayerischer Meister Showmanship Amateur, Bayerischer Vizemeister Pleasure Amateur und VWB Amateur Allround Champion.

Jugendliche und Amateure stark dabei

Die Series Pleasure ist ausschließlich für Jugendliche und Amateure ausgeschrieben und wird trotzdem auf sehr hohem Niveau geritten. Zwölf Reiter maßen sich hierbei miteinander unter den kritischen Augen der Richter. KM Herecomestrouble, vorgestellt von Alan Vincent, zeigte die beste Performance. Die fünfjährige Stute von RL best Of Sudden aus der legendären Blazinmytroublesaway ist im Besitz und Training von Karin Prevedel. Für die Saison 2020 bekam Alan die Chance, „Jamie“ in der Series Pleasure vorzustellen. „Sie ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit und ich habe mich immer sehr gut mit ihr verstanden“, erzählt Alan.
Ebenfalls nur Jugendliche und Amateure können in der Series Reining an den Start gehen. Hier hatte Winifred Mühr mit SR Smoke N Chex (Louie) die Nase vorn und durfte sich über die begehrte Trophy freuen. Winifred kennt Louie seit seiner Geburt und hat ihn als Jährling gekauft. Die Züchter von Louie, Stefani und Reinhard Orth, haben bereits zwei Vollgeschwister großgezogen, die sich immer talentiert und ehrlich in Training und Show zeigten, was sich Winifred von SR Smoke N Chex ebenfalls erhoffte. Und sie wurde nicht enttäuscht. Seit 2013 trainiert sie erfolgreich mit Emanuel und Elias Ernst. „Die beiden geben mir unfassbar viel Herzblut und Begeisterung im Turniersport mit auf den Weg“, schwärmt sie.
Sage und schreibe 37 Teilnehmer gingen im Limited Trail an den Start. In einem gemischten Starterfeld aus Profis und Amateuren konnte sich die Amateurreiterin Pia Lipps mit Hoos The One an die Spitze setzen. Hoos The One aus der Zucht von Günther Fischer kam dreijährig zu Pia. Da war er etwa 30 Tage unterm Sattel. Seine weitere Ausbildung hat Pia dann selbst übernommen. Mit fünf Jahren ging er seine erste Allroundsaison und zeigte sich da auch sehr zuverlässig in der Showmanship. Inzwischen hat sich der siebenjährige Wallach toll entwickelt und wurde ruhiger und erwachsener. Über den Winter konnten die beiden neben der Showmanship viel am Trail arbeiten und das hat sich nun ausgezahlt.
In der Abendsonne am letzten Turniertag fand die Series Ranch Riding statt. Beide Richter waren sich hier einig und gaben einen 77er Score für den Ritt von Janine Petschnig und Sailin Tucker. Die 25-jährige Österreicherin wechselte bereits 2018 vom Amateur ins Openlager, während Tucker in die großen Fußstapfen ihres Erfolgspferdes Dry Dust City trat, der mit Janine u. a. 2017 mit 19 Jahren European Reserve Champion im Amateur Trail wurde.
Der komplett Reining gezogene und ausgebildete Tucker ist seit fünf Jahren bei Janine und wurde von ihr auf Trail und Ranch Riding umgestellt. Bereits im letzten Jahr gewannen Janine und Tucker den Series Limited Trail Vorlauf während der Bavarian Spring Classic.
Insgesamt 35 Bayerische Meistertitel wurden in durchweg gut besuchten Klassen vergeben. Eine Show der Extraklasse, die bewies, dass auch zu Zeiten von Corona der Westernreitsport nicht stillsteht!

Text: Milena Kalat/Corrie Fuhr, Fotos: Art & Light Photography