Weidehaltung bei 25 Grad +

Haltungs-Check

Die letzten Sommer machten durch anhaltende Hitze und lange Trockenperioden ihrem Namen alle Ehre und auch dieses Jahr wird wieder Sonne satt prognostiziert. Bereits im Frühjahr mangelte es an Wasser, so dass das Weideland besonders sorgfältig portioniert und damit parzelliert werden muss. Auch wenn unsere American Quarter Horses hart im Nehmen sind und sengende Hitze im Südwesten der USA sommerlicher Alltag ist, hier Haltungstipps zum gelungenen Weidesommer in Good Old Germany.

Seit Jahren wird uns Zweibeinern eingetrichtert, dass ausreichend hoher Sonnenschutz das A & O ist, wenn wir uns draußen bewegen. Unsere Pferde sind aktuell häufig ganztags der prallen Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Was viele immer noch nicht wissen: Pferde mit großen weißen Abzeichen und unpigmentierter Haut leiden ebenso schnell unter schmerzhaftem Sonnenbrand wie Menschen mit empfindlicher, heller Haut. 

Zusätzlich können bei Weidepferden bestimmte Pflanzen eine sogenannte Photosensibilisierung auslösen. Dazu gehören Jakobskreuzkraut (das Zeug gehört ohnehin nicht auf die Weide!), Johanniskraut, Hahnenfuß, Buchweizen und Klee.

Häufig werden die ersten Anzeichen von Sonnenbrand nicht erkannt, weil das – in diesem Fall meist helle – Fell die geröteten Hautstellen überdeckt und man schon sehr genau hinschauen muss, um die Rötung darunter zu entdecken. Nach der Rötung bilden sich im weiteren Verlauf Blasen und Pusteln. Bei großflächiger Schädigung der Haut können sich ganze Placken vom Unterhautgewebe ablösen und nässende, schlecht heilende Wunden zurücklassen, die äußerst schmerzhaft sind und entsprechend lange zum Abheilen brauchen. 

Sonnenschutz am Pferd

Bereits eine gut sitzende Fliegenmaske mit integriertem Nüsternschutz, die übrigens auch für Sonnenschutz an den Augen sorgt, kann bei langer Blesse und rosa Haut im Bereich der Nüstern die Lösung sein. Auf Nummer Sicher geht man aber mit Sonnencreme mit möglichst hohem Lichtschutzfaktor und Sunblocker. Neben duft- und konservierungsmittelfreien Produkten aus dem Drogeriemarkt werden mittlerweile auch spezielle Produkte für Pferde angeboten, die in ihrer Zusammensetzung speziell auf die Pferdehaut abgestimmt sind und sich zudem problemlos wieder aus dem Fell waschen lassen und nicht verkleben.

Da Pferde mit weißen Abzeichen an den Beinen häufig auch sehr empfindliche Haut in der Fesselbeuge haben, auch diese Region beim Eincremen nicht vergessen!

Pferde mit Plattenscheckung können übrigens sonnengereizte Haut bis hin zum Sonnenbrand auch am Körper bekommen, nämlich dann, wenn die Haut unter dem weißen Fell unpigmentiert ist. Da diese Partien nicht mit Sonnenschutzmitteln eingecremt werden können, empfiehlt sich eine lichtreflektierende Fliegen- oder gar Ekzemerdecke. Diese Decken sind aus extrem luftigem Material, so dass die meisten Pferde diese tragbaren Schattenspender genießen. 

Bitte kühlen!

Nichts erfrischt bei großer Hitze mehr als klares Wasser – aber bitte nicht zu kalt!

Nach dem Training lassen wir unseren vierbeinigen Athleten erst einmal abdampfen und waschen ihn mit handwarmem Wasser und einem Schwamm ab. Tipp: Vor dem Reiten einen Eimer Wasser in die Sonne stellen, dann ist das Wasser angenehm temperiert. Danach können dann zunächst die Beine mit Wasser aus dem Schlauch gekühlt werden. Man beginnt an den Hinterbeinen, dann folgen die Vorderbeine und schließlich tastet man sich langsam mit einem weichen Strahl weiter Richtung Bauch, Schultern und Rücken vor. Dabei genau beobachten, was dem Pferd noch angenehm ist bzw. ob es sich verspannt.

Viele Reitanlagen bieten ihren Pferden spezielle Pferdeschwemmen, wo das Pferd sich langsam von unten abkühlen und Schritt für Schritt je nach Belieben eintauchen kann. Eine tolle Sache für jedes AQH!

Wasser raus aus dem Pelz!

Auch wenn es noch so heiß ist: Nach dem Bad sollte das Pferd immer abgezogen werden, um das im Fell stehende Wasser möglichst gründlich zu entfernen. Verbliebenes Wasser im Fell kann sich unangenehm erwärmen oder – wenn ein frisches Lüftchen weht – empfindlich kühl für die Muskulatur des Pferdes werden.

Haut bei 25 Grad + Hochzeit für Ekzemer

Ob ausgewiesener Sommerekzemer oder einfach nur extrem von stechenden Insekten genervter Vierbeiner, nun ist die Zeit, wo gejuckt, gekratzt und gescheuert wird, wo immer sich die Möglichkeit bietet. 

Das Sommerekzem ist eine nachweisbare allergische Reaktion und wird durch Kriebelmücken, Gnitzen und stechenden Culexmücken ausgelöst. Dort, wo die Insekten zustechen und ihren Speichel hinterlassen, beginnt beim Allergiker das große Jucken. Meist sind dies Bauchnaht, Euter und Schlauchregion, Mähnenkamm und Schweifrübe, denn dort können sich die winzigen Flieger am besten niederlassen. 

Wie bei jeder Allergie gilt: Es sollte erst gar nicht zum auslösenden Moment, sprich dem Stich kommen. Insofern ist Vorbeugung mit wirksamen Repellents oder Ekzemerdecken die beste Therapie. Bei leichtem Ekzem mag es ausreichen, die entsprechenden Körperregionen dick mit Vaseline oder Heilerde einzucremen, bei ausgeprägter Ekzembereitschaft kommt man um Sprays, Decke, Lotionen und Cremes bis hin zum vom Tierarzt verordneten Cortison nicht herum. Ein angepasstes Stall- und Weidemanagement, das die Flugzeiten der Insekten beachtet, kann zusätzlich eine Vermeidungsstrategie sein bzw. für Linderung sorgen.

Aber auch die Haut von Pferden ohne Sommerekzem leidet im Sommer unter den Insekten, der Hitze und der Trockenheit. Neben der Pflege mit entsprechenden (Juckreiz lindernden) Mitteln sollte auch immer ein Auge auf die Fütterung gelegt werden. Die ausreichende Versorgung mit Vitaminen, Mengen- und Spurenelementen – besonders mit Zink – spielt für die Hautgesundheit eine enorm wichtige Rolle!

Schau mir in die Augen…

Nicht nur penetranten Fliegen können unseren Vierbeinern gehörig ins Auge gehen, auch UV-Strahlen, Staub, Gräserpollen und andere Dinge, die durch die Sommerluft schwirren, setzen den empfindlichen Sehorganen zu. Kein Wunder, dass viele Pferde im Sommer regelmäßig mit Tränenfluss und dauerhaft gereizten Bindehäuten zu tun haben. Kommen nun noch Bakterien dazu, ist sie da, die akute Bindehautentzündung. Hier ist rasche und vor allem konsequente Behandlung wichtig, denn ohne Eingreifen entwickelt sich schnell ein chronischer Verlauf. 

Wichtig: Bei der Reinigung der Augen immer auf größtmögliche Hygiene achten Einmal-Waschlappen sind das Mittel der Wahl oder zuvor im Plastikbeutel bereit gelegte Baumwollwaschlappen (die können immer wieder bei 60 Grad gewaschen werden). Zum Befeuchten der Lappen eignet sich isotonische Kochsalzlösung aus der Apotheke oder der Kontaktlinsenpflege. Keinesfalls mit Reinigungslotionen versehene Feuchttücher verwenden! Nach der Reinigung wird eine Augensalbe gegen Bindehautentzündung so häufig wie möglich auf die Bindehaut aufgetragen. 

Zeigen sich schmieriger, gelblicher Ausfluss am/im Auge, Farbveränderungen an der Hornhaut oder besteht der Verdacht auf Fremdkörpereinwirkung – meist erkennbar, dass das Pferd das Auge „zukniept“ und eine Schwellung zu sehen ist – sollte man nicht zögern, den Tierarzt zu rufen!

Nicht am Augenschutz sparen!

Mittlerweile sieht man kaum noch ein Pferd „oben ohne“: Gemeint sind Kopfmasken, die Augen und Ohren des Pferdes nicht nur vor Insekten, sondern auch vor übermäßiger Sonneneinstrahlung und sogar Staub und Pollen schützen. 

Varianten mit Nüsternschutz, speziellem UV-Schutz und halbseitiger Abdunkelung für erkrankte Augen sind ebenso erhältlich wie angenehm sitzende Modelle aus Stretchmaterial in Kombination mit großen Augennetzen und gut sitzendem Ohrenschutz, die sogar beim Reiten tolle Dienste leisten. 

Fliegenmasken sollte übrigens regelmäßig gewaschen werden, damit unser AQH jederzeit den Durchblick hat!

Wundversorgung

Kleine Verletzungen bleiben auch im Sommer nicht aus, sollten aber schnell entdeckt und behandelt werden, um Wundinfektionen zu vermeiden. Die meisten kleinen Schrammen und Kratzer können selbst behandelt werden. 

Zunächst wird die Wunde gesäubert. Hierzu eignen sich jodhaltige Tinkturen, die man aufträgt oder mit Hilfe von Kompressen auf die Haut auftupft. 

Für eine bessere Heilung und um zu verhindern, dass Wundflüssigkeit Haare und Haut verklebt, sollte überstehendes Haar vorsichtig um den Wundrand herum abgeschnitten werden. Nach dem Säubern der Wunde wird großflächig eine antiseptische Salbe aufgetragen, die im Idealfall auch den Anflug von Insekten verhindert. Während der Wundheilung muss die Wunde immer wieder sorgfältig kontrolliert und gepflegt werden, bis sie sich durch neu gebildetes Gewebe verschlossen hat. 

Das gewisse Etwas bei 25 Grad +

Bei der Frage „Elektrolyte zufüttern, ja oder nein?“ geht es immer darum, wie stark und wie viel ein Pferd schwitzt – nicht, welche Anstrengung es dafür aufbringen musste. Salzverlust entsteht durch starkes Schwitzen. Und dazu braucht es noch nicht einmal besonders hartes Training. Ein langer Aus- oder Wanderritt oder extreme Hitze an einem ganz normalen Weidetag können schon zu einem enormen Verlust wichtiger Mineralsalze wie Natrium, Chlorid und Kalium führen. Diese wichtigen Stoffwechselhelferlein sorgen dafür, dass der osmotische Druck im Zellgewebe aufrechterhalten wird und greifen regulierend in den Nährstoff- und Flüssigkeitsaustausch im Gewebe sowie den Säuren-Basen-Haushalt ein. 

Elektrolyt-Präparate gleichen einen eventuellen Verlust an Salzen aus. Sie sind als lösliches Pulver, pelletiert, flüssig oder in Pastenform erhältlich. Einige Produkte enthalten zusätzlich Antioxidantien und Vitamine der B-Gruppe, die den Muskelstoffwechsel positiv beeinflussen sollen und so gerade für stark beanspruchte Vierbeiner einen Zusatznutzen haben können. Elektrolyte sind natürlich dopingfrei und können unmittelbar nach erbrachter Leistung verabreicht werden!

Viele werden nun erstaunt sein, wenn sie den nächsten Fütterungstipp lesen: Auch im Sommer darf es ab und an ein hochwertiges Mash geben. Denn: Vielerorts sind die Weiden bereits stark abgefressen, so dass die Pferde häufig neben Gras auch noch Sand und Erde verspeisen. Dies kann in Verbindung mit zu geringer Flüssigkeitszufuhr zu Trägheit im Magen-Darm-Trakt führen. Bekanntlich bringt ein Mash, eventuell sogar noch mit einer Handvoll Glaubersalz versetzt, die Verdauung wieder in Gang. Und schmecken tut es ohnehin jedem Pferd, auch kalt gefüttert!

Hufe bei 25 Grad + Baustelle am unteren Ende des Pferdes

Harte Böden, trockene Weiden und viel – eigentlich ja erwünschte – Bewegung strapazieren auch die Hufe des noch so toughen Langstrecken-AQH. Barhuf laufende Pferde stoßen selbst bei knallharten Hufen im Sommer häufig an ihre Grenzen und benötigen dann zumindest einen Interims-Hufschutz. Das kann ein leichter Beschlag sein, aber auch gezielt genutzte Hufschuhe.

Beschlagene Pferde haben weniger Probleme mit dem Abrieb, aber die anhaltende Trockenheit setzt ihren Hufen ebenso zu.

Wichtigstes Anliegen bei Hitze und Trockenheit ist es, die Elastizität des Hufhorns aufrecht zu erhalten. Nur elastisches Hufhorn sorgt für einen optimal funktionierenden Hufmechanismus und damit auch für das gewünschte Hufwachstum. Oberstes Gebot ist deshalb, dass das Horn auch während extremer Trockenheit mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt wird. Und nein: Dies geschieht nicht durch kurzes Wässern und darauffolgendes Einfetten!

Feuchtigkeitspflege fürs Hufhorn

Die richtige Feuchtigkeitspflege für den Huf besteht aus langfristiger Versorgung des Hufes mit Feuchtigkeit. Ideal ist der Morgen- oder Nachttau auf der Weide, um das Horn auf natürliche Weise zu durchfeuchten. Aber inzwischen hat sich auch die Industrie etwas einfallen lassen, um Pferden, die nicht in den Genuss von taufrischen Wiesen kommen, zu helfen: Spezielle Hufglocken, deren Innenseiten mit Vlies oder Granulat gefüttert sind und zuvor gewässert für einen bestimmten Zeitraum an den Pferdehuf angebracht werden, leisten tolle Dienste. So erhält trockenes Horn ausreichend Feuchtigkeit. Nach dem – längeren – Befeuchten können noch entsprechende Sommerpflegemittel, zum Beispiel feuchtigkeitsspendende bzw. –bewahrende Gels aufgetragen werden.

Reiten bei 25 Grad +

Wie lange haben wir uns die sommerlichen Temperaturen herbeigesehnt und stellen nun fest, dass es uns bei großer Hitze doch nicht so leicht fällt, aufs Pferd zu steigen. Verschiedene Strategien lassen uns den täglichen Ritt dann doch mit einem Lächeln beenden. Klettern die Temperaturen gen 30 Grad, sollte man sein AQH am besten im Schatten reiten. Klar im Vorteil sind hier die Cowboys und Cowgirls, die die Möglichkeit haben, kühle, schattenspendende Waldgebiete aufsuchen zu können. 

Wer in eher waldarmen Regionen reitet, sollte die frühen – die wirklich frühen – Morgenstunden nutzen, bevor die Sonne Felder und Wiesen in sengende Hitze taucht. Zusätzlicher Vorteil: Um diese Uhrzeit wird man noch nicht von allzu vielen Insekten geplagt. Ein abendlicher Ritt ist auch wesentlich angenehmer als Training in der Mittagshitze – allerdings ist die Luft nach einem Sommertag abends bei weitem nicht so frisch und klar wie morgens. 

Wer sich eine Trainingseinheit auf die Agenda geschrieben hat, dreht seine Runden im Schatten der gut gelüfteten Reithalle, das ist meist für Pferd und Reiter weniger schweißtreibend als auf dem sonnendurchfluteten, staubigen Reitplatz. Als Reiter kann man sich das Leben enorm erleichtern, wenn man darauf achtet, einen gut belüfteten Reithelm zu tragen: Er sorgt nicht nur für die Sicherheit, sondern auch für Schatten auf dem Kopf bei optimaler Belüftung. Wer so gar nicht mit Helm reiten möchte, sollte dennoch nicht auf die Kopfbedeckung verzichten, denn sonst wird der Ritt in der Sonne schnell mit Kopfschmerzen quittiert. Und: Auch für den Reiter gilt, dass er ausreichend trinken muss. Für längere Ausritte also ruhig eine Trinkflasche an den Sattel hängen, dafür ist der Westernsattel schließlich gemacht!

Übrigens: Anspruchsvolle Lektionen im flotten Schritt reichen bei sommerlich heißen Temperaturen aus, um den Vierbeiner physisch und psychisch auszulasten. Und keine Sorge, schnelle Zirkel und lange Galoppaden sind bald wieder möglich, denn keine Hitzewelle dauert ewig! 

Text: Friederike Fritz, Foto: S. Mertz